Für ein gutes Miteinander

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„Engel der Kulturen“ aus weißem Sand entstanden gestern am Rathaus, an der Graserschule und am Herkulesbrunnen auf dem Markt. Da machten die Kinder gerne mit. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Bereits seit Monaten hatten sich Vereine, Schulen und Kindergärten auf die Kunstaktion „Engel der Kulturen“ vorbereitet. Gestern rollte das große Eisenrad mit Kreuz, Halbmond und Davidstern durch die Innenstadt. Beim Abschluss an der Schlossgalerie betonten Geistliche der christlichen und islamischen Gemeinde die Gemeinsamkeiten der Religionen.

 
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Abraham sei der Urvater des islamischen, christlichen und jüdischen Glaubens, hatte der türkische Imam Memethan Mustafa in einer Koransure vortragen. „Es gibt mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede“, ließ er übersetzen und hob den gemeinsamen Ursprung hervor. Im Großen und Ganzen seien alle Gläubigen gleich. Sie glaubten an Engel, das Leben nach dem Tod und gingen Pilgern, wenn auch mit unterschiedlichen Zielen.

Vorbehalte und Abgrenzung

Weitere Redner warben dafür, ins Gespräch zu kommen. Nur in der Begegnung mit Geduld und Gelassenheit könne man sich kennenlernen. So auch Xhaviet Mustafa, der Vorsitzende des Integrationsbeirats. Wie er sagte, leben über 8000 Bürger aus mehr als 40 Ländern in Bayreuth. Trotz aller Normalität im Alltag gebe es immer noch Vorbehalte und Abgrenzung. „Das Kunstprojekt soll bewusst machen, dass wir in aller Vielfalt zusammengehören“, so Mustafa.

Gestern vor genau einem Jahr hat der Integrationsbeirat seine Arbeit aufgenommen. Zehn Monate dauerte die Vorbereitung für den „Engel der Kulturen“. Gegen 11.30 Uhr hatten sich dann rund 250 Menschen vor dem Rathaus und dem großen Eisenrad mit den Symbolen Kreuz, Halbmond und Davidstern versammelt. Vor dem Eingang das Rathauses entstand der erste Engel aus Sand auf dem Pflaster.

Engel aus Sand

Anschließend zog die Abrahamkarawane mit dem Eisenrad an der Spitze hinüber zur Graserschule. Dort waren die Schulkinder bereits vorbereitet. Ein weiterer Engel aus Sand entstand auf dem Schulhof.

Die Karawane rollte das Eisenrad hinauf auf den Markt an den Herkulesbrunnen. Dort trug der Student Codjo Victor Kpokpoya aus Benin ein afrikanisches Märchen vor. Nach Musik und einer Ansprache von Valentina Dumitru vom Integrationsbeirat entstand ein weiterer Sandengel.

Für eine Säule aus Engeln in Jerusalem

Sodann zog der „Engel der Kulturen“ weiter zum La-Spezia-Platz. Dort ließen die Vertreter der Religionsgemeinschaften und der Stadt eine Bodenintarsie ins Pflaster ein. Mit einem Schneidbrenner wurde dann mit Hilfestellung des Künstlers Gregor Merten ein weiterer „Engel der Kulturen“ aus einer 20 Millimeter dicken Eisenscheibe geschnitten. Dieser Engel soll mit weiteren mehr als 100 Formen eine Säule in Jerusalem bilden. Das werde im Jahr 2019 geschehen, sagte die Künstlerin Carmen Dietrich.

Der verbliebene Ring der Eisenscheibe mit Kreuz, Halbmond und Davidstern wird als weitere Bodenintarsie in Breisach eingebaut. Während der Aktion an der Schlossgalerie trug der Zamirchor mehrere Lieder vor. Junge Flüchtlinge hatten einen Imbiss vorbereitet und Kinder führten Tänze vor. Dabei zeigte sich auch, wie weit die Völkerverständigung bereits vorangeschritten ist. Beim Kindertanz zum deutschen Schlager Rosamunde klatschten sowohl die deutschen wie auch die türkischen Frauen begeistert mit.

Vielschichtige Idee

Dass der „Engel der Kulturen“ überhaupt in Bayreuth gelandet ist, hat die Stadt ihren Neubürgern Frank und Manon Schurtz zu verdanken. Der gebürtige Dresdner erlebte die Aktion bereits in Worms. Überzeugt von der vielschichtigen Idee, rannte er im Rathaus die Türen ein, bis er über die städtische Pressestelle schließlich zum Integrationsamt gelangte.

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