Forschungserfolg Verformbar und biegsame Halbleitermaterialien

BAYREUTH. Eine Physikerin der Universität Bayreuth ist eingeladen, in Großbritannien Chemie-Vorlesungen zu halten. Damit wird Prof. Anna Köhler für herausragende Forschungsleistungen geehrt. Diese führen zu Anwendungen in TV-Bildschirmen, Smartphone-Displays und Solarzellen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Die Royal Society of Chemistry mit Sitz in London hat die Physikerin Anna Köhler mit der „Alexander Todd - Hans Krebs Lectureship in Chemical Sciences“ ausgezeichnet. Die Preisträgerin könne nun fachwissenschaftliche Vorträge an britischen Universitäten ihrer Wahl halten, teilt die Uni Bayreuth mit. Die renommierte Auszeichnung wird im jährlichen Wechsel von der Royal Society of Chemistry und der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) an deutsche und britische Wissenschaftler vergeben.

Die Professorin koordiniert seit kurzem auf dem Bayreuther Campus ein Forschungsnetzwerk im Bereich der Organischen Leuchtdioden (OLEDs). Dies wird von der Europäischen Union gefördert. Von 2013 bis 2016 war sie Vizepräsidentin der Universität Bayreuth für Internationale Angelegenheiten und Diversität. Mit der Forschungslandschaft in Großbritannien ist sie aufgrund zahlreicher wissenschaftlicher Kontakte und Kooperationen seit langem vertraut.

Aufenthalt in Cambridge

Von 1996 bis 2003 hat sie in unterschiedlichen Funktionen in Cambridge gelehrt und geforscht. „Ich werde gerne wieder an der Universität Cambridge Station machen, die mir wichtige Anregungen für meine Forschungsarbeiten an der Schnittstelle chemischer und physikalischer Forschung vermittelt hat", wird die Physikerin zitiert. Vorlesungen seien an den Universitäten in St. Andrews, Durham, Oxford, Imperial College London und Swansea geplant. Umgekehrt wolle sie Fachkollegen und Nachwuchsforscher zu einem Besuch in Bayreuth einladen.

Die ,,Alexander Todd - Hans Krebs Lectureship in Chemical Sciences" ist nach dem britischen Chemiker und Nobelpreisträger Alexander Todd sowie nach dem deutsch-britischen Biochemiker und Mediziner Hans Adolf Krebs benannt. Dieser musste 1933 nach Großbritannien emigrieren, nachdem ihm in Deutschland aufgrund seiner jüdischen Herkunft die Lehrbefugnis entzogen worden war.

Wegweisende Forschung

“Die Alexander Todd - Hans Krebs Lectureship empfinde ich als eine große Ehrung", erklärt Köhler. Dass die Wahl auf eine Physikerin gefallen sei, zeige wie sehr wegweisende Forschungsthemen heute in der Regel über Fächer- und Ländergrenzen hinweg bearbeitet werden. "Gerade die neuen funktionellen Materialien sind ein Beispiel dafür, dass interdisziplinäre Forschungsansätze – wie wir sie an der Universität Bayreuth gezielt vorantreiben – immer wieder zu überraschenden Erkenntnissen und sehr bald auch zu innovativen Anwendungen führen." Die Ergebnisse der Bayreuther Arbeitsgruppen würden nun mit namhaften Fachkollegen in Großbritannien diskutiert.

Die Professorin hat an der Universität Bayreuth einen Lehrstuhl für Experimentalphysik inne. Ihr Spezialgebiet ist die Funktionsweise von Solarzellen und Leuchtdioden, die aus organischen Halbleitermaterialien bestehen. Diese Materialien verbinden technologisch attraktive Eigenschaften von Kunststoff, beispielsweise eine leichte Verformbarkeit, mit elektrischer Leitfähigkeit. Dadurch eignen sie sich für eine Vielzahl innovativer Anwendungen, wie etwa in TV-Bildschirmen, faltbaren Displays in Smartphones oder biegsamen Folien aus Solarzellen. Wie die Royal Society of Chemistry feststellte, wurde die Bayreuther Physikerin für ihre wegweisenden Untersuchungen zu Triplettzuständen, Exzitonendissoziation und intermolekularen Chromophor-Wechselwirkungen in pi-konjugierten Polymeren ausgezeichnet.

Autor

Bilder