Früh übt sich auf dem Kreisjugendfeuerwehrtag Glashütten: 300 Kinder und Jugendliche kämpfen um die Zukunft der Feuerwehr

Von Thorsten Gütling

Blaue Schutzanzüge, gelbe und rote Helme soweit das Auge reicht. 142 Jugendliche sind am Samstag an die Grundschule Glashütten gekommen. Um eine Prüfung abzulegen, die Leben retten kann. Es zeigt sich: Nachwuchssorgen haben die Feuerwehren im Kreis nicht. Die Probleme sind ganz anderer Natur.

 
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25  Sekunden. Länger brauchen Ulli Neuner aus Reizendorf und Jacob Adelhardt aus Hintergereuth nicht. Dann sitzt der Knoten, an dem im Ernstfall Menschen über viele Höhenmeter auf- oder abtransportiert werden könnten. Brustgurt mit Spierenstich, hießt der und um die Prüfung ohne Puntabzug zu bestehen, hätten die beiden 16-Jährigen sich 40 Sekunden lang Zeit lassen können. So aber sagt Schiedsrichter und Kreibrandmeister Konrad Bauer: "Das ist eine Spitzenleistung." Die beiden Jungs sagen: "Dafür haben wir auch lange geübt."

Kinder bei der Stange halten

Neben all den Jugendlichen auch 166 Kinder. Die kleinsten gerade einmal fünf Jahre alt. Sie alle wollen später einmal Feuerwehrmänner und Feuerwehrfrauen werden. Zunächst gilt es aber, die Angst vor dem schweren Gerät, vor den Schutzanzügen und Atemschutzmasken zu verlieren. Jürgen Hermann aus Seybothenreuth zeigt den Kindern, wie ein Feuerwehrmann in voller Montur aussieht. Und wie es sich anhört, wenn einer durch eine Atemmaske Sauerstoff aus der Flasche atmet. "Wie Darth Vader", sagt einer. "Irgendwie unheimlich", ein anderer. "Aber es ist immernoch der Jürgen", erklärt die Kinderfeuerwehrbeauftragte Christina Jäger. "Also kein Grund, sich im Schrank zu verstecken, wenn er kommt, wenn's brennt."

"Hier geht's um Teamwork"

"Erik, Erik, Erik!" Außen auf dem Sportplatz robbt der Zwölfjährige aus Waischenfeld durch den Parcours. Ein nasser Schwamm muss zum Eimer, dort ausgewunden und wieder zurückgetragen werden. Die Zeit läuft und die Kameraden von der Kinderfeuerwehr feuern ihn an. "Hier geht's um Teamwork", sagt die Sprecherin der Feuerwehren im Landkreis, Carolin Rausch. Und darum, die Kinder bei der Stange zu halten, bis sie alt genug für die Jugendfeierwehr sind. Damit sie der Feuerwehr bis dahin nicht den Rücken zugekehrt haben. Durch Sportvereine und andere Freizeitangebote. Der Markt ist ein harter geworden.

Jugendfeuerwehren wachsen

Immerhin: Die Zahl der Jugendlichen und Kinder in den Feuerwehren im Landkreis steigt. Vor allem dank der Mädchen. Sie machen heute schon ein Drittel aller jugendlichen Feuerwehrleute im Kreis aus. Von den 197 Wehren im Landkreis haben mittlerweile 115 eine Jugendfeuerwehr. Zu den rund 7600 Feuerwehrleuten im Kreis gesellen sich also gut 900 Jugendfeuerwehrleute. Immerhin schon 24 Wehren im Kreis verfügen über eine Kinderfeuerwehr. Seit acht Wochen sind deshalb vier Kinderfeuerwehrbeauftragte wie Christina Jäger im Einsatz.

1006 Einsätze im vergangenen Jahr

Genauso die Zahl des Nachwuchses steigt aber auch die Zahl der Einsätze. Die Feuerwehren sind an ihrer Leistungsgrenze angelangt, sagt Rausch. Immer mehr technische Geräte und immer mehr Verkehr hätten die Zahl der Einsätze von 289 im Jahr 1989 auf über 1000 im vergangenen Jahr getrieben. Gleichzeitig hätten die Feuerwehren gerade auf dem Land immer größere Probleme, die Hilfsfrist zu wahren. Weil das Land immer weniger Arbeitsplätze vorhalte. Immer neue Technik müsse also auch bei der Feuerwehr Einzug halten. Damit wenige Feuerwehrleute die gleiche Arbeit leisten könnten wie viele.

Immer mehr technische Hilfe

1006 mal rückten die Feuerwehren im vergangenen Jahr im Landkreis Bayreuth aus. Ein Jahr zuvor waren es 1043 Einsätze. Feuerwehrsprecherin Carolin Rausch sagt, die Zahlen bewegten sich seit Jahren auf konstant hohem Niveau. Allerdings steige die Zahl der Einsätze, die nur mit erheblichem materiellen und personellen Aufwand zu bewältigen seien. So geht aus der Einsatzstatistik für das Jahr 2014 hervor, dass es sich bei weniger als einem Viertel aller Einsätze um das Löschen von Bränden handelte. Insgesamt 616 Mal ging es im vergangenen Jahr vielmehr um technische Hilfeleistungen. Darunter zählt das Beseitigen von Hornissennestern, Sturm- und Hochwasserschäden genauso, wie das Befreien eingeklemmter Personen aus Autos, das Öffnen von Wohnungstüren und die Sicherung von angebaggerten Gasleistungen. Wenn die Feuerwehr zu Bränden gerufen wird, dann wieder vermehrt zu Kaminbränden. Weil wieder häufiger mit Holz geschürt werde, sagt Rausch.

Brandmelder werden zum Problem

Während die Jugendlichen und Kinder in Glashütten um Punkte kämpfen, testen die erwachsenen Feuerwehrleute auf dem Kreisfeuerwehrtag zum ersten mal den Digitalfunk. Wenige Wochen vor Beginn der offiziellen Testphase. Den Feuerwehrdienst wie ihn Eriks Vater und Großvater geleistet haben, gibt es nicht mehr. Er ist technischer und anspruchsvoller geworden. Erik will trotzdem Feuerwehrmann werden. Carolin Rausch sagt, es sei keineswegs mehr selbstverständlich, dass Eriks Arbeitgeber ihn eines Tages genauso vom Dienst freistellt, wie er das noch bei seinem Großvater getan hat. Auch das ist ein Problem, mit dem die Feuerwehr zu kämpfen hat. Und Schuld daran soll unter anderem eine technische Errungenschaft sein, die den Brandschutz eigentlich verbessern soll: Brandmeldeanlagen. Weil sie verstauben, schlecht gewartet werden und immer häufiger Fehlalarm auslösen.

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