Fichtelberg will eine Rodelbahn

Von Andreas Gewinner
Edgar Eckert aus Neubau hat ein Jahrzehnte altes Projekt der Vergessenheit entrissen: eine Rodelbahn nach Neubau. Und er hat der Verwirklichung mit einem selbst gebauten Modell vorgegriffen. Der Gemeinderat hat sich die Idee zu eigen gemacht. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Fichtelberg stellt sich auf die Hinterbeine. Und will in Zukunft keine Aufgaben mehr erledigen, für die die Kommune den Seilbahnzweckverband in der Pflicht sieht. Und Fichtelberg erinnerte den Verband an ein fast 50 Jahre altes Versprechen: die Rodelbahn vom Ochsenkopfgipfel nach Neubau.

 
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Dieser Tage ist ein Brief aus dem Rathaus Fichtelberg im Landratsamt eingetroffen, adressiert an den Seilbahnzweckverband eingegangen. Sein Vorsitzender: Landrat Hermann Hübner.

Unterhalt von Fichtelsee, Loipen und Skirollerbahn - Dinge, die bisher die Gemeinde (im Falle der Skirollerbahn vornehmlich der Skiclub Neubau) erledigt hat. Dinge, die eigentlich zu den Aufgaben des Seilbahnzweckverbands gehört, ist man im Gemeinderat übereingekommen. Denn der volle Name dieses Verbandes lautet "Zweckverband zur Förderung des Fremdenverkehrs und des Wintersports im Fichtelgebirge", erinnert Bürgermeister Georg Ritter.

Loipenpflege: Hier ließe man mit sich reden. Wenn Fichtelberg an den Parkeinnahmen, die seit jüngster Zeit an den Loipenparkplätzen erhoben werden, beteiligt wird. Bürgermeister Ritter kann sich einen Verteilungsschlüssel vorstellen, der sich an der Länge der Loipen orientiert, die der Zweckverband selbst beziehungsweise die jeweiligen Ochenskopfkommunen pflegen.

Fichtelsee: "Unsere Leute räumen dort Müll weg, sind für die Überprüfung der Dammanlagen verantwortlich", nacht Ritter deutlich. Und der Bürgermeister rechnet vor: 13 bis 14 Millionen Euro habe der Zweckverband in der Vergangenheit auf der Nord- und der Südseite des Ochenskopfes investiert. Nach Fichtelberg seien 300.000 Euro geflossen. In die Sicherung und Erweiterung des Fichtelsees. Vor genau 30 Jahren war das.

Genaugenommen war die Fichtelseeerweiterung zwei Projekte in einem: die Sicherung eines undichten Dammes. Und die Erweiterung des Sees auf mehr als das Doppelte. Die Festschrift zur Einweihung 1986 weist Gesamtkosten von 10,5 Millionen Mark aus. Und die Finanzierung über den Zweckverband war auch ein Entgegenkommen Fichtelberg gegenüber, das zuallererst für die Maßnahme verantwortlich gewesen wäre "und allein eine derartige Maßnahme nicht finanzieren konnte", wie der damalige Landrat und Zweckverbandsvorsitzende Klaus-Günter Dietel seinerzeit schrieb.

Die Rodelbahn: Als vor fast 50 Jahren der Seilbahnzweckverband gegründet wurde, gab es je eine Seilbahn für Bischofsgrün und Fleckl. Ein drittes Projekt sollte eine Rodelbahn vom Ochsenkopfgipfel nach Neubau werden. Doch dieses Projekt schaffte es nie aus der Schublade und geriet irgendwann in Vergessenheit. Bis letztes Jahr. Da war Edgar Eckert aus Neubau auf einer Fortbildung für Skilanglauflehrer in der Ramsau am Dachstein (Österreich). Und ins Tal ging es auf einer Art Big-Wheel-Dreirad. Auf einer Piste, die so aussah, wie die vor fast 50 Jahren angedachte Rodelpiste am Ochsenkopf aussehen könnte. Parallel zum Schmierer Weg, sechs Meter breit, so dass im Winter nicht nur für Rodler, sondern auch für Tourengeher Platz wäre. Und die im Sommer auch Rad- und Mountainbikefahrern offen stehen könnte. Mögliche Endstation: nahe dem Besucherbergwerk.

Eine Kostenschätzung für das Projekt gibt es noch nicht. Aber die Rodelbahn ist bei der seit vergangenem Jahr laufenden Bestandsaufnahme von Tourismusideen und -projekten rund um den Ochsenkopf mit angemeldet. Bürgermeister Ritter: "Es geht nicht um Neid. Sondern um den Versuch, die Sachen gleichmäßig zu verteilen."

Das sagt der Landrat: "Der Antrag der Gemeinde Fichtelberg  wird in einer Sitzung des Zweckverbandes geprüft. "

Der Zweckverband: Dem "Zweckverband zur Förderung des Fremdenverkehrs und des Wintersports im Fichtelgebirge" - landläufig: Seilbahnzweckverband - gehören der Landkreis und die Gemeinden Bischofsgrün, Warmensteinach und Fichtelberg an. Bad Berneck stieg vor Jahren aus. Den Löwenanteil bei der Betriebskostenumlage (2013 waren das 620.000 Euro) trägt mit 83 Prozent  der Landkreis. Mit jeweils sieben Prozent sind Bischofsgrün ud Warmensteinach beteiligt, mit drei Prozent Fichtelberg. Auf dieser Basis musste Fichtelberg 2013 18.600 Umlage zahlen. Allerdings sind alle drei Kommunen über die Kreisumlage auch nochmal indirekt an der Betriebskostenumlage beteiligt.

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