Fichtelgebirge: Totgesagte leben länger

Von Andreas Gewinner
Einer, der an die Zukunft des Fichtelgebirges glaubt: Bernd Deyerling hat Erweiterungspläne für das Fichtelsee Waldhotel. Er ist nicht der einzige, der in den Fichtelgebirgstourismus investiert. War der Abgesang auf die Region doch verfrüht? Foto: Andreas Gewinner Foto: red

Die Nachrufe auf das Fichtelgebirge waren verfrüht. Nach zwei Jahrzenten des Schrumpfens und scheinbaren Ausblutens hat sich in der Region der Wind gedreht.

 
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Rückblende: Nach dem Krieg sind vor allem die Berliner treue Gäste im Fichtelgebirge, helfen, bescheidenen Wohlstand in die Region zu bringen. In den 1970ern wachsen die Bäume in den Himmel: große Hotels entstehen in Bischofsgrün, Warmensteinach, Bad Alexandersbad. Doch eins nach dem anderen der großen Häuser rutscht, teils schon nach kurzer Zeit, in die Insolvenz. Die Warnzeichen sind an der Wand: Tourismus im Fichtelgebirge ist kein Selbstläufer.

Die Sonderkonjunktur nach dem Mauerfall mit reisefreudigen Ostdeutschen zögert das scheinbar Unvermeidliche nur hinaus. Andere Feriengebiete mit neueren Einrichtungen laufen dem Fichtelgebirge den Rang ab, eine Woche Spanien ist auf einmal so billig wie ein Woche Fichtelgebirge. Vermieter investieren nicht mehr in ihre Häuser. Kleine Pensionen schließen reihenweise ihre Pforten.

Es kommt noch schlimmer: Parallel setzt ein immenser Verlust an gewerblichen Arbeitsplätzen ein. Warmensteinach verliert allein zwischen 1997 und 2005 rund 300 Arbeitsplätze, mehr als ein Zehntel der Einwohner. In Gefrees oder Bad Berneck ist die Bilanz ähnlich. Von hektischer Betriebsamkeit der Politik wie jetzt im Falle von BAT hat man damals nichts mitbekommen. Die Region scheint einem leisen Tod entgegenzugehen.

2006 setzt die Trendwende ein. Am Weißenstädter See entsteht das erste neue Hotel seit mehr als 30 Jahren. Und läuft allen Unkenrufen zum Trotz gut. In Sichtweite geht derzeit ein 60-Millionen-Projekt der Vollendung entgegen. Am Fichtelsee zeigt ein branchenfremder Hobbyhotelier, wie man in Teilzeit ein Haus führen kann, das zuvor jahrelang dahinsiechte. Manchmal muss die Rettung fürs Fichtelgebirge von außen kommen. Und neue Ideen auch, wie die von der Wellness mit Fichtelsee-Moorwasser.

In Bischofsgrün soll die größte Unterkunft jemals entstehen: das BLSV-Sportcamp (300 Betten). Geht zwar auf Kosten Fichtelbergs. Was nicht jeder in Bischofsgrün gerne hört, aber trotzdem stimmt. Aber vom Sportcamp werden alle etwas haben, auch die geprellten Nachbarn.

Entscheidend ist: Auswärtige wie Einheimische glauben wieder, dass sich mit Tourismus im Fichtelgebirge Geld verdienen lässt. Und investieren.

E-Mail: andreas.gewinnner@nordbayerischer-kurier.de