Früheres Bundesbankareal Einige Anwohner: Bäume nehmen sehr viel Sonnenschein weg

Peter Engelbrecht
Das Areal hinter dem früheren Bundesbankgebäude (links) könnte hauptsächlich von Baumfällungen betroffen sein. Foto: Bastian Priemer

Nicht alle Anwohner lehnen eine Fällung der Bäume auf dem früheren Bundesbankareal ab. Sie beklagen vielmehr den ungepflegten Zustand und den Schattenwurf.

 
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In Sachen Baumfällantrag auf dem Areal der früheren Bundesbankfiliale in der Rosestraße 7 gibt es offenbar auch Anwohner, die dies notgedrungen befürworten.

Kai-Alexander Markus hat sich im Zuge der Übergabe von 671 Unterschriften für den Erhalt der Bäume an den Oberbürgermeister an unsere Zeitung gewandt und Folgendes angemerkt: Er sowie mehrere Anwohner würden sich auch über den Erhalt der Bäume freuen, „aber nicht unter den momentanen Umständen.“ Denn diese seien nicht gepflegt und seit vielen Jahren – seit die Firma Giera das Areal gekauft hat – nicht mehr zurückgeschnitten worden. „In diesem Zustand nehmen sie uns sowie anderen Anwohnern sehr viel Sonnenschein weg, sie ragen weit über die Grundstücksgrenzen und stellen bei Stürmen eine Gefahr dar. Somit wären wir durchaus für deren Fällung, da ein Zurückschneiden leider nicht zu erwarten ist. Deshalb haben wir uns und mehrere andere Anwohner auch nicht an der Unterschriftenaktion beteiligt“, schreibt Markus.

Die Gärten hinter der ehemaligen Bank seien klein und wegen der Bäume müsse man teilweise den Kopf in den Nacken legen, um überhaupt noch den Himmel sehen zu können (Raithelstraße und Weberhöfe). „Unter diesen Umständen sind wir lieber für deren Fällung, weil wir nicht glauben, dass die Firma Giera diese bei einer Erhaltung zurückschneiden wird und den Baumbestand weiter pflegt.“

Es erscheint Markus wichtig, noch einmal zu betonen, dass er nicht für die Fällung wäre, wenn die Bäume gepflegt werden würden. Ein Zurückschneiden und Pflegen sei übrigens ein Konsens in der gesamten Nachbarschaft, allerdings geschehe das seit Jahren nicht mehr „und die Bäume wachsen in den Himmel.“ Leider verpflichte Eigentum in diesem Fall zu wenig, denn wahrscheinlich könne man die Firma Giera nicht zwingen, sich endlich um diese Bäume zu kümmern. „Daher wäre das Fällen für uns zwar eine bedauerliche, aber leider auch die einzige Möglichkeit, wieder mehr Licht und Sonne zu erhalten.“ Die Firma Giera stelle sich von Jahr zu Jahr taub und tue nichts. Es würde ja auch etwas kosten.

Andere Nachbarn wiederum störten sich auch an den hohen Bäumen, hätten aber unterschrieben, weil die Gerüchteküche brodelt. Und da wären ihnen die hohen Bäume lieber. Es sollte an die Öffentlichkeit gelangen, dass es hier einen schönen Baumbestand gebe, um den sich die Immobilienfirma aus Profitgründen nicht kümmere. Alle zwei, drei Jahre Bäume zurückzuschneiden sei halt teurer, als sie zu fällen. „Aber wenn gar nichts passiert, könnten wir auch mit einer Fällung leben, obwohl das sehr bedauerlich wäre.“

Wie Bastian Priemer von der Interessengemeinschaft für den Erhalt der Bäume erklärte, ist er bereit, für ein einmaliges Zurückschneiden 5000 Euro zu spenden.

Der Eigentümer des Areals, der Immobilienmakler Harald Giera, erläuterte, dass auf dem Kanal, der Grundwasser vom Gebäude ableitet, 16 Bäume stehen. Deren Wurzeln würden den Kanal „ständig zerstören“. Für diese Bäume, die unter die Baumschutzverordnung fallen, hat er einen Fällantrag bei der Stadt gestellt, um den Kanal anschließend sanieren zu lassen. Laut Giera raten Experten von einer Kanalsanierung mittels sogenannter Inliner ab, da sie keine Gewährleistung übernehmen wollten. „Ich will etwas machen, was langfristig Bestand hat“, betonte Giera. Er habe die Bäume das vergangene halbe Jahr nicht gepflegt, da er ja den Fällantrag laufen habe. Er habe keine Veranlassung, die Bäume für 3000 bis 4000 Euro in der Höhe zu kürzen, wenn ohnehin die Fällgenehmigung erteilt werde. Da sich die Genehmigung hinziehe, werde sich eine mögliche Fällung bis ins neue Jahr verzögern. Betroffen seien die Bäume hinter dem früheren Bundesbankgebäude. Das werde aber erst konkret klar sein, wenn der tatsächliche Kanalverlauf erkennbar sei. Giera wusste beim Kauf nichts von dem Kanal und dem Abpumpen des Grundwassers. Dafür hatte die Bundesbank auch keine Genehmigung der Stadt.

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