"Mörderische Tat gegen jüdisches Leben konnte verhindert werden"
Hinweise auf eine unmittelbar bevorstehende Gefährdung von Besuchern der Synagoge hätten sich nicht gegeben, so die Staatsanwaltschaft Karlsruhe. Man habe früh genug eingegriffen, sagte ein Sprecher. Der Verdacht gegen den 18-Jährigen lautet nun auf Verabredung zum Mord.
"Ein Angriff auf jüdisches Leben in Deutschland ist immer auch ein Angriff auf unsere Werte und damit ein Angriff auf uns alle", kommentierte der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl (CDU) den Fall. Die Polizei und das Landesamt für Verfassungsschutz hätten den Schutz jüdischen Lebens fest im Blick. "Entscheidend ist: Die mörderische Tat gegen jüdisches Leben konnte verhindert werden. So konnten wir frühzeitig einschreiten und eine mögliche Tat verhindern."
Menschenkette vor der Synagoge geplant
Die jüdische Gemeinde Heidelberg reagierte schockiert und fassungslos auf die Nachricht von den Festnahmen. Sie machten sich Sorgen um ihre Gemeindemitglieder, sagten der Rabbiner Jona Pawelczyk-Kissin und das Vorstandsmitglied Halyna Dohayman am Freitag. Sie befürchteten, "dass sie sich jetzt einsperren und nicht mehr zu unseren Gottesdiensten kommen. Wir versuchen, ihnen die Angst zu nehmen." Am Abend sei um 19.00 Uhr eine Menschenkette vor der Synagoge geplant.
Der Zentralrat der Juden in Deutschland begrüßte den Einsatz der Polizei. Seit dem Anschlag auf die Synagoge in Halle im Oktober 2019 hätten Bund und Länder das System der Sicherheitsvorkehrungen an Synagogen und anderen jüdischen Einrichtungen überdacht und merklich verbessert, sagte ein Sprecher des Zentralrats. "Wir haben Vertrauen in die Sicherheitsbehörden und der Fall in Heidelberg zeigt uns leider erneut, wie notwendig ein solcher Schutz ist."
Auch der Antisemitismusbeauftragte des Landes, Michael Blume, zeigte sich erleichtert. "Angesichts der zahlreichen Drohungen im Netz wussten wir alle um die Gefahr", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Die enge Zusammenarbeit der Polizei und der jüdischen Gemeinden zahle sich in erhöhter Sicherheit für alle Bürgerinnen und Bürger aus.
Die Synagoge in Heidelberg wurde 1994 eingeweiht. Laut der Jüdischen Kultusgemeinde Heidelberg besteht die Gemeinde aus 420 Mitgliedern. Ein Mitarbeiter bestätigte auf Nachfrage, dass die Staatsanwaltschaft die Gemeinde über den Vorfall informiert habe, wollte sich aber nicht inhaltlich äußern.