Ein Objekt verfällt Bürgermeister plant Abriss des Hallenbads in Bad Berneck

Von Andreas Gewinner

Fast zehn Jahre ist es her, dass das Bad Bernecker Hallenbad aus den 60er Jahren geschlossen wurde. „Vorübergehend wegen Reparaturarbeiten“ hieß es damals. Daraus ist ein Dauerzustand geworden. Doch wenn es nach Bürgermeister Jürgen Zinnert geht, wird es keine weiteren zehn Jahre verfallen. „Mein Ziel ist es, innerhalb der nächsten sechs Jahre das Bad abzureißen“, hat er sich vorgenommen.

 
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Ein Rundgang macht es deutlich: Dieses Gebäude ist nicht zu retten. Über dem leeren Becken sind an zwei Stellen Holzplanken der Deckenvertäfelung heruntergebrochen, Teile der Decke liegen im Becken, zusammen mit Moos und Wasser, das über das kaputte Flachdach eindringt. Die Scheiben der großen Panoramaverglasung sind teils blind, teils gebrochen. Mit dem hinteren Ende seiner blauen Maglite-Taschenlampe testet Zinnert eine gebrochene Scheibe, die sich bedenklich nach außen wölbt. Strom gibt es im Gebäude nicht mehr. Licht kommt nur über die Panoramascheibe, die sich einst komplett im Boden versenken ließ, oder über Oberlichter. Einige tote Mäuse liegen auf dem Boden. Immer wieder undefinierbare Haufen Schmutz, der aus Lüftungsschächten heruntergerieselt ist. Einen Rest von Lustigkeit verbreitet eine Wandgrafik an der Stirnseite mit zwei Bären, die sich mit Wasser vergnügen. Daneben gleich die Spaßbremse in Schildform: „Einspringen verboten.“ Bürgermeister Zinnert, der in Kindes- und Jugendjahren mit Freunden das Bad besuchte, erinnert sich, dass dieses Verbot vom Bademeister vor allem bei den jüngeren Besuchern immer mal wieder durchgesetzt werden musste. Das Bad hat kein Sprungbrett (geschweige -turm) und keine Startblöcke. Es sollte vor über vier Jahrzehnten vor allem das Kurstadtangebot abrunden.

Als 2004 „vorübergehend“ geschlossen wurde, ging man von Reparaturkosten in Höhe von 100.000 Euro aus, um das Bad wieder eröffnen zu können. Damals schon verursachte das Hallenbad alljährlich ein Defizit von 150.000 bis 180.000 Euro, das im städtischen Haushalt aufgefangen werden musste.

Bürger putzten Bad freiwillig

Die SPD hatte damals die Idee, die Flucht nach vorne anzutreten. Und die betagte Anlage, die außer einem Schwimmbecken wenig zu bieten hatte, mit Spaßbadattributen aufzuwerten. Die Kalkulation der SPD war damals: Statt etwa weitere zehn Jahre ein Defizit von addiert knapp zwei Millionen Euro zu zahlen, sollte man dieses Geld lieber investieren, um neue Gäste und damit einen kostendeckenden Betrieb zu erreichen.

Doch zwischenzeitlich waren die einst großzügigen Außenanlagen des Bades schon geschrumpft. Nebenan entstanden der Kindergarten und die Modellautorennstrecke eines örtlichen Vereins, die nun dem Krippenanbau weichen muss. 2003 hatten sich Bürger in einer Freiwilligenaktion dem Äußeren des Bades gewidmet, den Putz erneuert und neu gemalert. Für Zinnert keineswegs vergeblich: „Sonst wäre das Bad heute ein noch größerer Schandfleck.“

Nachdem klar wurde, dass eine Wiedereröffnung des Bades immer unwahrscheinlicher wurde, warf der TSV vor drei, vier Jahren ein Auge auf die Anlage. Die Idee: die Schwimmhalle selbst abreißen, das Bad auffüllen und ein Kunstrasenfeld anlegen. Und den Anbau mit den Duschen und Umkleiden nutzen und damit einem alten Missstand abhelfen. Denn Dusche und Umkleiden gibt es am benachbarten Sportplatz selbst nicht. Damals standen Abrisskosten von rund 25.000 Euro für die Halle im Raum. Im Keller, wo heute noch ein Schild „Zur Original Dr. Müller Hochleistungs-Besonnungsanlage“ weist, waren mal Jugendräume angedacht. Alles passé.

Doch die eine oder andere Idee, die hier schon gesponnen wurde, könnte doch Wirklichkeit werden, wenn es nach Bürgermeister Zinnert geht: In einem künftigen Multifunktionsgebäude könnte der Hort einziehen, der aktuell noch zur Miete im alten Schulhaus am Anger untergebracht ist. Räume für Ganztagsbetreuung an der nahen Schule könnten entstehen, Vereinsräume. Und Räume fürs Stadtarchiv. „Das wären so Ideen“, sagt Zinnert. Und während er wieder die schwere Eisengliederkette um die Türgriffe wickelt und mit einem Schloss verschließt, laufen unterhalb die Kindergartenkinder vom Kindernest mit ihren Erzieherinnen vorbei. Vielleicht werden sie in einigen Jahren nutzen können, was hier möglicherweise entsteht.

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