Flinderer: Die gerettete Tradition

Von Andrea Pauly

Es ist so eine Sache mit Traditionen: Manchmal sind Veränderungen notwendig, damit das Althergebrachte fortbesteht. Das ist auch beim Flinderer der Fall. Doch eines hat sich nicht geändert: Es geht deftig zu. Seit Dienstagvormittag gibt es in Pegnitz wieder das besondere Bier und dazu viel "Schweinernes".

 
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 "Die Zeit des Fastens und Darbens ist vorbei", freute sich ASV-Vorsitzender Günter beim Anstich im Kreis vieler Ehrengäste und Flinderer-Freunde. In lockerer Atmosphäre und mit dem ersten starken Bier in Sichtweite fielen auch die Grußworte nicht immer ganz ernst aus: Bauer nannte das Flinderer-Bier ein "gutes Gesöff" und hieß unter den Gästen unter anderem "die Stadträte, jedenfalls die trinkfesten" willkommen.

Raab: "Was gibt es Schöneres?"

"Jetzt können wir in die Vollen gehen", sagte Uwe Raab. "Was gibt es Schöneres, als den Flinderer anzuzapfen? Höchstens noch die Eröffnung der Kerwa", sagte der Pegnitzer Bürgermeister, bevor er mit wenigen gezielten Schlägen den Hahn in das Fass schlug. Um 10.17 Uhr floss das erste bernsteinfarbene Bier ins Glas - und das Team der ASV-Gaststätte um Fey Batzaka verteilte fleißig volle Seidla im Saal. 

Bier statt Ouzo, Haxen statt Bifteki

Was im Mittelalter durch das Braurecht für Jedermann in den Wohnzimmern der Pegnitzer begann, hatte sich im Lauf der Zeit auf die Gaststätten in der Altstadt verteilt. Doch als dort immer mehr Wirtshäuser schlossen, fehlten auch die Veranstalter für den Flinderer. Mittlerweile gibt es das eigens gebraute Bier mitsamt den deftigen Speisen deshalb nicht nur in Pegnitz, sondern auch in einigen Gaststätten außerhalb sowie in Restaurants, die sonst mediterranes Essen servieren. Das ist auch im Fall der ASV-Gaststätte so. Statt Ouzo gibt es nun Flinderer-Bier, statt Bifteki und Souflaki stehen Haxen und Krenfleisch auf der Karte.

Thümmler erinnert sich

Altbürgermeister Manfred Thümmler erinnert sich noch gut an seine ersten Erlebnisse beim Flinderer, als er vor 47 Jahren neu in Pegnitz war. Der Flinderer fand damals noch nicht ausschließlich in Gaststätten statt. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm der Flinderer im Haus Melcher. "Da standen die Leute bis auf die Straße und wollten einen Platz haben", berichtet er. "Drinnen saß man Schenkel an Schenkel." Selbst im Treppenhaus hielten sich Gäste auf. Die Nachbarn kamen mit leeren Krügen, um sich Bier abzuholen. Und am Fronleichnamstag zweigten viele Teilnehmer des Zuges an dieser Stelle ab.

Neue Gasthäuser als Rettung der Tradition

Thümmler zeigt sich froh darüber, dass der Flinderer fortbesteht, wenn auch unter veränderten Bedingungen. Aber diese hätten der Tradition nicht geschadet. Bis heute sei der Flinderer eine Möglichkeit zum Netzwerken und ein besonderes Ziel für die Mitarbeiter der heimischen Firmen, die von außen kommen.

Auch Herbert Scherer, ehemaliger Schulleiter und ehrenamtlich engagierter Pegnitzer, blickt zufrieden auf die Tradition: "Das sind immer humorige Tage und Abende. Ebenso wie Thümmler sieht er auch die Ausweitung auf die Nachbarorte als Vorteil. "Wenn es hier in Pegnitz dünner wird, kann es außen aufblühen."

Die nächsten Termine:

Die nächsten Flinderer: 5. bis 11. April Pizzeria Calabria und Restaurant Olive; 12. bis 18. April Ratsstube; 19. bis 25. April Schützenhaus; 26. April bis 2. Mai FC-Heim; 3. bis 9. Mai Krieg, Horlach; 10 bis 16. Mai Zaußenmühle; 17. bis 23. Mai Fränkischer Hof; 24. bis 30 Mai Zipser Berg; 31. Mai bis 6. Juni Kürzdörfer, Buchau; 7. bis 13. Juni Diersch, Willenberg; 14. bis 20. Juni Steakalm.

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