Fotografin Maureen Heimann will Palliativpatienten im Bayreuther Klinikum Mut machen Klinikum Bayreuth: Mit Bildern gegen Schmerzen

Von Sarah Becker
Durch Märchen-Fotografien wie diese von "Cinderella" sollen die Patienten auf der Palliativstation für einen Moment ihre Schmerzen vergessen und das Träumen beginnen. Die Bilder sollen ihnen Kraft und Mut zusprechen. Foto: Maureen Heimann Foto: red

Auf der Palliativstation sind Menschen mit schweren, teils unheilbaren Krankheiten. Pfleger und Ärzte helfen ihnen, damit sie möglichst wenig Schmerzen haben. Die Fotografin Maureen Heimann will den Patienten im Klinikum Bayreuth mit einer Ausstellung Mut zusprechen. Über Crowdfunding im Internet sucht sie noch Unterstützer.

 
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Eine junge Frau steht in einer Allee in einem Park. Es ist Winter, ihr blondes Haar ist hochgesteckt, sie trägt weiße Handschuhe und ein hellblaues Ballkleid, das der Wind aufbauscht. Sie sieht zurück, vielleicht zu der Gestalt am Ende der Allee. Ihr Blick ist leer. Diese Szenerie ist ein Foto von Maureen Heimann. Die Frau im Park ist Cinderella, Aschenputtel. Sie sieht einsam aus. Vielleicht fühlen sich Patienten und ihre Angehörigen auf der Palliativstation manchmal genauso.

Maureen Heimann kennt dieses Gefühl jedenfalls gut. Die Bayreuther Fotografin mit Künstlernamen Mau ist 23 Jahre alt. Vor vier Jahren lag ihr Mann Steve auf der Bayreuther Palliativstation. Ein Auto hatte ihn angefahren, er war damals 24 Jahre alt. Heimann, die heute in Schwarzenbach lebt, hat ihn damals täglich besucht. Sie kennt die Sorgen und Ängste der Angehörigen. Genau deshalb will sie ihre Märchen-Fotos im Klinikum Bayreuth ausstellen. „Märchen haben etwas Zauberhaftes, Verwunschenes und erzählen aus einer anderen Welt“, sagt Heimann.

Den Patienten Mut zusprechen

Sie möchte den Menschen mit ihren Fotografien Mut zusprechen. Die kahlen Wände in der Palliativstation sollen bunter werden und mehr Lebensfreude ausstrahlen. Die Patienten sollen für einen Moment ihre Sorgen vergessen und das Träumen beginnen.

Nicht all ihre Protagonisten entsprechen dem Schönheitsideal so perfekt wie die Cinderella. Das ist Heimann wichtig. „Krankheit kann äußerlich verändern, trotzdem bleibt man ein einzigartiger, schöner Mensch.“ Ihre Rapunzel hat wegen einer Krebserkrankung keine Haare mehr. Das Model, das Schneewittchen verkörpert, ist übergewichtig. Trotzdem findet Heimann es schön und ist stolz auf ihre Modelle.

Mit zwölf Jahren begann die junge Frau, ihre Freundinnen auf dem Dachboden zu fotografieren. „In der Pubertät verändert sich der Körper, und jeder zweifelt etwas an sich selbst“, sagt sie. „Ich wollte ihnen zeigen, wie wunderschön sie sind. Keiner ist perfekt, das muss auch keiner sein.“ Die Ausstellung soll genau das vermitteln.

Jedes Bild ein Monat Arbeit

Hinter jedem Bild steckt knapp ein Monat Arbeit: Heimann näht das Kostüm, plant das Make-up und sucht das Model aus. „Ich habe viele Anfragen, doch ich spreche auch mal jemanden auf der Straße an, wenn ich finde, dass er zu meinen Bildern passt“, sagt sie.

Wenn alles klappt, werden Ende 2016 die Märchen-Fotografien in der Palliativstation im Klinikum Bayreuth ausgestellt. Für das Projekt braucht die Fotografin noch finanzielle Unterstützung: Von den nötigen 4.000 Euro hat sie erst knapp 780 zusammen. Deshalb spricht sie gezielt Firmen an und hat ihr Projekt auch auf der Crowdfunding-Plattform Startnext eingestellt. Die Ausstellung dient einem guten Zweck. Wenn die Fotos den Patienten gefallen, dürfen diese sie behalten, sagt Heimann. Die restlichen werden verkauft und der Erlös kommt der Palliativstation zugute.

Mau macht ihr Crowdfunding bis zum 20. September. Sie freut sich auch über Ideen und Hilfe bei Kostümen oder neue Orte für Fotoshootings. Nachrichten können ihr über Facebook geschickt werden.

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