Der unschöne Konter, nach dem Grand Prix die Rennkommissare anzurufen und auf vermeintliche Regelverstöße der Red-Bull-Piloten Sergio Perez (Sieger) und Max Verstappen (Platz drei) beim Verlassen der Boxengasse hinzuweisen, hat Ferrari dazu in die Rolle des schlechten Verlierers gerückt – weil Binotto die Anzeige damit begründete, man „habe ausschließlich zur Klarheit der Regel beitragen wollen“. Eine Zeitstrafe hätte Carlos Sainz und Leclerc wohl auf die Ränge eins und zwei gespült, doch die Rennleitung stellte keine Vergehen fest, was die Niederlage der Scuderia sozusagen zu einer „an allen Fronten“ werden ließ. Pleiten, Patzer, Pech, Pannen – stellt sich Ferrari so lange selbst ein Bein, bis Max Verstappen dem Titel gar nicht mehr ausweichen kann? Aktuell hat Red Bull in wichtigen Parametern die Nase vorn.
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Das Team Der Regenschauer kurz vor dem Start in Monaco warf die gesamte Strategie bei Ferrari über den Haufen, die Verantwortlichen hatten keine schnellen Antworten auf die veränderten Bedingungen. Red Bull lockte die Roten mit dem Stopp von Perez, der auf Intermediates wechselte, in eine Taktikfalle – Ferrari zog zu spät nach und stieß Leclerc damit vom Podium. Red Bull hatte freilich den 1b-Piloten Perez für das Manöver gewählt, obwohl der besser im Rennen lag als WM-Kandidat (und Nummer-eins-Pilot) Verstappen. Es wäre wieder eine Saison, in der Ferrari den Titel wegen zu vieler Fehler verspielt – wie schon 2017 und 2018. Das Auto Der Ferrari ist das Fahrzeug, das auf allen Strecken hervorragend funktioniert, doch es mangelt an der Zuverlässigkeit. In Barcelona schied Leclerc in Führung liegend aus und verlor so 25 wahrscheinliche WM-Punkte. Allerdings ist auch Verstappen bereits zweimal (Bahrain, Melbourne) wegen eines Defekts ausgeschieden. Red Bull scheint die anfänglichen technischen Probleme erkannt und behoben zu haben. Die Fahrer des Getränkeimperiums holten in den vergangenen vier Rennen 180 von 190 möglichen WM-Punkten, Ferrari lediglich 90.
Die Fahrer Auch der 24 Jahre alte Leclerc ist nicht unfehlbar. In Imola drehte er sich kurz vor Schluss im Kampf mit Perez um die eigene Achse, wurde Sechster anstatt Dritter und sammelte nur acht statt 15 Punkte. „Er hätte akzeptieren müssen, den dritten Platz mit nach Hause zu nehmen“, kritisierte TV-Experte Ralf Schumacher damals, „denn das ist auch der Schlüssel zu einer WM.“ In Barcelona unterlief Leclerc im Qualifying ein unnötiger Dreher. Verstappen passieren keine folgenschweren Fehler: Wenn der Niederländer ins Ziel kam, gewann er – mit Ausnahme von Monaco – bislang auch das entsprechende Rennen. Sainz bleibt als zweiter Fahrer der Scuderia ein gutes Stück hinter den Erwartungen zurück und liegt in der WM nur auf Platz fünf hinter Mercedes-Pilot George Russell. Perez ist im Vergleich der Adjutanten der bessere WM-Helfer für Verstappen, als es der Spanier für Leclerc darstellt.