Frau lebt mit 15 Hunden im Haus

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Hunde sind ein Ärgernis für die Nachbarn in Plösen. Symbolfoto: Archiv Foto: red

Ekel, Ohnmacht und Kopfschütteln: Seit Jahren leben die Dorfbewohner von Plösen mit einer Frau, die 15 Hunde in ihrem Haus hält. Zu den Hunden gesellt sich eine ungezählte Schar von Mäusen. Die Nager tummeln sich am Fenster und sind von außen sichtbar. Doch das Landratsamt tut sich mit dem Einschreiten schwer.

 
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Die Bewohnerin des Hauses hat sich inzwischen beim Kurier gemeldet. Silvia Fritsch berichtete am Telefon, sie werde im Dorf beschimpft. Vor 13 Jahren sei sie in das Haus gezogen, dass sie von ihren Eltern geerbt habe. Kontakt zu Verwandten habe sie nicht, selbst zu denen im Ort nicht. „Ich habe nur meine Tiere“, sagte die 51-Jährige. Wegen der Hunde musste sie in den vergangenen Jahren viele Vorwürfe ertragen, wie sie schilderte.

Grundstück eingezäunt

Von ihren Mitmenschen ist sie deshalb enttäuscht. „Ich habe die Menschen kennengelernt“, sagte sie. Weil einer der Hunde, ein Labrador, gern ausbüxte und sich auch bei den Nachbarn herumtrieb, habe sie ihr Grundstück einzäunen müssen. Das habe das Landratsamt verlangt. 1500 Euro habe der Zaun gekostet. Ruhe gäben die Nachbarn trotzdem nicht. „Ich geh’ zum Rechtsanwalt“, sagte die Hundehalterin am Dienstag.

„Meine Tiere gebe ich nicht her.“ Gestern teilte Silvia Fritsch mit, sie habe einen Rechtsanwältin eingeschaltet. Die werde wegen der Äußerungen in der Bürgerversammlung gegen ihre Nachbarn vorgehen. „Das ist üble Nachrede“, so die 51-Jährige. Die Hunde seien in Ordnung. Das habe sie vom Landratsamt schriftlich bekommen. Und dass es Mäuse in einer Wohnung gibt, komme halt mal vor.

Nachbarn in Sorge

Neben dem Ekel wegen der Hunde und Mäuse treibt die machtlosen Nachbarn auch eine Sorge um. „Wir machen uns Gedanken, dass ihr etwas passiert. Keiner soll sagen, wir hätten uns nicht gekümmert“, sagt Peter Birner.

Ein anderer Nachbar berichtet, dass ein großer Hund aus der Meute von nebenan regelmäßig auf sein Grundstück kam, um dort seinen Dreck zu hinterlassen. Das Tier schlüpfte durch ein Loch im Zaun. Das Loch habe die Hundehalterin schließlich mit einem Gitter notdürftig verschlossen. Die Nachbarn machten sich wegen der tobende Hunde auch Sorgen um die kleinen Kinder. Sie könnten umgerannt werden.

Nachbarin platzt der Kragen

Während der Bürgerversammlung in der vergangenen Woche war der Nachbarin Ursula Klär der Kragen geplatzt. Ihre Vorwürfe richteten sich gegen Bürgermeister Karl Lappe und das Landratsamt. Der Bürgermeister und die Kreisbehörde hätten zu lange zugeschaut und mit ihrem Vorgehen nichts erreicht. „Warum müssen wir das alles mit ansehen und warum wird seitens der Gemeinde nichts unternommen“, empörte sich Ursula Klär. Ihr Garten grenzt an den Garten von Silvia Fritsch.

Peter Birner, der gegenüber wohnt, kann tagsüber die Mäuse zählen, wenn er aus dem Küchenfenster schaut. Er schüttelt den Kopf. „Das ist nicht gerade appetitlich“, sagt er. Er war seiner Nachbarin früher einmal behilflich, als sie sich ausgeschlossen hatte. „Das Haus betrete ich nicht mehr“, sagt er.

Ein Politikum im Dorf

Hunde und Mäuse entwickeln sich inzwischen zu einem Politikum im Dorf. Während der Bürgerversammlung hatte sich auch Georg Birner, Lappes Amtsvorgänger, zu Wort gemeldet. Der Altbürgermeister gab Ratschläge. Lappe hätte sich kümmern müssen und dürfe jetzt nicht sagen, die Gemeinde sei gar nicht zuständig.

Das wiederum wollte Amtsinhaber Lappe nicht auf sich sitzen lassen. Seine Stellungnahme erreichte die Redaktion gestern: „Jede Eingabe der Bürger wurde von uns bearbeitet, weitgehend von mir selbst. Meistens handelte es sich um einen ausgebüchsten Hund beziehungsweise um ein Loch im Zaun“, so der Bürgermeister. Darüber habe er auch die Halterin informiert. Im Übrigen sei die Wohnung ein verfassungsrechtlich geschützter Raum. Da könne man so leicht nicht rein.

Probleme hatte schon der Altbürgermeister

Lappe legt nach. Nach seinen Angaben hat sich die Anzahl der Hunde auf 15 reduziert. Als er die Amtsgeschäfte von seinem Vorgänger Birner am 1. Mai 2014 übernommen hatte, waren auf dem Anwesen 17 Hunde gemeldet. Lappe: „Ich bin schon verwundert, dass bis dorthin 17 Hunde anscheinend kein Problem darstellten.“ Zudem merkt er an, dass in den Jahren 2011 und 2012 auch schon zwölf Hunde vorhanden waren. Die Gemeinde wolle vermitteln und strebe eine gütliche Lösung an.

Veterinäre vor Ort

Mit den gegen die Kreisbehörden erhobenen Vorwürfe befassten sich gestern auch mehrere Fachbereiche im Landratsamt. Behördenvertreter hatten sich die Hunde und das Anwesen angeschaut in der Vergangenheit angeschaut. Aus Sicht des Veterinäramtes würden die verhängten Auflagen eingehalten. Sollte es Verstöße gegen den Tierschutz und den Seuchenschutz geben, werde eingeschritten. Nach Erkenntnissen des Gesundheitsamtes konnten keine gesundheitsgefährdenden Umstände festgestellt werden.

Wohnung und Haus geschützte Bereiche

Allein der Anblick von Mäusen am Fenster rechtfertige es nicht, das Menschenrecht auf Unverletzlichkeit der Wohnung gemäß Artikel 13 Absatz 1 Grundgesetz aufzuheben. In mehreren Telefonaten hätten Ärzte des Gesundheitsamtes versucht, einzelnen Nachbarn zu erläutern, dass für das Betreten der Wohnräume eine Rechtsgrundlage erforderlich ist.

Die Gemeindeverwaltung von Mistelgau teilte unterdessen mit, die Hundesteuer sei für alle Tiere beglichen worden.

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