Fehlalarm in der Kita „Wir haben das gut hingekriegt“

Von Astrid Löffler
Für die Kinder ist es immer ein Erlebnis, wenn die Feuerwehr kommtInteressierte Beobachter Foto: red

Feueralarm: Der städtische Kindergarten musste evakuiert werden, nachdem ein Brandmelder ausgelöst hatte

 
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Auerbach - Es war ein Wochenstart, den Anke Griesbeck, Leiterin der städtischen Kindertagesstätte (Kita) Pfiffikus in Auerbach, so schnell nicht vergessen wird: Rund 150 Kinder mussten sie und ihr 26-köpfiges Team flugs evakuieren, nachdem ein Brandmelder in der Einrichtung ausgelöst hatte. Bei all dem Adrenalin, den der Vorfall hervorgerufen hat, blickt die Erzieherin auch gefestigt zurück: „Es ist beruhigend, zu wissen, dass wir das schaffen. An dieser Stelle auch ein großes Lob an alle meine Kolleginnen und Kollegen: Wir haben das gut hingekriegt mit den Kindern.“

Was genau zu dem Alarm geführt hat, wird für Griesbeck wohl immer ein Rätsel bleiben. „Sicher wissen wir nur, dass der Rauchmelder in der Küche ausgelöst hat.“ Es sei zu dem Zeitpunkt aber nicht gekocht worden, nur der Backofen war noch an und die meisten Kinder bereits im Außenbereich im Garten, berichtet die Kindergartenleiterin. Sie selbst sei just in der Küche gestanden, habe mit der Küchenkraft den Speisenplan für die weitere Woche durchgesprochen und keinen Brandgeruch wahrgenommen, als der Alarm ertönte.

Feuerwehr lobt besonnenes Verhalten

Dann habe sie gemacht, was sie in ihren bisher 27 Jahren in der Tagesstätte sonst immer nur geübt hatte: Notruf absetzen, im Haus verbliebene Kinder nach draußen bringen, Kollegen im Außenbereich informieren, mit allen Schützlingen zum Sammelplatz an der Helmut-Ott-Halle marschieren. Dort warteten bereits zwei Krankenwagen und kurz darauf traf die Feuerwehr ein. Von dieser gab es ein großes Lob für das besonnene Vorgehen und die schnelle Evakuierung.

Die Kameraden konnten bald darauf Entwarnung geben: Im Gebäude wurde kein Brandherd gefunden; alle konnten gefahrlos zurück in die Einrichtung.

„Man funktioniert. Man ist froh, wenn es so ausgeht. Und es fällt eine gewisse Anspannung von einem ab, wenn es vorbei ist“, blickt Griesbeck zurück. „Nachdem bei uns erst vor Kurzem alles feuerschutztechnisch auf den neusten Stand gebracht wurde, wollten wir ohnehin bald einen Probealarm machen. Dass uns jetzt ein echter Alarm zuvorkommt, hätte niemand gedacht.“

Für Griesbeck zeigt der Fall auch, wie schnell aus bloßer Theorie Ernst werden kann. „Man ist nicht gefeit davor“, betont die Erzieherin. „Man sieht, wie wichtig es ist, dass man sich mit dem Thema auseinandersetzt.“ Und das tue die städtische Einrichtung beispielsweise bei den vorgeschriebenen Probealarmen regelmäßig. Außerdem würde das Personal jährlich belehrt, wie im Ernstfall vorzugehen ist, wo etwa nach Personen geschaut werden muss, und dass in einer solchen Situation keine Kinder abgeholt werden können. So sei eine Oma, die just zur Zeit der Evakuierung ihren Enkel mit nach Hause nehmen wollte, auf später vertröstet worden.

Bevor die Pandemie allen Ausflügen einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, haben immer die Vorschulkinder der städtischen Kita die örtliche Feuerwehr besucht. Daneben gibt es alljährlich Erste-Hilfe-Kurse. Denn: „Schon die Kleinsten können Erste Hilfe leisten“, weiß Griesbeck. Auch gebe es ein Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr im Personal, das erst kürzlich die Verwandlung von der Kinderbetreuerin in eine Feuerwehrfrau gezeigt hat.

„So war es für die Kinder eine relativ normale Angelegenheit“, resümiert die Leiterin. „Sie haben es durch die ruhige Ansprache nicht als Gefahr empfunden, sind aber auf das Sammelzeichen hin sofort gefolgt.“ Schon die jüngsten der anwesenden Mädchen und Buben zwischen zwei und vier Jahren hätten das super gemeistert. Die Krippenkinder waren vom Alarm nicht betroffen, da sie derzeit ja im etwas entfernt stehenden Container betreut werden.

Von großer Aufgeschlossenheit bei den Probealarmen berichtet Schwester Olga Weberndorfer, die die Fatima-Kindertagesstätte leitet. „Die allermeisten Kinder nehmen es sehr ernst und lassen wirklich alles liegen. Sie laufen dann auch in Strümpfen raus und ziehen die Schuhe nicht mehr an.“ Neben den vorgeschriebenen zwei Probealarmen im Jahr (einmal angekündigt und einmal unangekündigt) sowie den jährlichen Unterweisungen des Kita-Personals, versucht Weberndorfer abseits der Pandemie immer wieder, Termine mit der Feuerwehr zu organisieren, damit diese beispielsweise den Betreuenden den Umgang mit Feuerlöschern oder den Kindern das Feuerwehrauto zeigt.

Wertvoll sei es ferner, wenn Feuerwehrleute mit Atemschutz in die Kita kämen, damit die Kinder so etwas schon mal gesehen haben und sich im Ernstfall nicht etwa aus Furcht vor den bedrohlich aussehenden Helfern versteckten, erklärt die Leiterin. „Wir haben schon Besuche bei der Feuerwehr gemacht und Vor-Ort-Lösch-Übungen. Da konnten die Kinder mit einem Wasserschlauch ein brennendes Spielhäuschen löschen.“ So etwas präge sich natürlich ein.

Probealarme ohne Sirene

Um keine Panik aufkommen zu lassen und vor allem die Kinder nicht zu traumatisieren, fänden die Probealarme ohne Sirene statt. „Das ist ein unendlich grausiger Ton. Der brennt sich ein“, sagt die Kita-Leiterin. Im Gegenzug dürfe der vereinbarte Ruf „Feuer! Alles raus!“ nicht zum Spielen genutzt werden. Ängstliche unter den 59 Kindergartenkindern beruhige das Personal und betone ihnen gegenüber immer wieder, dass nur geprobt werde, alles nur eine Übung sei, berichtet Weberndorfer. So lasse sich die Lage entspannen.

Apropos Krippenkinder: Auch für deren Evakuierung hat die Fatima-Kindertagesstätte inzwischen eine Lösung gefunden. „Es war immer das Problem, wie bringen wir 13 Krippenkinder mit nur zwei oder vier Händen schnell und sicher ins Freie?“, berichtet Weberndorfer. „Dann haben wir ein Bett umfunktioniert und Räder angebracht. So kommen alle schnell nach draußen und wir haben auch noch eine Gaudi dabei.“ Da die Einrichtung komplett ebenerdig ist, sei die Evakuierung ohnehin etwas leichter als in anderen Kitas, wo der Fluchtweg über Treppen führt.

Die Marien-Kindertagesstätte wollte aus Datenschutzgründen keine Stellungnahme dazu abgeben, wie sie den Brandschutz umsetzt und die Kinder auf einen etwaigen Vorfall wie in der Kita Pfiffikus vorbereitet.

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