Ein halbes Jahr Arbeit für das Drehbuch
„Es ist eine Gesellschaftsstudie, verpackt in einem Kurzspielfilm, die eine mögliche Entwicklung hin zu einem modernen Weltverständnis behandelt“, beschreibt Autor Leon Fuchs das Stück. Gut ein halbes Jahr habe er am Drehbuch gearbeitet. Ihre Dialoge bekamen die beiden Schauspieler Ende August.
„Es war schon recht viel zu lesen, aber ich lerne schnell“, erzählt Noah, der den Tobi spielt. Für den 13-Jährigen, der mit seiner Familie in Rheinhessen lebt, ist es erst die dritte Rolle in seinem jungen Schauspielerleben. Während der Drehpausen findet er in Eva Christian bei den Proben aber eine perfekte Lehrerin. Und die 80-Jährige wird auch schnell zur innigen Freundin und Fan. „Der Junge ist toll“, lobt die bühnen- und filmerfahrene Wahl-Münchenerin ihren neuen Kollegen.
Zusammenarbeit "mit so tollen jungen Menschen"
Auch von Regisseur Leon Fuchs und seinem Team ist Eva Christian begeistert: „Die werden sicher Karriere machen. Als ich über meine Künstleragentur das Angebot bekam, habe ich gesagt: Ich gehe in dieses Abenteuer. Wann haben wir etablierte Schauspieler denn sonst Gelegenheit, mit so tollen jungen Menschen zusammenzuarbeiten?“
Für die in Berlin geborene Schauspielerin hat die Film- und Theaterkarriere bereits vor sechzig Jahren begonnen. Nach dem Studium in Bukarest stand sie zum Beispiel bei so renommierten Adressen wie der Volksbühne und den staatlichen Schauspielbühnen in Berlin sowie den Münchner Kammerspielen unter Vertrag, hat mit berühmten Regisseuren wie Fritz Kortner, Alfred Vohrer und Doris Dörrie zusammengearbeitet.
Improvisiert wird nicht
Den Fernsehzuschauern ist Eva Christian auch durch Auftritte in mehreren Tatorten, den Krimi-Serien „Derrick“, „Der Alte“ und „Der Fahnder“ bekannt. In jüngerer Zeit hat sie unter anderem Rollen in den „Rosenheimcops“ und „Aktenzeichen XY“ übernommen. Wie zahlreiche Kollegen will auch sie dem Filmnachwuchs eine Chance geben und verzichtet auf ein Honorar für ihr Engagement, sofern der Terminkalender dafür Raum lässt.
„Eva bringt ihre ganze Erfahrung aus einem langen Schauspielerleben in unsere Produktion ein“, zeigt Leon Fuchs Respekt vor seiner Hauptdarstellerin. Aber als Regisseur ist der 21-Jährige natürlich der Chef: Improvisiert wird nicht. Alles muss perfekt aussehen. Und dann wird eine Szene eben trotz Zeitnot vielleicht auch mal zum 15. Mal neu aufgenommen.
Hoffen auf die Hofer Filmtage
„Ich werde natürlich versuchen, den Film nicht nur an der Hochschule, sondern auch bei Festivals zeigen zu können“, blickt der Lanzendorfer bereits nach vorne. Die Hofer Filmtage bieten ja beispielsweise immer jungen Regisseuren eine Bühne für ihre Arbeiten.
Einige TV-Anstalten stellen hier und da ebenfalls Kurzfilme von Newcomern ins Programm, wenn auch meist in Spartensendern und zu mitternächtlicher Stunde. Und mit den Themen Rassismus, Ausgrenzung und Toleranz hat Leon Fuchs sicher den Nerv der Zeit getroffen.
Mediendesign an der Ostfalia-Hochschule
Infokasten Die „Ostfalia“-Hochschule für angewandte Wissenschaften hat in Niedersachsen vier Standorte mit rund 13000 Studenten. In Salzgitter bietet sie einen sechssemestrigen Bachelor-Studiengang „Mediendesign“ an. Zugelassen werden dafür nur Bewerber mit „besonderer künstlerischer Begabung“, die anhand von Arbeitsproben und in einem Testverfahren beurteilt wird. Im Rahmen des Studiums kann man sich in verschiedenen Fachrichtungen für den späteren Einsatz bei Medien- und Werbeagenturen, in der Kreativwirtschaft, im Film- und Fernsehsektor, bei Verlagen sowie in den Branchen Public-Relations und Marketing spezialisieren.