Friedhof in Pegnitz Letzte Ruhe unterm Baum bald möglich

Frank Heidler
Von Neuerungen berichtet der städtische Fachbereichsleiter für das Friedhofswesen, Stefan Reichel, bei einem Ortstermin am Neuen Friedhof Winterleite. Zugleich wirbt er eindringlich für saubere Trennung von Plastikmüll und Bioabfällen. Foto: red/Frank Heidler

Auf dem Pegnitzer Friedhof an der Winderleite war es lange Zeit ruhig. Doch nun zeichnen sich Veränderungen ab. Neue Grabfelder sollen entstehen.

 
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Die neuen Grabfelder werden sich auf den freien Flächen mitten zwischen den anderen 20 Grabfeldern. „Das ist nicht mehr als fünf oder sechs Prozent der Gesamtfläche.“ Doch auf dem Friedhof ändert sich noch mehr. Auch die schon vor zwei Jahren angekündigten „Baumbestattungen“ am Friedhof sollen dann dort möglich sein. Dabei befinde sich ein Baum in der Mitte der umliegenden Urnengräber.

Diese sollen ringförmig um den Baum angeordnet werden. In einem zweiten Gräberfeld soll die Anordnung der optisch aufeinander abgestimmten Urnengräber in einem geometrischen Muster erfolgen. Reichel erklärt: „Jedes dieser Urnengräber soll aber einen eigenen Grabstein erhalten.“

Urnenbestattungen ermöglichen

Grundsätzlich soll in diesen Sonderformen der Bestattung nur die Beisetzung in Urnen möglich sein. Die drei neuen Gräberfelder sollen Reichel zufolge eine Art „Testlauf“ sein, um den künftigen Bedarf zu ermitteln. Für die bereits bestehende Urnenwand am Friedhof erhält der Fachbereichsleiter immer wieder Anfragen interessierter Angehöriger. Der allgemeine gesellschaftliche Trend gehe eindeutig in Richtung Urnenbestattungen. „Das Verhältnis von Urnen- zu Erdbestattungen ist mittlerweile 80 zu 20 Prozent.“ Längst würden von den Angehörigen Verstorbener nicht nur in Pegnitz, sondern auch im übrigen Bayern, „pflegearme Bestattungen“ bevorzugt. Also ohne die sonst nötigen mehrfachen Pflanzaktionen pro Jahr samt dem regelmäßigen Gießen zwischen Ostern und Oktober.

Aufgrund der zunehmend mobileren Gesellschaft würden immer mehr „pflegearme Bestattungen“ bevorzugt. Wegen Ausbildung oder Beruf seien Grabbesitzer längst andernorts ansässig. In der „alten Heimat“ würde aber nach wie vor eine Familiengrabstelle oder ein Einzelgrab unterhalten.

Mit verwahrlosten oder verwilderten Grabstellen und dem teilweise üppigen Dornengestrüpp hatte Reichel schon einige Zusatzarbeit. Er erinnert sich: „Mit Müh und Not haben wir letztes Jahr viele solcher Gräber entfernt, wenn kein Angehöriger mehr ausfindig gemacht werden konnte.“

Einigen Ärger gab es im Vorjahr wegen der jahreszeitlich zu spät befüllten Wasserbecken zum Gießen. „Wir können das erst machen, wenn es keinen Bodenfrost mehr gibt.“ Ersatzweise war wenigstens das Becken bei der Trauerhalle per Wasserschlauch befüllt worden.

So sollte ein Einfrieren der im Erdreich verlegten Leitungen verhindert werden. Ein besonderes Anliegen ist Reichel auch die „nicht 100-prozentig“ funktionierende Mülltrennung. So landen immer wieder Kunststoffabfälle von Kränzen und Pflanzenverpackungen in den Grünbehältern für Bioabfälle. Sogar alte Batterien wurden dort schon hineingeworfen. „Das ist Sondermüll.“ Für die Planung der neuen Gräberfelder und der künftigen Gesamtanlage ist die Auerbacher Landschaftsarchitektin Ursula Barth zuständig.

Mehr als 20 Jahre keine Erhöhung

Die Sanierungsarbeiten auf dem Neuen Friedhof laufen je nach verfügbaren Haushaltsmitteln schon seit mehreren Jahren. Begleitet wurde Stefan Reichel bei seiner Frühjahrsinspektion auch von einem Vertreter des Kommunalen Prüfungsverbandes. Denn es geht schlicht ums Geld.

So unglaublich es klingen mag: Seit dem Jahr 2001 waren die Gebühren auf dem Neuen Friedhof nicht mehr erhöht worden. Rein haushaltsrechtlich sei die Kommune aber verpflichtet, für den Friedhof eine zumindest einigermaßen kostendeckende Kalkulation vorzulegen. Auf Anfrage erklärt Reichel: „Es ist nach dieser langen Zeit realitätsfern anzunehmen, dass die Gebühren noch lange auf dem bisherigen Niveau bleiben können.“ Für den Friedhofsexperten ist außerdem klar: „Je größer die Friedhofsanlage, desto höher die Gebühren.“ Deshalb sind die Grabkosten in Nürnberg um ein Vielfaches höher als in Pegnitz.

Und in Pegnitz wiederum höher als in der einen oder anderen Umlandgemeinde. Ihre eigene Wunschvorstellung zur Neugestaltung des Friedhofs haben die Mitglieder des Pegnitzer Begräbnisvereines.

Deshalb will sich dieser laut Vorsitzendem Reinhard Chwalka bei der bevorstehenden Hauptversammlung Mitte April von Reichel und der Landschaftsarchitektin über die heuer anstehenden Maßnahmen ins Bild setzen lassen. Riesengroßes, schon vor Jahren von Chwalka vorgetragenes Anliegen ist die Neugestaltung der Friedhofstoilette. „Es ist ein himmelweiter Unterschied zwischen der Toilette am Auerbacher Friedhof und dem Gegenstück in Pegnitz.“

Toiletten noch nicht barrierefrei

Die Toilettenanlage am Neuen Friedhof stamme noch „aus den 1950er Jahren“ und sei „nicht barrierefrei“. Er erinnerte daran, dass es sich bei Trauernden „häufig um ältere Herrschaften“ handele, die auf eine sichere WC-Anstalt angewiesen seien.

Noch ist unklar, inwieweit solche Wünsche kurzfristig erfüllt werden können. Immerhin kündigte Reichel ein noch heuer zu errichtendes Wasserbecken für die Gräber am „unteren Rand des Friedhofs an.“

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