Rund 15 Kilometer westlich von Bayreuth, mitten im Gemeindegebiet Mistelgau, liegt das kleine Örtchen Frankenhaag. Gerade mal 139 Frauen, 132 Männer und 60 Kinder und Jugendliche leben in Frankenhaag mitsamt seinen Ortsteilen. Man kennt sich, trifft sich täglich auf der Straße, beim Burschenverein oder bei der Freiwilligen Feuerwehr. Ein Lottomillionär müsste also auffallen – oder? „Man müsste sehr clever sein, könnte das aber schon geheim halten“, glaubt Harald Fichtel, stellvertretender Kommandant der Feuerwehr. Auch er wäre sich, obwohl bereits in Frankenhaag aufgewachsen und fest integriert, nicht sicher, ob es nicht möglicherweise bereits Lottomillionäre in dem Ort gebe: „Kann schon sein, dass mal einer hierher gezogen ist und sich ein Haus gebaut hat.“ Er selbst würde in Frankenhaag bleiben, selbst wenn er Lottomillionär würde, überlegt Fichtel. „Aber ich glaube, ich würde versuchen, dass es geheim bleibt.“ Gewinner zahlt ZecheDie Chancen dafür ständen in einem so kleinen Ort allerdings nicht besonders gut. „Das Flurtelefon funktioniert auf dem Land gut, man kann so was sicherlich nicht geheim halten“, so Feuerwehrvorstand Werner Böhner. Da „es sowieso rauskomme“, würde es der Gewinner seiner Meinung nach wohl gar nicht geheim halten – und er werde dann wohl auch die Zeche für eine große Feier im Ort – wie in Italien – bezahlen, lacht Böhner.In Italien hat jedoch nicht der Gewinner bezahlt. Ganz im Gegenteil: Hunderte Menschen feierten, ohne den Lottomillionär überhaupt zu kennen, geschweige denn zu wissen, ob er tatsächlich aus ihrem Ort kommt. Denn klar ist letztlich nur, dass der gewinnträchtige Lottoschein in diesem Ort abgegeben wurde – ob das nun ein Tourist oder ein Einheimischer war, ist offen, denn Lottogewinner bleiben in Italien anonym. Ebenso wie hierzulande, sagt Klaus Urban, stellvertretender Leiter der Lotto-Bezirksstelle Bayreuth. Hier würde nicht einmal der Ort genannt – „je höher der Betrag, desto grobflächiger“, weiß Urban. Gebe es etwa einen Lottomillionär aus der Region – dabei sind in Deutschland Summen von rund 40 Millionen Euro möglich, da nach spätestens zwölf Wochen ausgespielt werde –, werde sogar nur „Nordbayern“ an die Öffentlichkeit gegeben. „Wenn, dann verraten sich die Gewinner meist selbst“, glaubt Urban. Allerdings sei es auch schon vorgekommen, dass Bankmitarbeiter etwas ausgeplaudert hätten. Deshalb sei eine Empfehlung, die Lottogewinner mit so hohen Beträgen bekämen, das Geld zunächst bei einer anderen Bank anzulegen, aber auch normal weiterzuarbeiten und „erst mal Gras über die Sache wachsen zu lassen“.An diese Regeln scheinen sich einige Stadt- oder Landkreisbewohner gehalten zu haben. Denn auch hier gab es laut Urban schon einige Millionengewinner – „aber da hat man nie etwas davon gehört“. Merken wird es in diesen Fällen vermutlich nur das Finanzamt – zumindest wenn die Gewinner das Geld angelegt haben. Denn zwar müssen nicht die Gewinne, dafür aber die Erträge versteuert werden.