Fischräuber frisst ganze Teiche leer Teichwirte verlangen Otter-Abschuss

Von Stephan Herbert Fuchs
Foto: Silas Stein/dpa Foto: red

Für die Teichwirte geht es mittlerweile ums Überleben. „Es ist die Tragödie schlechthin“, sagte Peter Thoma, Vorsitzender der oberfränkischen Teichgenossenschaften, bei der Jahresversammlung am Samstag in Himmelkron. Thoma meint den Fischotter. Er frisst ganze Teiche leer und gefährdet damit nicht nur die heimische Produktion, sondern auch die Existenz der Teichwirte.

 
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Da komme „eine Katastrophe auf uns zu“, sagte der Vorsitzende. Ganz schlimm sei die Situation bereits in der Oberpfalz, während Oberfranken hauptsächlich im Bereich Wunsiedel betroffen sei. Der Bereich des Mains sei dagegen noch weitgehend unangetastet.

Alexander Horn aus Helmbrechts, einer von drei Otterberatern in Bayern, weiß von Betrieben, die mittlerweile vor dem Ruin stehen. In der nördlichen Oberpfalz, für die Horn ebenfalls zuständig ist, sei beispielsweise ein Teichwirt mit allen drei Anlagen betroffen, in einem Teich seien bis zu sechs Otter unterwegs, die Schadensmeldung belaufe sich mittlerweile auf über 90 000 Euro.

"Es geht ums Überleben"

„In der Oberpfalz ist das Kind bereits in den Brunnen gefallen, da geht es längst um das bloße Überleben“, sagte Horn, der sich in der Teichgenossenschaft als Beirat engagiert. In Oberfranken sei die Situation im Nordosten am schlimmsten, speziell im Einzugsbereich der Eger. Einzelne Vorkommen gebe es aber bereits auch von Naila über Kronach bis nach Lichtenfels. Ein großes Problem sei es, dass viele Teichwirte lange nicht merken, dass sie längst zu den Betroffenen gehören.

Ziel von Alexander Horn ist es nicht nur, sich um die Schäden zu kümmern und entsprechende Anträge entgegenzunehmen, sondern auch eine Bestandsaufnahme durchzuführen. „Wir müssen nachweisen, dass der Otter nicht mehr gefährdet ist, dann erst kann er auch entnommen werden“, sagte Horn. „Entnehmen“ heißt dabei schießen, was derzeit verboten ist. Die Schaffung eines Überblicks über die Otterpopulation sei deshalb so wichtig, weil es im Moment noch überhaupt keine verlässlichen Daten gebe.

Abgeordnete befürworten den Abschuss

„Wir wollen mit unserer Hände Arbeit Geld verdienen und Fische verkaufen“, sagte Walter Jakob, Vorsitzender der Nachbarteichgenossenschaft Aischgrund. Er kritisierte den Schutz einzelner Arten, ohne dass man „das große Ganze“ im Blick behält. Angekommen ist das Problem mittlerweile auch in der Politik. „Wir wollen Maßnahmen zur verstärkten Entnahme erreichen“, sagte die Bayreuther Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer. Die Entnahme muss Teil eines Managementplanes werden, forderte ihr Fraktionskollege Martin Schöffel aus Wunsiedel. Wenn sich solche Tiere breit machen, würden nicht nur ganze Arten verschwinden, sondern auch Kulturgüter, wie Fische aus heimischen Teichen.

Von einer „Riesenherausforderung für die heimische Fischwirtschaft“ sprach Bezirkstagspräsident Günther Denzler. Wegen der Otterüberfälle gebe es bereits eine verstärkt Aufgabe von Betrieben. „Wir müssen zwingend am Ball bleiben, um unserer Teichwirtschaft zu helfen“, so Denzler. Auf einem guten Weg sei man dagegen beim Kormoran und beim Biber. Beim Kormoran, der den Teichwirten seit Jahrzehnten das Leben schwer macht, konnte eine weitere Bejagung bereits festgeschrieben werden, beim Biber würden erste Anstrengungen Früchte tragen.

Ein neues benutzerfreundliches Marketinginstrument zur Vermarktung des heimischen Fisches ist das Regionalvermarktungsportal www.regionales-bayern.de der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL). Dort könnten sich alle Erzeuger unkompliziert und kostenfrei anmelden.

Neu in der Vorstandschaft der Teichgenossenschaft Oberfranken ist Kassenverwalterin Elke Grußka aus Rödental. Sie tritt die Nachfolge von Georg Fiedler aus Altenkunstadt an, der nach mehreren Jahrzehnten ehrenamtlicher Tätigkeit für die Teichgenossenschaft mittlerweile seine Teichanlagen verkauft hat. Die Teichgenossenschaft Oberfranken hat knapp 1000 Mitglieder, darunter viele Klein- und Nebenerwerbsbetriebe.

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