Es geht um mutmaßliche Fehlbehandlungen von Neugeborenen Bayreuth: Razzia im Klinikum

Von Frank Schmälzle und Christophe Braun
Polizeibeamte haben am Mittwoch Behandlungsunterlagen im Klinikum sichergestellt. Foto: Köpplinger Foto: red

Polizeibeamte haben am Mittwoch im Klinikum Bayreuth Behandlungsunterlagen sichergestellt. Das teilt die Staatsanwaltschaft mit. Dem Kurier liegt die anonyme Anzeige vor, die die Staatsanwaltschaft zu der Razzia bewogen hat. Die Vorwürfe darin wiegen schwer.

 
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Aufgrund einer anonymen Anzeige ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Verantwortliche des Klinikums Bayreuth. In der Anzeige wird behauptet, dass es in den Jahren 2008 bis 2011 in vier Fällen zu Fehlbehandlungen Neugeborener im Klinikum gekommen sei. In einem Fall soll ein neugeborenes Kind infolge der Fehlbehandlung gestorben sein; in den anderen Fällen sollen die Neugeborenen schwerwiegende Schäden davongetragen haben.

Wie die Staatsanwaltschaft mitteilt, haben Polizeibeamte am Mittwoch Behandlungsunterlagen über die infrage stehenden Fälle sichergestellt. Zu deren Auswertung, die voraussichtlich einige Zeit in Anspruch nehmen werde, wurde ein Sachverständiger hinzugezogen.

In der Anzeige, die dem Kurier vorliegt, ist nicht nur, wie bislang bereits bekannt, von schwerem Organisationsfehlern die Rede. Der Anzeigenerstatter erhebt darin noch viel schwerere Vorwürfe. Die Rede ist unter anderem von vorsätzlicher Körperverletzung. "Seit dem Jahr 2007 sind der Geschäftsführung des Klinikums Bayreuth schwere Mängel im Bereich der Geburtshilfe bekannt", heißt es in der Anzeige. Zu wenig Ärzte in der Geburtshilfe, damit nicht eingehaltene gesetzliche Vorschriften. Geräte, die die Mindestanforderungen nicht erfüllen. Und regelmäßiges Überschreiten der maximalen Arbeitszeit, was zu Überlastung und Fehlern der Mitarbeiter führt. All das listet der Anzeigenerstatter auf.

Obwohl diese Umstände der Klinikleitung bekannt gewesen seien, seien weiterhin Risikoschwangerschaften betreut worden. 2008 sei es bei einer Entbindung zu einem schweren Zwischenfall gekommen, das Kind sei aufgrund falscher Behandlung vor der Geburt und einem späten Notruf nach der Geburt schwer geschädigt worden. In den Jahren bis 2012 sei es  zu mindestens fünf weiterer solcher Zwischenfällen gekommen. Aufgearbeitet habe das Klinikum diese Fälle nicht. Dem verantwortlichen Arzt sei trotzdem die Gesamtverantwortung für die Geburtshilfe übertragen worden.

Der Aufsichtsrat des Klinikums trifft sich am Mittwochnachmittag zu einer außerordentlichen Sitzung.

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