„Seine Erfahrung und sein Wissen über die ,Tiefen‘ des Zeitungsvertriebs sind ein Schatz“, sagt Geschäftsführer Michael Rümmele. „Man kann ihm stundenlang zuhören. Seine Histörchen als Träger oder als jahrzehntelanger „Bezirksverwalter“ seiner Kollegen in der Zeitungszustellung scheinen unerschöpflich zu sein.“

Wie kein anderer kann sich Dobbert lebhaft zurückerinnern, etwa an die Zeit, als noch Vertriebsleiter Herbert Lakomy, Vorgänger von Herbert Angerer, tätig war. Letztgenannten hat Dobbert mit ausgebildet.

Am 2. Januar 1969 hatte Erhard Dobbert seinen ersten Arbeitstag beim Kurier. Das war ein Jahr nach der Fusion von „Bayreuther Tageblatt“ und „Fränkischer Presse“. Das Verlagshaus, das sich neu aufstellte, war auf der Suche nach einem Vertriebsmann, und „da ist der Dobbert halt mit Anzug und Krawatte reinmarschiert“.

Eine gute Zeit für Print war das damals, erinnert er sich. „Die Zeitung hat im Monat 4,80 Mark gekostet, und die Zusteller mussten alle Abonnenten abkassieren. Die kamen zu uns rein und hatten Taschen voller Hartgeld, das waren oft Tausende von Mark.“ Dobbert erinnert sich gerne. „Wir waren eine richtige Zeitungsfamilie.“ Neues erfuhr man aus der Zeitung. Andere verlässliche Quellen gab es kaum. So erklärt sich auch, dass Vertriebsleiter Herbert Lakomy einem Kunden, der die Zeitung wegen eines Redaktionsstreiks abbestellen wollte, kurzerhand erklärte: „Leute, wenn ihr uns jetzt im Stich lasst, dann kriegt ihr danach keine Zeitung mehr.“ Worauf der verdutzte Leser seine Kündigung zurückzog.

Und dann ist da noch die Geschichte von Dobberts Klapprad, einst rot, heute fast nur noch rostig. Vom ersten selbst verdienten Geld hat er es sich gekauft. Für 100 Mark. Es hat zwei Gänge und eine eigenwillige Bremse. Für Bayreuther sind Rad und Radler zur Legende geworden. Seit 45 Jahren begleitet es ihn. Zweimal wurde es gestohlen. Zweimal kam es zu ihm zurück, auf eigenwilligen Wegen. Und noch heute ist er stolz darauf: Exakt 120 Sekunden brauchte er mit dem Rad von seiner Wohnung in die Geschäftsstelle in der Maxstraße. Kurios: Auch heute noch braucht Dobbert 120 Sekunden von der Wohnung zum Arbeitsplatz in der Theodor-Schmidt-Straße. Allerdings mit dem Auto, „und wenn keine Frau vor mir fährt“, wie er süffisant anmerkt.

Zweimal war es verschwunden, das geliebte Klapprad. Völlig unverständlich, denn es war zu dieser Zeit schon richtig verrostet. „Ich habe fast geweint“, sagt Dobbert. Doch am dritten Tag hat sich der Finder, der wohl auch der Dieb war, gemeldet. „Ich habe ihm trotzdem 20 Mark Finderlohn gegeben.“ Und dann passierte das Ganze noch mal. Das Unglaubliche: Beim Gang über den Markt entdeckte Dobbert das Rad, sein Rad, abgesperrt in einem Fahrradständer. Er alarmierte die Polizei, die griff zum Bolzenschneider und verhalf Dobbert damit wieder zu seinem Eigentum. Und das, obwohl er sich nicht einmal als rechtmäßiger Besitzer ausweisen konnte. Der Polizist meinte, wer dieses Fahrrad als seinen Besitz ansehe, dem müsse es auch gehören.

 

gs/Foto: Gisder