Für Griesbeck zeigt der Fall auch, wie schnell aus bloßer Theorie Ernst werden kann. „Man ist nicht gefeit davor“, betont die Erzieherin. „Man sieht, wie wichtig es ist, dass man sich mit dem Thema auseinandersetzt.“ Und das tue die städtische Einrichtung beispielsweise bei den vorgeschriebenen Probealarmen regelmäßig. Außerdem würde das Personal jährlich belehrt, wie im Ernstfall vorzugehen ist, wo etwa nach Personen geschaut werden muss, und dass in einer solchen Situation keine Kinder abgeholt werden können. So sei eine Oma, die just zur Zeit der Evakuierung ihren Enkel mit nach Hause nehmen wollte, auf später vertröstet worden.
Bevor die Pandemie allen Ausflügen einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, haben immer die Vorschulkinder der städtischen Kita die örtliche Feuerwehr besucht. Daneben gibt es alljährlich Erste-Hilfe-Kurse. Denn: „Schon die Kleinsten können Erste Hilfe leisten“, weiß Griesbeck. Auch gebe es ein Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr im Personal, das erst kürzlich die Verwandlung von der Kinderbetreuerin in eine Feuerwehrfrau gezeigt hat.
„So war es für die Kinder eine relativ normale Angelegenheit“, resümiert die Leiterin. „Sie haben es durch die ruhige Ansprache nicht als Gefahr empfunden, sind aber auf das Sammelzeichen hin sofort gefolgt.“ Schon die jüngsten der anwesenden Mädchen und Buben zwischen zwei und vier Jahren hätten das super gemeistert. Die Krippenkinder waren vom Alarm nicht betroffen, da sie derzeit ja im etwas entfernt stehenden Container betreut werden.
Von großer Aufgeschlossenheit bei den Probealarmen berichtet Schwester Olga Weberndorfer, die die Fatima-Kindertagesstätte leitet. „Die allermeisten Kinder nehmen es sehr ernst und lassen wirklich alles liegen. Sie laufen dann auch in Strümpfen raus und ziehen die Schuhe nicht mehr an.“ Neben den vorgeschriebenen zwei Probealarmen im Jahr (einmal angekündigt und einmal unangekündigt) sowie den jährlichen Unterweisungen des Kita-Personals, versucht Weberndorfer abseits der Pandemie immer wieder, Termine mit der Feuerwehr zu organisieren, damit diese beispielsweise den Betreuenden den Umgang mit Feuerlöschern oder den Kindern das Feuerwehrauto zeigt.
Wertvoll sei es ferner, wenn Feuerwehrleute mit Atemschutz in die Kita kämen, damit die Kinder so etwas schon mal gesehen haben und sich im Ernstfall nicht etwa aus Furcht vor den bedrohlich aussehenden Helfern versteckten, erklärt die Leiterin. „Wir haben schon Besuche bei der Feuerwehr gemacht und Vor-Ort-Lösch-Übungen. Da konnten die Kinder mit einem Wasserschlauch ein brennendes Spielhäuschen löschen.“ So etwas präge sich natürlich ein.
Probealarme ohne Sirene
Um keine Panik aufkommen zu lassen und vor allem die Kinder nicht zu traumatisieren, fänden die Probealarme ohne Sirene statt. „Das ist ein unendlich grausiger Ton. Der brennt sich ein“, sagt die Kita-Leiterin. Im Gegenzug dürfe der vereinbarte Ruf „Feuer! Alles raus!“ nicht zum Spielen genutzt werden. Ängstliche unter den 59 Kindergartenkindern beruhige das Personal und betone ihnen gegenüber immer wieder, dass nur geprobt werde, alles nur eine Übung sei, berichtet Weberndorfer. So lasse sich die Lage entspannen.
Apropos Krippenkinder: Auch für deren Evakuierung hat die Fatima-Kindertagesstätte inzwischen eine Lösung gefunden. „Es war immer das Problem, wie bringen wir 13 Krippenkinder mit nur zwei oder vier Händen schnell und sicher ins Freie?“, berichtet Weberndorfer. „Dann haben wir ein Bett umfunktioniert und Räder angebracht. So kommen alle schnell nach draußen und wir haben auch noch eine Gaudi dabei.“ Da die Einrichtung komplett ebenerdig ist, sei die Evakuierung ohnehin etwas leichter als in anderen Kitas, wo der Fluchtweg über Treppen führt.
Die Marien-Kindertagesstätte wollte aus Datenschutzgründen keine Stellungnahme dazu abgeben, wie sie den Brandschutz umsetzt und die Kinder auf einen etwaigen Vorfall wie in der Kita Pfiffikus vorbereitet.