Frist für Seniorenheim bis Sommer 2021

Von Luisa Degenhardt
Sie freuen sich, dass das Seniorenheim in Bronn noch eine Frist bis Ende August 2021 bekommen hat: Günther und Barbara Oertwig, rechts. In der Mitte die Leiterin Martina Deinzer. ⋌Foto: Luisa Degenhardt Foto: red

Aufatmen bei Angestellten, Angehörigen, Bewohnern und Eigentümern: Das Seniorenheim in Bronn darf vorerst geöffnet bleiben. Doch nur für einige Jahre. Dann müssen sich der private Träger und die Heimleitung etwas einfallen lassen.

 
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„Es geht weiter wie immer. Wir haben noch ein paar Jahre geschenkt gekriegt“, sagt Barbara Oertwig, die zusammen mit ihrem Mann Günther das Seniorenparadies seit 36 Jahren betreibt.

Mängel in dem Pflegeheim

Die Heimaufsicht hatte bauliche Mängel in dem Pflegeheim festgestellt, wir berichteten. Denn es gibt die Vorgabe, dass jedes Zimmer über eine Nasszelle verfügen soll. Doch die Räume der zwölf Bewohner (das Heim voll belegt) sind dafür zu klein. Ein Einzelzimmer ist 16 Quadratmeter groß, ein Doppelzimmer 18. In jedem Zimmer gibt es einen Toilettenstuhl und ein Waschbecken. Das große Stationsbad liegt außerhalb der Räume der Bewohner. Dort gibt es eine Badewanne, einen Hebelift und einen Duschsitz. Das reicht aber nicht.

Heim- und Pflegedienstleitung

Martina Deinzer hat am 16. Juli vergangenen Jahres die Heim- und Pflegedienstleitung in Vollzeit übernommen. Die Auerbacherin erklärt, dass das Pflegewohngesetz vorsieht, dass jedes Zimmer ein eigenes kleines Bad haben soll. Doch dieses Gesetz sei schon einige Jahre alt. „Heute kommen Menschen ins Pflegeheim, die wirklich pflegebedürftig sind“, sagt sie. „Die, die noch können, bleiben daheim.“ Ob die sehr pflegebedürftigen Senioren in ihrer Nasszelle noch selbst duschen oder auf die Toilette gehen könnten, sei fraglich.

Außenstelle für ein Hospiz?

Nichtsdestotrotz: Wenn die Nasszellen nicht bis zum 31. August 2021 eingebaut sind, muss das Seniorenparadies in seiner jetzigen Form schließen. Die 51-jährige Deinzer hat sich aber schon Gedanken gemacht, wie der Betrieb weitergehen könnte. So könnte man zum Beispiel mit Tagespflege weitermachen oder eine Außenstelle für ein Hospiz einrichten. „Ich muss an meine Mitarbeiter denken, die brauchen in fünf Jahren auch noch einen Arbeitsplatz“, sagt sie. 27 Angestellte, vom Hausmeister bis zur Pflegekraft, sind im Seniorenparadies beschäftigt.

635 Unterschriften für Erhalt des Heims

Die 82-jährige Barbara Oertwig erzählt, dass sich die Angehörigen gegen eine Schließung gewehrt hätten. Sie haben sich an die Ämter gewandt. Ihr gleichaltriger Ehemann hat 635 Unterschriften für den Erhalt des Heimes gesammelt.

Seine Frau und er leben im ersten Stock der ehemaligen Bronner Schule. Barbara Oertwig lobt die Mitarbeiter. „Wir haben ein gutes Schwesternteam. Die stürzen sich jetzt mit Feuereifer in die Zukunft.“ Deinzer bestätigt das. Ihre Mitarbeiter ließen sich von der drohenden Schließung nicht unterkriegen. „Dass in fünf Jahren zu ist, daran verschwenden sie keinen Gedanken. Sie sehen alles positiv.“

Günther Oertwig betont, dass sich die Senioren in ihrem Paradies zu Hause fühlten. Mit seinen 82 Jahren macht er immer noch den Wocheneinkauf. So eine Einrichtung wie die seine gebe es in der Umgebung kein zweites Mal.