Nach den jüngsten Drohungen Trumps gegen den Iran riefen führende Schiiten im Irak zur Zurückhaltung auf. Der einflussreiche Kleriker Muktada al-Sadr warnte davor, dass der Irak in einen Konflikt zwischen den USA und dem Iran hineingezogen werden könnte.
Der schiitische Politiker Hadi Al-Amiri erklärte, die nationale und religiöse Verantwortung verlange es, den Irak und die ganze Region vom "Geist des Krieges" entfernt zu halten. Niemand außer dem "zionistischen Gebilde" (Israel) wolle einen Krieg.
Al-Sadr und Al-Amiri hatten mit ihren Blöcken bei der Parlamentswahl vor einem Jahr die meisten Sitze gewonnen. Al-Amiri pflegt enge Beziehungen zum Iran. Er ist Chef der Badr-Organisation, die von Teheran unterstützt wird und auch einen militärischen Arm hat.
Die Lage in der Golfregion ist wegen des Streits zwischen den beiden Seiten derzeit sehr angespannt. Das US-Verteidigungsministerium hatte unter anderem einen Flugzeugträger und eine Bomberstaffel in den Nahen Osten entsandt und das damit begründet, es gebe Hinweise auf mögliche iranische Angriffe gegen US-Truppen. Die USA und ihr enger Verbündeter Saudi-Arabien werfen dem Iran vor, Konflikte in der Region anzuheizen und Terrorismus zu unterstützen.
Washington setzt den Iran massiv mit Wirtschaftssanktionen unter Druck, inzwischen wird offen die Gefahr eines Krieges diskutiert. Zuletzt hatten die Beteiligten betont, keine militärische Auseinandersetzung zu wollen. Trump betonte mehrfach, dass er mit dem Iran verhandeln wolle. Irans oberster Führer, Ajatollah Ali Chamenei, schloss Gespräche aber in der vergangenen Woche aus. Verhandlungen mit Trump und Washington seien "wie ein Gift", sagte Chamenei, der Oberbefehlshaber der Streitkräfte ist und das letzte Wort in allen strategischen Belangen hat.
Medienberichten zufolge soll Trump bei einer Sitzung im Weißen Haus am vergangenen Mittwoch seinem geschäftsführenden Verteidigungsminister Patrick Shanahan gesagt haben, dass er keinen Krieg mit dem Iran wolle. Seine scharfen Drohungen an die Adresse Teherans erinnern an den rhetorischen Schlagabtausch, den er sich mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un geliefert hatte. Dem isolierten Land drohte der Republikaner unter anderem im September 2017 damit, es "vollständig zu zerstören".
Saudi-Arabien setzte unterdessen angesichts der Spannungen in der Golfregion ein Krisentreffen für Ende Mai an. König Salman rief die Führer des Golf-Kooperationsrats (GCC) und der Arabischen Liga dazu auf, über die "Aggressionen und ihre Auswirkungen auf die Region" zu diskutieren. Das Krisentreffen der Führer aus fast zwei Dutzend Staaten soll am 30. Mai in Mekka stattfinden. Der Arabischen Liga gehören mehr als 20 Staaten an. Der schiitische Iran, den das sunnitische Königreich Saudi-Arabien als Erzfeind betrachtet, ist nicht Mitglied. Auch im kleineren GCC ist Teheran nicht vertreten.