Fichtelgebirge Biete Wohnung – suche Fischadler

red
Die Wohnung am Breiten Teich ist bezugsfertig, jetzt muss sie nur noch ein Fischadlerpärchen annehmen. Foto: Bund Naturschutz

25 Meter über dem Breiten Teich bei Selb: Die Bayerischen Staatsforsten und der Bund Naturschutz errichten einen Fischadler-Horst. So wollen sie den seltenen Raubvogel, der sich in der Oberpfalz bereits angesiedelt hat, in den Landkreis Wunsiedel locken.

 
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Es ist windig, es regnet. Umstände, die den Aufbau eines Fischadlerhorstes nicht gerade erleichtern. Trotzdem wagen sich Matthias Gibhardt, Fischadlerexperte und Revierleiter bei den Bayerischen Staatsforsten, sowie Manfred Hertel, ein engagierter Baumkletterer, an die Operation Fischadlerhorst am Breiten Teich bei Selb. Unterstützung finden sie bei Leon Gorzel, Azubi des Forstbetriebs Selb, mit seinem Meister Bernd Müller und dem Vorsitzenden der Kreisgruppe Wunsiedel im Bund Naturschutz (BN), Fred Terporten-Löhner.

Sturmsicherer Weidenkorb

Unterstützt durch eine großzügige Spende der Sparkasse Hochfranken, entschied sich die BN-Kreisgruppe für den Versuch, die benachbarte oberpfälzische Fischadlerpopulation auf den Landkreis Wunsiedel auszudehnen. Einer Mitteilung des BN zufolge begannen im Herbst die Vorbereitungen mit der Auswahl eines geeigneten Brutbaums. Der deutschlandweit bekannte Fischadlerexperte Daniel Schmidt-Rothemund und Fred Terporten-Löhner entschieden sich für eine stattliche Kiefer nahe dem Breiten Teich.

Allen Beteiligten war klar, dass der Aufbau bis Ende März abgeschlossen sein musste. Der im März einsetzende Fischadlerzug, der die majestätischen Fischjäger von Afrika nach Europa führt, könnte vielleicht schon einen Bezug des Horstes im bevorstehenden Frühjahr bedeuten. Sicher ist das nicht, aber die Voraussetzungen sind gut, das Habitat mit den umliegenden Gewässern ideal.

In schwindelnder Höhe von etwa 25 Metern wurde die Krone der Kiefer gekappt und der Adlerhorst aufgesetzt. Grundlage bildet dabei ein verzinkter Stahlring, auf dem ein Weidenkorb sturmsicher montiert und mit Nistmaterial bestückt wurde. Ein gleichzeitig montiertes Gestell zur Aufnahme einer Wildkamera fand ebenso Verwendung und soll die Naturschützer über einen Bezug des Horstes und einen Bruterfolg auf dem Laufenden halten. Ein Bild am Vormittag und ein Bild alle 20 Minuten bei Belegung werden über das Telefonnetz übermittelt.

Erstes Jahr in Ostafrika

Geht alles gut, legt ein Fischadlerpärchen ein bis drei Eier. Bevor es dazu kommt, gehen junge Fischadlermännchen auf die Suche nach geeigneten Brutplätzen und nehmen Nisthilfe bei geeigneten Bedingungen gerne an. In abwechselnder Brutpflege, die sich über bis zu 38 Tage erstreckt, schlüpfen die Jungvögel. Sie sind nach etwa zehn Wochen flugfähig. Doch längst nicht alle Nestlinge überleben die anschließende Zeit. Nur etwa zehn Prozent der Jungvögel erreichen laut Mitteilung das Erwachsenenalter. Das erste Lebensjahr verbringen die Jungvögel in Ost-Afrika und erst im zweiten Lebensjahr ziehen sie in ihre Brutgebiete zurück.

Der Fischadler ist in Deutschland eine sehr seltene Raubvogelart und steht in starker Konkurrenz zum Seeadler, der sich im Landkreis Wunsiedel bereits etabliert hat.

Nach knapp zweistündiger Aufbauarbeit und Unterstützung durch die Mitarbeiter des Forstbetriebs Selb, hatten Matthias Gibhardt und Manfred Hertel trotz der schlechten Wetterbedingungen den Horst montiert. Die Wohnung ist perfekt angerichtet und muss jetzt nur noch bezogen werden.

Keine Gefahr für Fischerei

Der BN bittet um die Akzeptanz des angrenzenden Fischereivereins, der sich um den Fortbestand seinen Fischbesatzes keine Sorgen machen müsse. Die Entnahme-Mengen des Fischadlers lägen weit unter der Reproduktionsrate der heimischen Fischarten. Als anerkannter Naturschutzverband sollte der Fischereiverband den Fischadler als Bereicherung eines artenreichen Wildbestandes empfinden.

Der Breite Teich ist damit um eine Attraktion reicher und die Bevölkerung hat Gelegenheit, sich bei Bezug an der Artenvielfalt des beliebten naturnahen Gewässers zu erfreuen. Der Zugang zum Gewässer bleibe ebenso erhalten wie die Nutzung durch Badegäste im Sommer, teilt der BN abschließend mit.

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