Fotos: Das Wildgehege im Winter

Von Ralf Münch

Kalt ist es, als der Gehegeleiter des Wildgeheges Veldensteiner Forst und der Gehegewirt Wolfgang Ziegler mit Eimern in den Händen durch das Areal laufen. Minus acht Grad zeigt das Thermometer im Auto, im Wald selber fühlt es sich noch frostiger an. "Die Tiere kommen mit einer geschlossenen Schneedecke schon zurecht", sagt Gerhard Steininger und wirft Futter auf die Wege.

 
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Allerdings macht er auch Abstriche: Wenn die Schneedecke sehr hoch ist, und die oberste Schicht gefroren ist, dann verletzen sich Tiere immer wieder. Wenn sie versuchen mit ihren Hufen die Schneekruste aufzukratzen, um darunter Futter zu finden. Dann passiert es oft, dass sie sich die Stelle, wo die Haut an den Huf angewachsen ist, an den Schneekristallen blutig aufreiben.

Die Tiere haben Schutzmechanismen gegen die Kälte entwickelt

Ansonsten seien die Tiere bestens für den Winter gerüstet - auch wenn man hin und wieder tatsächlich sowohl innerhalb, als auch außerhalb des Geheges tote Tiere finde. "Das nennt man einfach Evolution. Die Schwachen können schlecht überleben. Auch wenn sich das grausam anhört", sagt Steininger.

Aber die Tiere haben Schutzmechanismen für tiefe Temperaturen entwickelt. Einmal ist es eine dicke Haut und ein dichtes Fell. Ein Wildschwein, das gerade mitten im Schnee seinen Mittagsschlaf in aller Seelenruhe macht, ist ein perfektes Beispiel dafür. Außerdem hat die Evolution den Tieren noch etwas anderes für das Überleben geschenkt: Hungerzotten, die im Pansen angesiedelt sind. Dadurch brauchen sie weniger Nahrung und können in kargen Wintermonaten ihre Nahrung auch besser verwerten.

Die Tiere bekommen ein Problem mit ihrer Energie, wenn Hunde sie aufscheuchen

"Der Nahrungsmangel ist gar nicht so das Problem", sagt Steininger. Das größere Problem sei, wenn die Tiere in der Wildbahn aufgeschreckt werden, etwa durch Hunde, und dann flüchten. "Dann haben sie einen unglaublich hohen Energieverbrauch, der schlecht wieder aufgebaut werden kann", erklärt Steininger.

Hier im Wildgehe haben die durchschnittlich 100 Tiere (Rotwild, Sikawild, Dammwild, Rehwild, Muffelwild oder Schwarzwild) auf dem knapp 40 Hektar großem Gelände weniger Probleme. Sie werden jeden Tag mit Körnermais oder gequetschtem Hafer gefüttert. Wenn man von Wildtierluxus sprechen kann, dann doch hier.