Bei der Rückschau seien ihm auch heute noch kaum Videos von einst peinlich. "Die Momente, bei denen man sich schämt, sind die gleichen Momente, bei denen man sich schon damals geschämt hat, als man im Schneideraum oder irgendwo Platz genommen hat und das erste Mal das Ding vorgeführt bekommen hat und dachte "Oh Scheiße!". Und das ist eigentlich so geblieben." Das seien aber nur ein oder zwei Videos. Welche das sind, will er nicht verraten. "Kann ich nicht sagen, weil der Regisseur ein Freund von mir ist", sagt Delay schmunzelnd. Sein Lieblingsvideo ist übrigens nach wie vor das zum Song "Im Arsch" mit Udo Lindenberg.
Zufrieden ist Jan Delay vor allem, weil er sich selbst treu geblieben sei und bei den Musikvideos stets darauf geachtet habe, Wertiges und Nachhaltiges abzuliefern. "Dass es Kunst ist und einen Sinn hat." Er habe sich nicht einfach vor eine Mauer gestellt und einen Song performt. "Das wirst du bei mir nicht haben. Und wenn da jemand vor der Mauer steht und performt, dann hat das trotzdem eine Metaebene oder ist Teil eines Gags oder eines Plans."
Was waren seine schönsten Momente?
Die schönsten Momente seien in den vergangenen 25 Jahren die gewesen, in denen er sich Großes vorgenommen und das einfach funktioniert habe - egal, wie lang der Weg war. Konzerte in großen Arenen, ein Auftritt bei "Wetten, dass..?" oder ein ganzes Album im Sound der 70er zum Beispiel. "Und das alles natürlich immer unter der Prämisse, dass man sich nicht verbiegt, dass man da trotzdem so hinkommt, wie man ist - mit den Texten, die man hat und mit den Interviews, die man gibt und mit der Haltung, die man hat." Wenn das alles dann hinhaue, "sind das sehr schöne Momente".
So richtig angekommen fühlt er sich seit seiner letzten Platte "Earth, Wind & Feiern". "Die Platte ist totale Entspannung. Das ist einfach nur das, was ich gerne mag. Ohne dogmatische Vorgaben und ohne Krampf. Es ist alles erlaubt und man darf auch Turnschuhe und Cap zum Anzug tragen."
Und auch Werder-Bremen-Fans können sich auf die Platte des Hamburgers freuen. Denn auf dem zweiten Teil des Best-of-Albums mit seinen insgesamt 34 Liedern ist auch der Song "Grün-weiße Liebe", den der bekennende Werder-Fan 2018 aufgenommen hat. Die Ode an den Verein von der Weser ist längst als eine der wichtigen Werder-Hymnen akzeptiert und etabliert.