Nur bei Gefahr im Verzug
Bis dahin gilt: Wo immer es geht, wird jetzt bei Einsätzen Wasser aus dem Tanklöschzug verwendet. Nur bei Gefahr im Verzug, wie beim Großbrand des Freizeit-Centers im April, können die Wehrleute darauf keine Rücksicht nehmen.
Dann wird, Systemtrenner oder nicht, an den Hydranten angedockt. Damit geht die Feuerwehr aber ein erhebliches Risiko ein. Sollte durch den Rückfluss von Löschwasser die Qualität des Trinkwassers geschädigt werden, könnte das erhebliche rechtliche und auch finanzielle Folgen für die Feuerwehr haben. Ein unerfreulicher Zustand für die Einsatzkräfte.
Stadtbrandmeister Michael Weich und seine Kollegen, alle im Ehrenamt tätig, haben durch Regelungen wie diese derzeit noch mehr zu tun als ohnehin. Als die Feuerwehr kürzlich die neu angelegte Schmetterlingswiese an der Bayreuther Straße bewässerte, damit die Pflanzen nicht verdursten, hätte sie es auch einfacher haben können, wenn sie ihren Schlauch am Hydranten angeschlossen hätte.
Mehr Aufwand
Das ist aber nicht erlaubt. Also: Tankfahrzeug mit Wasser befüllen und losfahren. Die selbe Vorgehensweise dann zwei Tage später, als in der Vorwerkstraße der Container brennt. „Bei kleineren Bränden schauen wir derzeit, dass wir mit dem Tanklöschzug klarkommen“, sagt der Einsatzleiter der Kulmbacher Wehr. Während der Übergangsfrist, bis die Trenner der neuen Norm entsprechend da sind, gelte es für die Wehr, Wasserentnahmen aus Hydranten möglichst zu vermeiden, wenn die Lage es zulässt. Mehr Wehrleute, mehr Technik, mehr Aufwand.
Auf die Vorgaben konnte die Feuerwehr beim Großbrand am Goldenen Feld keine Rücksicht nehmen. Dort wurden, wie Michael Weich berichtet, 550.000 Liter Löschwasser verwendet. Die Hydranten mussten genutzt werden. Dem gewaltigen Brand hätten die Wehren sonst nichts entgegensetzen können.
Schutz des höheren Gutes
Die Feuerwehr beruft sich in einem Fall wie diesem zu Recht auf den Schutz des höheren Gutes, auf Gefahr im Verzug. Das hat der Kulmbacher Wehr, wie ihr Stadtbrandmeister berichtet, aber eine Überprüfung des Vorgangs durch das Gesundheitsamt nicht erspart und auch die Frage, wer haftet, falls das Trinkwasser verunreinigt werden sollte, bleibt weiter im Raum stehen.
„Die Trenner müssen nachgerüstet werden“, erklärt Stephan Pröschold. Der Leiter der Kulmbacher Stadtwerke weist darauf hin, dass das keine Forderung der Stadtwerke ist, sondern gesetzliche Vorgabe der Trinkwasserordnung. „Das ist die Bibel aller Trinkwasserversorger.“ In der „DIN 1717“ seien diese Regeln der Technik festgelegt. Das habe mit den Stadtwerken, die ihre Trinkwasserversorgung zertifizieren ließen, nichts direkt zu tun.
Feuerwehr in der Verantwortung
Die Stadtwerke bieten Feuerwehren Schulungen an, erklärt Pröschold. Dabei sei auch dieses Thema angesprochen worden. „Es könnte Folgen geben. Brandschutz ist ein übergeordnetes Gut. Aber wenn etwas passiert, wäre die Feuerwehr in der Verantwortung.“ Natürlich lassen die Stadtwerke die Entnahme von Löschwasser aus dem Trinkwassersystem zu, wenn das nötig ist, betont Pröschold. „Aber wir drängen auch darauf, dass die Nachrüstung erfolgt.“
Die Frage, wie die Kulmbacher in den vergangenen Jahren ohne all diese Sicherungsmaßnahmen für das Trinkwasser diverse Löscharbeiten überlebt haben, bringt auch Stephan Pröschold zum Schmunzeln: „Die Frage stelle ich mir auch manchmal“, sagt er. „Aber wir können nicht anders. Wir sind in der Verantwortung. Die Regeln der Technik haben sich verändert.“ Das müsse berücksichtigt werden.
Jetzt gelte es, Lösungen für das Problem zu finden, mit denen alle leben können. „Mit ein paar hundert Euro ist es da nicht getan“, ist Stephan Pröschold klar. Aber es laufe alles auf die Anschaffung der Trenner hinaus. Daran lasse sich nichts rütteln. „Die Investitionen müssen halt getätigt werden.“