„Die Zuschauer freuen sich, dass er wieder bei uns ist und gewonnen hat - das ist die wichtigste Überschrift“, sagte Eurosport-Experte Becker. „Dass er noch nicht in Bestform ist, war auch zu erwarten. Sein Aufschlag und seine Physis haben mir sehr gut gefallen. Er sah sehr frisch aus - auch nach zweieinhalb Stunden.“ Vor Zverev hatten auch Daniel Altmaier und Anna-Lena Friedsam die zweite Runde erreicht.
Vor 361 Tagen war Zverev beim Sandplatzklassiker im Halbfinale gegen den Spanier Rafael Nadal schwer umgeknickt und mit mehrfachem Bänderriss mehr als ein halbes Jahr ausgefallen. Seit seinem Comeback Ende vergangenen Jahres sucht der Hamburger noch seine alte Form und konnte noch nicht wieder gegen einen Top-Profi gewinnen.
Auch gegen den Weltranglisten-294. ließ Zverev bei böigem Wind lange Zeit die Konstanz und Sicherheit vermissen - erst mit zunehmender Spieldauer dominierte er mehr und mehr. Für Zverev war es der vierte Sieg im vierten Duell mit dem 26-jährigen Südafrikaner.
Es blieb ein emotionales Auf und Ab
Mit weißer Kappe saß sein Vater Alexander Zverev senior in der ersten Reihe und feuerte als Trainer an. Diesen Monat hatte sich der Hamburger vom Spanier Sergi Bruguera nach „Meinungsunterschieden“ in der Ausrichtung getrennt, mehr Mut wünscht sich Zverev in seinem eigenen Spiel. Er wolle es Kritikern wie Becker und Michael Stich „relativ zeitnah beweisen“, dass er wieder an der Spitze spielen könne.
Zunächst war der Auftritt auf dem Court Simonne-Mathieu ganz im Westen des Stade Roland Garros jedoch noch von einigen Unsicherheiten geprägt. Zverev schlug mit starker Quote auf, erlaubte sich jedoch vor allem in langen Ballwechseln noch reichlich unnötige Fehler. Im zweiten Spiel rutschte er bei einem Stopp des Gegners leicht weg, musste sich mit der Hand auf der roten Asche abstützen.
Beim Stand von 5:5 wehrte Zverev zwei Breakbälle ab. Als im Tie-Break das Sirenengeheul von den umliegenden Straßen am Bois de Boulogne bis in die Arena wehte, donnerte Zverev einen Überkopfball weit ins Aus. Kurze Zeit später nutzte er jedoch nach 68 Minuten den dritten Satzball durch einen Vorhandfehler des Gegners.
Auch Harris war vergangenes Jahr lange wegen einer Operation am Handgelenk ausgefallen und muss sich wieder in der Weltrangliste nach oben kämpfen. In seiner kompletten ATP-Karriere konnte der 26-Jährige erst sechs Spiele auf Sand gewinnen. Doch Zverev hatte auch weiter Mühe, konnte den Südafrikaner bei dessen Aufschlag zu wenig unter Druck setzen.
Es blieb ein emotionales Auf und Ab. Nachdem er zwei Satzbälle abgewehrt und sein erstes Break geschafft hatte, gab Zverev bei 6:5-Führung seinen Aufschlag zu null ab. Doch Harris hatte immer mehr mit Wadenproblemen zu kämpfen, so dass sich Zverev den Tie-Break ohne Punktgewinn des Gegners sicherte. Im dritten Satz war die Gegenwehr von Harris vollends gebrochen.