Für den DTM-Star heißt es: Nach der Saison ist vor der Saison Gary Paffett: Harte Arbeit statt Urlaub

Zur Abwechselung mal auf dem Auto statt hinter dem Lenkrad: Gary Paffett in Bayreuth. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Seine erste Station nach Saisonende war Bayreuth. Gary Paffett, einer der Stars der DTM (früher Deutsche Tourenwagen-Masters), gab auf Einladung seines Sponsors vor dem Elektro-Fachgeschäft Baumann fleißig Autogramme, ließ sich knapp zwei Stunden lang mit den Fans fotografieren.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Zwischendurch gab der 33 Jahre alte britische Mercedes-Pilot dem Kurier ein Interview, in dem er nach einer schwachen Saison gestand: „Wir müssen herausfinden, wie wir uns verbessern können.“

Die DTM-Saison ist vorbei, was steht für Sie nun in den nächsten Wochen an neben Sponsor-Terminen wie dem heute in Bayreuth? Übrigens: Waren Sie schon mal in Bayreuth?
Gary Paffett: Nein, ich bin in der Tat zum ersten Male in Bayreuth. In den vergangenen Jahren habe ich allerdings verschiedene Euronics-Läden rundherum in Deutschland besucht. Ja, die Saison ist vorbei, jetzt können wir aber nicht ausruhen, sondern müssen herausfinden, wie wir uns verbessern können und was im Winter zu tun ist. Wir müssen hart arbeiten, wenn man das Jahr betrachtet, das hinter uns liegt. Also nichts mit viel freier Zeit. Aber es gibt trotzdem schon die Möglichkeit, ein bisschen Urlaub zu machen. Jetzt etwas Zeit mit der Familie – wir haben drei Jungs im Alter von zehn, acht und sechs Jahren – zu verbringen, ist wichtig, um die Akkus aufzuladen.

Anspruch der Fans

Hans Werner Aufrecht, Vorsitzender vom Rechtevermarkter ITR, hat Veränderungen in der DTM angekündigt („Die Rennen müssen am Lenkrad entschieden werden und nicht am Computer“); die Fahrer – so heißt es – wollen mehr Rennen, mehr Show. Ist das auch in Ihrem Sinne?
Paffett: Wir wollen auf der Piste richtig schöne Rennen liefern. Das Publikum hat daran Spaß, und auch die Fahrer wollen richtige Fights. Deshalb bemühen sich die Piloten um mehr Rennen; zehn pro Saison – wie jetzt – sind nicht genug. Mit mehr Veranstaltungen steigen zwar auch die Kosten für die Teams, aber die Fans und auch wir Fahrer wollen mehr. Und die Show? Muss sicher besser werden. Natürlich ist die DTM in erster Linie ein Sportwettkampf, in dem die Ingenieure versuchen, dass das beste Auto gewinnt. Auf der anderen Seite brauchst du auch Unterhaltung. Es gilt, die richtige Balance zwischen beidem zu finden. Viele Motorsportfans schalten den Fernseher ein, viele kommen zu den Rennen, zahlen Eintritt, feuern uns an, da haben sie auch den Anspruch, gut unterhalten zu werden. Aber der Sport muss ihnen auch gut nahegebracht werden. Die Leute dürfen nicht rätseln, sondern müssen bei allem Spaß, den sie haben, auch verstehen, warum etwa die Autos – mit den verschiedenen Reifen – so unterschiedlich schnell unterwegs sind.

Sie waren 2005 DTM-Champion und viermal Zweiter, zuletzt 2012. Das Jahr 2014 aber gehörte nicht zu Ihren besten. Was waren die Gründe?
Paffett: Ich war ja lange erfolgreich in der DTM. Nun aber gab es eben eine harte Saison ohne jeden Sieg, ohne jeden Podiumsplatz. Am Anfang war Mercedes in diesem Jahr nicht das konkurrenzfähigste Auto. Das wurde aber besser, dann machten wir jedoch Fehler, wählten die falsche Taktik oder hatten einen Unfall. Wir haben somit große Chancen leider nicht genutzt. Das Gute daran ist: Ich weiß ganz genau, woran es lag und was jeweils schief gelaufen ist. So haben wir als Team auch die Möglichkeit, das 2015 besser zu machen.

Schlecht auch für Mercedes

Mercedes gelangen immerhin drei Erfolge (durch Vietoris, Wickens, Wehrlein), doch die anderen Hersteller holten mehr Punkte. Muss Mercedes etwas tun, um noch besser mit Audi und BMW mithalten zu können?
Paffett: Wir änderten und ändern ja laufend eine Menge, das betrifft Personalien und auch die Art, wie wir arbeiten. Es war nicht nur für mich persönlich, sondern auch für Mercedes-Benz die schlechteste Saison in der DTM. Eine harte Zeit, und so heißt es nun, auch im kommenden Winter wieder einiges zu ändern, um wieder wettbewerbsfähig zu werden.

Fahren die „jungen Wilden“ zu wild in der DTM? In Ungarn mussten Sie nach der ersten Runde wegen eines unverschuldeten Unfalls aufgeben, am Nürnberger Norisring kollidierten sie mit Martin Tomczyk. Wünschen Sie sich manchmal mehr Respekt?
Paffett: Sie haben Tomczyk erwähnt, das ist ja kein Junger mehr (32 Jahre alt ist der Rosenheimer; d. Red.). Somit sollten nicht nur die Jungen etwas mehr Respekt haben. Aber ich habe einen generellen Trend festgestellt: dass so mancher einfach zu aufgeregt ins Rennen geht. Es war ja nicht nur Ungarn, wo ich in der zweiten Kurve abgeschossen wurde, auch in Hockenheim passierte es gleich am Anfang. Es ist schon frustrierend. Aber jeder ist ja lernfähig . . .

In Formel 1 involviert

Lange Jahre sind Sie schon Testfahrer für McLaren in der Formel 1.
Paffett: Meine Priorität liegt aber klar in der DTM, da kann ich schließlich Rennen fahren. Die Tests in der Formel 1 sind interessant; es ist gut, dort involviert zu sein. Das praktische Testen im Auto auf den Rennstrecken ist aber sehr limitiert und wird vor allem genutzt, um die jungen Fahrer Erfahrungen sammeln zu lassen. So spielt sich für mich vieles am Simulator ab.

Wie sehen Sie das Titelduell Hamilton gegen Rosberg?
Paffett: Das wird sich wohl bis zum letzten Rennen hinziehen, wenn doppelte Punkte vergeben werden. Da kann alles passieren. Beide hatten gute Rennen, machten aber auch Fehler und kamen nicht ins Ziel. Lewis Hamilton ist derzeit obenauf, aber es war auch beeindruckend, wie Rosberg zuletzt nach einem schlechten Start noch zurückgekommen und nach vorn gefahren ist.

Autor

Bilder