Festival junger Künstler Helfende Hände aus aller Welt kommen nach Bayreuth

Von
Bevor beim Festival junger Künstler das Publikum einer Darbietung lauschen kann, haben vorher junge Menschen aus aller Welt viel gearbeitet. Symbolfoto: Andreas Harbach / Archiv Foto: Moritz Kircher

BAYREUTH. Die Plätze im Europasaal des Jugendkulturzentrums in Bayreuth sind leer. Lediglich auf der Bühne tummeln sich einige Personen mit ihren Instrumenten: Flöte, Geige, Oboe und vieles mehr. Es ist das Ensemble des rumänischen Kammerorchesters Gheorge Dima, das sich auf die tägliche Probe vorbereitet. Ein Wirrwarr an Tönen füllt den Raum – unbeirrt stimmt jeder sein Instrument. Der Dirigent, Cristian Sandu, betritt die Bühne und sorgt für eine konzentrierte Atmosphäre. Gespielt wird die Capriol Suite von Peter Warlock. Es klingt schon jetzt fantastisch – und doch korrigiert Sandu immer wieder seine Musiker. Für das Festival junger Künstler muss es eben perfekt sein. Neben den Musikern gibt es beim Festival junger Künstler viele Mitarbeiter bei der Organisation oder im Service. Im Folgenden stellen sich Künstler, Mitarbeiter und Auszubildende des Festivals vor.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Mellissa Tafadzwa Gunguwo, 21 Jahre, aus Simbabwe, hilft bei der Festival-Organisation mit: „Über das Rotary Youth Exchange Program bin ich nach Deutschland gekommen. Ich wollte schon immer nach Europa und das war meine Gelegenheit. Ich war bei verschiedenen Gastfamilien als Au-pair-Mädchen. Ich besuchte das Gymnasium in Herzogenaurach. Mein Gastvater kennt das Festival junger Künstler und fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, ein Teil davon zu sein. Ich war aufgeregt und jetzt bin ich hier. Ich liebe es einfach, mit Menschen zu arbeiten. Hier sind Leute aus Griechenland, Lettland, Serbien – einfach von überall. Das Festival bietet mir die Gelegenheit, mich in meinem späteren Beruf zurechtzufinden. Ich beginne im September eine Ausbildung zur Hotelfachfrau im Maritim Hotel in Nürnberg und freue mich über die Erfahrung, weil es in die gleiche Richtung geht. Es ist einfach eine gute Vorbereitung. Ich muss vieles unter Kontrolle haben und geduldig sein. Dafür benötigt man natürlich ein ganzes Team und für dieses bin ich sehr dankbar. Einfach alle sind hier sehr lieb.“

Raphael Wong, 28 Jahre, aus Australien, Sänger: „Meine Eltern haben zwar Musik gespielt, als ich jünger war, aber die Liebe zur Musik entsprang eher einem Ereignis als ich 18 Jahre alt war. Ich besuchte Sydney mit meiner Familie und meine Mutter wollte unbedingt mit mir in die Oper. Dort wurde ,La Bohème‘ gespielt – ich war sofort begeistert. Mir war zu dem Zeitpunkt bereits bewusst, dass ich ganz gut singe, da meine Schullehrer immer wieder betonten, dass ich Potenzial habe. Also entschied ich mich für ein Musikstudium. Auch an der Universität waren die Dozenten von meiner Stimme überzeugt und sprachen mir wohlwollend zu. Nicht alle Musikstudenten, die gerne Musiker wären, bleiben letztendlich auch bei der Musik, und so war es für mich schon etwas Besonderes, dass die Dozenten Potenzial in mir sahen und mich förderten. Während meines Studiums begann ich als Tenor zu singen. Erst im Laufe der Jahre wurde ich Bariton, und dabei blieb es auch. Das ist aber nicht ungewöhnlich, da die Stimme bis zu einem Alter von 35 Jahren reift und sich ändern kann. Es läuft ganz gut für mich und ich bin ein gefragter Sänger. Zum Festival kam ich über das Rotary Youth Exchange Program in Herzogenaurach. Ich glaube, ich bin der erste australische Sänger, der bei diesem Programm teilnimmt. Natürlich singe ich nicht nur. Neben den Auftritten unterstütze ich die Organisation der Events oder ich helfe bei den Events im Service. Ich bin wirklich froh, ein Teil dieses Festivals zu sein.“

Kim Penelope Gilch, 26 Jahre, aus Deutschland, hilft bei der Festival-Organisation mit: „Eigentlich bin ich Offizier bei der Luftwaffe in der Streitkräftebasis. Als Zeitsoldat befinde ich mich nun in der ersten Verwendung nach einem sehr langen Ausbildungsgang. Ich habe Urlaub diese Woche und mir dabei gedacht, dass ich mir diese Erfahrung beim Festival gönne. Ich wollte Eindrücke sammeln und über den Tellerrand hinausschauen und meine Kommunikationsfähigkeiten schulen. Die eigentliche Idee, beim Festival zu arbeiten, kam durch meine Familie. Meine Schwestern haben in Bayreuth studiert, waren in den Jahren auch ein Teil des Festivals. Eigentlich war fast meine gesamte Familie schon hier und hat sich jedes Mal positiv darüber ausgetauscht. So dachte ich mir, jetzt gehe ich auch mal durch die Schule bei der Sissy Thammer. Zudem muss ich sagen, gibt es viele Parallelen zu meinem eigentlichen Beruf als Soldatin. Das, was ich gelernt habe, kann ich sehr gut umsetzen und anwenden. Ich bin ja in der Logistik und bei uns geht es um Lagerhaltung. Wir haben hier ein riesiges Lager, in dem alles drin ist, was man so braucht. Wasser, Wein, Bettwäsche und vieles mehr. Am Anfang war alles eher unsortiert und einfach gestapelt, also habe ich eine Vorschrift zur Lagerung erstellt. Das, was man am ehesten braucht, kommt nach vorne und das, was man am wenigsten braucht, nach hinten. Ich kam also sehr schnell in dieses Denkmuster, das ich gelernt habe. Ich scanne mein Umfeld und fange an, Dinge zu optimieren. Aber das ist nur ein kleines Beispiel von meinen vielen Aufgaben beim Festival. Ich spüre jederzeit die Wertschätzung der Leute und die Atmosphäre hier ist einfach außergewöhnlich.“

Alexandra Jurje, 24 Jahre alt, aus Rumänien, kümmert sich um die jungen Künstler: „Dank meines Großvaters fing ich bereits mit vier Jahren an zu singen. Er war selber Sänger und förderte mein Interesse für die Musik. Während meines Studiums zur Musikwissenschaft lernte ich auch das Klavierspielen. Inzwischen ist das aber mehr zu einem Hobby geworden. Über das Studium kam ich letztendlich auch zum Kammerorchester Gheorge Dima, das hier, beim Festival junger Künstler, zu Gast ist. Ich war bereits letztes Jahr hier und habe bei der Organisation mitgeholfen. Dieses Jahr begleite ich unser Orchester und helfe den jungen Künstlern bei allen anstehenden Aufgaben. Es ist ein Vergnügen, hier zu sein. Es gibt so viele Menschen aus unterschiedlichen Nationen. Das ist einfach überwältigend. Wir wären gerne jedes Jahr ein Teil des Festivals.“

Fotos: Martin Burger

Autor