Fichtelberg Besucherbergwerk bald in neuem Licht

Von Andreas Gewinner

FICHTELBERG. In gut acht Wochen soll das Besucherbergwerk Gleißinger Fels innen in neuem Glanz erstrahlen. Und zwar buchstäblich: Dann soll die neue LED-Beleuchtung installiert sein. Wer derzeit das Bergwerk besucht, erlebt hingegen echtes Bergmanns-Feeling fast wie im Mittelalter. Licht kommt nur von der Stirnleuchte.

 
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Seit vergangenem Mai wird das Besucherbergwerk Gleißinger Fels für rund anderthalb Millionen Euro rundum erneuert. Außer Sicherungsarbeiten wurden so ziemlich alle Holzkonstruktionen erneuert, derzeit läuft die Erneuerung der Installation, die alte Beleuchtung ist funktionslos.

Alle Arbeiten wurden im Wesentlichen bei laufendem Besucherbetrieb bewerkstelligt. Bei den unterirdischen Arbeiten ist man im Zeitplan, sagt José-Ricardo Castro Riemenschneider. Der langjährige ehemalige Fichtelberger Bürgermeister ist Vorstandsvorsitzender der Montanstiftung Nordostbayern, Eigentümer des Bergwerks, dessen aktive Wurzeln über 400 Jahre zurückreichen und das seit rund 40 Jahren Besucherbergwerk ist. 

Und ebenso alt sind viele der Einbauten, die nun erneuert werden. Überdies galt es bei Rissen und brüchigem Granit Sicherungsarbeiten zu machen. Das sind entweder Eisenanker, die ins Gestein getrieben werden, Stempel, die in Spalten verbaut werden, oder es wurden Stahlmatten mit Spritzbeton verbaut. Der oberirdische Eingangspavillon soll heuer noch im Rohbau entstehen und nächstes Jahr fertig werden.

An einer Stelle funkelt der Gang silbrigglänzend im Licht von Thomas Obermüllers Lampe. „Hier ist ein Erzgang“, erläutert Obermüller, der vor Ort den Betrieb führt. Dies ist eine der Stellen, die künftig mit der neuen Beleuchtung besonders in Szene gesetzt wird. Auch eine Effektbeleuchtung soll es geben, doch damit will man sparsam umgehen: „Wir wollen kein unterirdisches Disneyland“, erläutert Castro Riemenschneider, das Bergwerk solle seiner natürlichen Wirkung nicht beraubt werden.

Und die ist auch so spektakulär genug. In der sogenannten Voithenzeche kann man in einem Spalt fast 20 Meter hoch schauen. An anderer Stelle geht es Dutzende Meter runter, ein kleiner Wasserfall rauscht hier in die Tiefe.

Eine räumliche Erweiterung des zugänglichen Teils des Bergwerks ist mit den aktuellen Arbeiten nicht verbunden. Aber Potenzial gibt es im Inneren des Berges noch genug. Insgesamt gibt es drei Gänge übereinander; der längste durchgehende Gang ist rund 1,5 Kilometer lang, schätzt Obermüller. Die Gesamtlänge der noch existierenden Gänge im Bergwerk schätzt er auf über vier Kilometer.

Gegenwärtig gebe es keine konkreten Pläne, weitere Teile des Bergwerks für Besucher zugänglich zu machen, entsprechende Informationen des Kuriers wollten weder Castro noch Obermüller bestätigen. 

Aber auch in historischer Sicht gibt es noch unausgeleuchtete Stellen. Obermüller hat tief im Berg alte Stahlbetoneinbauten und Vorrichtungen für Starkstrom gefunden. Und er kennt die Geschichten von der Produktion einer antimagnetischen Rostschutzfarbe, mit der deutsche Kampfpanzer im Krieg immun gegen magnetische Minen werden sollten. Und von einer geplanten unterirdischen Flugzeugproduktion, wie es in den letzten Kriegsmonaten andernorts auch geschah, um die Produktion immun gegen alliierte Luftangriffe zu machen.

Zumindest Letzteres kann Armin Hofmann aus Fichtelberg bestätigen. Sein Vater arbeitete in den 1920er Jahren im Gleißinger Fels als Bergmann, 1944, als Kind, war Hofmann selbst das erste Mal im Bergwerk. Und später erneut, als er und einige andere Fichtelberger wagemutig das Innere des stillgelegten Bergwerks erforschten – was die Initialzündung für den Besucherbetrieb ab Ende der 1970er Jahre war.

Hofmann bestätigt: Es gab kurz vor Kriegsende Pläne von Messerschmitt, in einer Halle 52 Meter unter der Erde zumindest Teile einer Flugzeugproduktion umzusetzen. Gescheitert seien sie nicht an der Machbarkeit, sondern das Kriegsende kam schneller. 

Endete der eigentliche Betrieb im Bergwerk 1939, wie Hofmann sagt? Oder erst 1945, wie Obermüller glaubt? Kamen in Fichtelberg auch Zwangsarbeiter zum Einsatz? Das Bergwerk birgt noch viele Geheimnisse.

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