Fast 860 Jobs in Gefahr Michelin schließt Reifenwerk in Hallstadt

Symbolfoto: dpa Quelle: Unbekannt

HALLSTADT. Der Reifenhersteller Michelin schließt sein Werk mit fast 860 Mitarbeitern in Hallstadt (Landkreis Bamberg).

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Bis Ende Januar 2021 wird die Produktion dort schrittweise eingestellt, wie das französische Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Grund dafür seien die sinkende Nachfrage nach 16-Zoll-Reifen und die Konkurrenz durch asiatische Hersteller.

Abwarten würde die Entscheidung lediglich verzögern. „Der Kampf wäre für das Unternehmen von vornherein verloren“, sagte eine Sprecherin des Konzerns. Dabei ist das Unternehmen an einen Tarifvertrag bis Ende 2022 gebunden, wie eine Sprecherin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie erklärte. „Das Unternehmen ist damit wortbrüchig geworden.“ Die Gewerkschaft wolle nun rechtliche Schritte gegen den Reifenkonzern prüfen.

Die Nachricht sorgte in der Region für Entsetzen. „Das trifft nicht nur mehr als 850 Beschäftigte, sondern mehr als 850 Familien“, teilte Landrat Johann Kalb (CSU) mit. Stadt und Landratsamt arbeiten nach eigenen Angaben schon an einem Krisenmanagement. Geplant sei unter anderem eine Task Force zur Vermittlung der Beschäftigen. „Wir werden um jeden einzelnen Arbeitsplatz kämpfen“, sagte Kalb.

Unterstützung haben auch die Landtagsabgeordneten der Region versprochen. Es habe schon Gespräche mit Ministerpräsident Markus Söder sowie dem bayerischen Arbeits- und Wirtschaftsministerium gegeben. Dabei seien sie „durchaus auf offene Ohren gestoßen“, erklärte Staatsministerin Melanie Huml (CSU).

Die Michelin-Gruppe will nach eigenen Angaben ein „umfassendes und personalisiertes Maßnahmenpaket für jeden Mitarbeiter“ anbieten. Dazu würden Dienste einer Transfergesellschaft, rentennahe Ausstiegsmöglichkeiten und das Prüfen interner Beschäftigung gehören. Für den Umbau des Werks stelle das Unternehmen 167 Millionen Euro bereit.

Das Werk bei Bamberg gibt es seit 1971. Dort würden so viele 16-Zoll-Reifen produziert wie an keinem anderen Standort von Michelin europaweit, so eine Sprecherin des Unternehmens. Genau das sei das Problem: Immer mehr Menschen würden größere Autos fahren, die dann auch größere Reifen bräuchten. Die Nachfrage an 16-Zoll Reifen sinke.

Andere Standorte in Deutschland sind nach Unternehmensangaben nicht von Sparmaßnahmen betroffen. Bundesweit beschäftigt der Reifenhersteller 5400 Mitarbeiter.

Autor