Festspiele: Zufriedene Wirte, leere Betten

Von Johanna Tischler, Miriam Goldschmitt und
Meistersinger-Frühstück in der Bahnhofstraße. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Die Festspielzeit lässt in Bayreuth die Kassen klingeln. Zumindest bei einigen. Ein Umfrage unter Gastronomen, Hoteliers, Einzelhändlern und Taxifahrern zeigt: Mit Hilfe der Festspielgäste kommen Viele ganz gut durch die Sommerwochen.

 
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Sehr zufrieden mit dem Verlauf der Festspielzeit zeigt sich Jörg Hoppe, Filialleiter der Süßen Quelle in der Carl-Schüller-Straße. „Wir liegen leicht über dem Vorjahr“, sagt Hoppe im Gespräch mit dem Kurier. Die Festspielzeit sei nach Weihnachten und Ostern die wichtigste im Jahr. Vor allem fränkische Weine und Pralinen mit dem Motiv des Festspielhauses oder von Richard Wagner seinen bei Festspielbesuchern beliebt. Dabei profitiert die Süße Quelle auch von internationalen Gästen. Japaner etwa, die auf Süßes stehen, würden trotz geringer Deutschkenntnisse gezielt nach „Eiswein“ fragen. Dänische Gäste würden eher trockenen Weine bevorzugen. Laut Hoppe hat auch die Filiale in der Bayreuther Fußgängerzone von Festspielbesuchern profitiert, was unter anderem daran lag, dass jeweils freitags und samstags fränkische Winzer ihre Weine präsentiert haben.

Sicherheitsmaßnahmen schlecht für Taxifahrer

Unterschiedliche Beurteilungen über die Geschäfte während der Festspielzeit geben die Bayreuther Taxifahrer ab. Ein Unternehmer, der nicht namentlich genannt werden will, sagt, dass es „jedes Jahr ein bisschen weniger wird“. Einen Grund sieht er darin, dass immer mehr Busunternehmer direkt Verträge mit Hotels abschließen. Auch würden immer mehr Festspielbesucher mit dem eigenen Auto gen Festspielhaus fahren. Dennoch ist der Taxifahrer froh, dass es die Festspielzeit gibt. „Sonst wäre jetzt eine tote Zeit.“ Was sein Geschäft und das seiner Kollegen seit 2016 erschwert, sind die Sicherheitsmaßnahmen auf dem Grünen Hügel. Denn seither dürfen die Autos nicht mehr direkt am Festspielhaus vorfahren und Gäste einsteigen lassen. Was vor allem auch für die Opernbesucher dann zu einem Problem wird, wenn es stark regnet oder gar stürmt. Aus Sicht des Taxiunternehmers wäre es wünschenswert, wenn zumindest der Taxistand in der Tristanstraße überdacht wäre. Denn: „Die Leute stehen hier pitschepatschenass.“

Einen Sonderstatus unter den Taxiunternehmen in Bayreuth nimmt Rudi Schröder ein. Er bietet gezielt Fahrten für Festspielgäste an, etwa vom Flughafen Nürnberg nach Bayreuth oder auch Tagesausflüge an spielfreien Tagen. So sind die Sommerwochen für Schröder tatsächlich die stärksten im Jahr, in denen er seinen Umsatz gegenüber sonst verdoppelt. Indes wirkt sich das Sicherheitskonzept auch für Schröder negativ aus: Taxifahrten in den Pausen der Aufführung seien auf null zurückgegangen.

Eule lockt viele Gäste

Von denen, die sich nach der Aufführung in die Stadt chauffieren lassen landen einige Opernbesucher stets im Traditionsrestaurant Eule, das seit vielen Generationen von Festspielgästen und Bayreuthern besucht wird. Gegen 23 Uhr sind dort in der Regel alle Tische besetzt. Für Eulenwirt Harald Kaiser war es wieder eine gute Saison. „Ich bin zufrieden“, sagt Kaiser im Gespräch mit dem Kurier. Allerdings: „Ich musste weniger Leute wegen Überbelegung wegschicken als im vergangenen Jahr.“

Zufrieden zeigt sich auch Stefan Hofmann, Inhaber der Gaststätte Wolffenzacher. Die Anzahl der Gäste sei ähnlich wie im vergangenen Jahr gewesen. „Nur das Wetter hätte etwas schöner sein können“, sagt Hofmann.

„Nicht unzufrieden“ mit der diesjährigen Festspielzeit zeigt sich Daniel Burger, Betriebsleiter des Liebesbier Restaurant & Craft-Bier. Er kann jedoch keinen Vergleich zum Vorjahr ziehen, da es seine ersten Festspiele waren. Die Küche hatte immer eine Stunde über das Ende der Vorstellung hinaus geöffnet.

Wie im Vorjahr

Und wie sehen Hoteliers den Festspielsommer 2017? Das Arvena Kongress Hotel war nicht komplett ausgebucht, aber Direktor Marc Jungk ist trotzdem sehr zufrieden. Die Zahl der Buchungen sei genauso hoch gewesen wie im Vorjahr. Die durchschnittliche Dauer des Aufenthalts der Festspielgäste sei sehr unterschiedlich: „Ring“-Besucher blieben meist eine Woche, Gäste für andere Aufführungen hingegen oft nur ein bis zwei Tage.

Achim Porsch: „Es läuft immer hektischer ab.“

Auch Achim Porsch, Chef des Hotels Rheingold, zeigt sich zufrieden. Das Hotel sei sehr gut, aber nicht durchgehend ausgebucht gewesen. Allerdings beobachtet Porsch seit vier Jahren einen Trend zu kürzeren Aufenthalten: „Es läuft immer hektischer ab. Die Gäste reisen meist erst kurz vor der Oper an und bleiben am nächsten Tag nur bis zum Frühstück.“ Zudem werde das Publikum jünger.

Vom Bezirk Oberfranken des Handelsverbands Bayern teilt Geschäftsführer Thorsten Becker auf Kurier-Anfrge mit: „Während der Festspielzeit stellen wir eine höhere Kundenfrequenz in der Innenstadt fest von der der gesamte Einzelhandel profitiert. Besonders profitieren aber die Geschäfte, die spezielle Angebote für Festspielbesucher haben und entsprechend vermarkten.“

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