Evangelischer Kirchenkreis plant internationalen Gottesdienst in Bayreuth So können Flüchtlinge am Gottesdienst teilhaben

Von Philip Ziegler
Der Internationale Gottesdienst in Bayreuth findet zum ersten Mal in der Adventszeit statt. Glaubt man Regionalbischöfin Dorothea Greiner, werden die Bankreihen in der Stadtkirche nicht leer bleiben. Foto: Waha/Archiv Foto: red

Viele christliche Flüchtlinge sehnen sich nicht nur nach einem sicheren Platz für die Nacht, sondern auch nach einem Platz in einer Gemeinde. Damit es nicht an der Sprache scheitert, plant der evangelische Kirchenkreis Bayreuth einen mehrsprachigen Gottesdienst. Die Landeskirche hat weitere Vorschläge gesammelt, um Flüchtlinge in die Gemeinde einzubinden.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Der Gottesdienst findet ab Dezember monatlich in der Stadtkirche statt. Elf Termine sind im ersten Jahr gesetzt. Ist die Rückmeldung gut, führt die Kirche das Angebot fort. Die Hauptsprache des Gottesdienstes ist Englisch, einzelne Predigten und Lesungen sind zusätzlich auf Deutsch. In einem begleitenden Heft ist der Gottesdienst auch auf Deutsch, Russisch, Französisch, Arabisch und Farsi übersetzt. Der Kirchenkreis wird Gastprediger anderer Kirchen einladen. Das katholische Dekanat plant nicht, sich zu beteiligen.

Viele Flüchtlinge wollen Teil der Gemeinde sein

Unter den Flüchtlingen seien viele Christen, die seit Monaten keinen Gottesdienst mehr besucht haben, sagt Regionalbischöfin Dorothea Greiner. Seit zwei Jahren spricht sie mit Menschen auf der Flucht.  "Viele Flüchtlinge freuen sich schon unglaublich, wenn man mit ihnen bloß das Vaterunser betet", sagt sie. „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.“

"Wer Christ ist, sehnt sich nach Gemeinschaft" sagt Christel Stein, ehemalige Vorsitzende des Vereins Bunt statt Braun. Unter den Asylbewerbern seien etliche Christen. Die Willkommensgruppe des Vereins hat mit ihnen Kirchen besucht. Wichtig sei, dass man den Flüchtlingen auch außerhalb des Gottesdiensts begegnet. „Wir werden uns dafür einsetzen, dass mindestens ein Flüchtling an der Gestaltung der Messe beteiligt wird“, sagt Stein.

Gottesdienst richtet sich nicht nur an Flüchtlinge

Bislang ist das noch nicht vorgesehen. Der Referent der Regionalbischöfin, Michael Thein, merkt an, dass die inhaltliche Gestaltung noch nicht weit fortgeschritten sei, die Möglichkeit bestehe also noch. Flüchtlinge sind als Sprecher der Fürbitten eingeplant, außerdem könnten Freiwillige einen Imbiss aus ihrer Heimat für die anschließende Bewirtung beisteuern.

Der Gottesdienst richte sich nicht explizit an Flüchtlinge. Eingeladen sind Christen aller Konfessionen und jeglicher Herkunft. Der Grundgedanke ist laut Bischöfin Greiner ein Brückenschlag zwischen den Kulturen. Der Gottesdienst passe zum Themenjahr der Lutherdekade. Jedes der zehn Jahre vor dem 500-jährigen Jubiläum der Reformation 2017 stellt die evangelische Kirche unter ein Thema. 2016 lautet es "Reformation und die eine Welt".

Landeskirche sammelt weitere Ideen

Nicht nur in Bayreuth wollen Flüchtlinge Teil der Gemeinde werden. Die evangelische Landeskirche hat auf ihrer Facebook-Seite ihre Mitglieder nach einer englischen Gottesdienstordnung gefragt. Eine vollständige Übersetzung fand sich zwar nicht, dafür einzelne Gottesdienstbausteine, sowie ein grober Entwurf eines Gottesdienstes einer deutschen Gemeinde in London. Der sechssprachige Gottesdienstentwurf aus Bayreuth wird ab Herbst frei verfügbar sein.

Weitere Ideen aus der Facebook-Umfrage: Ein Flüsterdolmetscher könnte zum Beispiel eine Gruppe um sich scharen und simultan übersetzen. Ein Pfarrer berichtet, dass in seiner Gemeinde ein Dolmetscher über Funkkopfhörer für die Fremdsprachler übersetzt. Quasi als Fremdenführer für die Messe.

Flüchtlinge verändern Gemeinden

Christoph Breit moderiert die Facebook-Seite der Landeskirche. „Das Bedürfnis nach Religion wird in vielen Ecken Bayerns aufkommen, sobald alle Flüchtlinge etwas zu essen haben“, sagt er. Die Erfahrungen vor Ort seien sehr unterschiedlich. Christ sei nicht gleich Christ. Christen aus Syrien könne man nicht in Katholiken oder Protestanten einteilen, da sie mit den Kirchen seit fast 2000 Jahren keine gemeinsame Geschichte mehr hätten. In den Gottesdiensten werde man sich erst einmal kennen lernen müssen.

Markus Hildebrandt Rambe berät bei der Projektstelle Evangelisch Interkulturell in Bayern Gemeinden, die Flüchtlinge aufgenommen haben. „Für viele Gemeinden ist das etwas ganz neues“, sagt er. Er erlebe, dass viele Menschen, die sich aus dem Gemeindeleben zurückgezogen haben, wieder auftauchen und sich für Flüchtlinge engagieren. „Skeptische Stimmen gibt es auch“, sagt Hildebrandt Rambe. „Aber dort, wo Leute konkreten Menschen, Geschichten und Schicksalen begegnen, weicht die Skepsis schnell.“

Info: Der internationale Gottesdienst findet zum ersten Mal am 19. Dezember um 17 Uhr statt.

Bilder