Erstes Craftbrauer-Festival in Bayreuth

Von Kerstin Fritzsche
Marc Göbel und Jeff Maisel. Foto: Maisel & Friends Foto: red

Die Craftbier-Szene boomt. Und einer der Pioniere in der Szene sitzt in Bayreuth. Ein halbes Jahr nach Eröffnung des Liebesbier lädt Maisel & Friends zum ersten Bayreuther Craftbrauer-Festival. Sechs Craft-Brauereien werden sich Samstag und Sonntag im Liebesbier präsentieren, außerdem die fränkischen Brauer Mainseidla (Breitengüßbach), Kommunbräu Kulmbach und die Brauerei Will (Schederndorf). Wir stellen die Craftbrauer hier vor. Wir haben außerdem allen dieselben Fragen gestellt.

 
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Maisel & Friends mischen seit ein paar Jahren die deutsche Craftbier-Szene auf. Um nicht zu sagen: Sie waren einer der Pioniere in der Branche. Inzwischen sind sechs verschiedene Biere auf dem Markt, fünf Gemeinschaftsbiere mit anderen Brauereien oder Freunden gab es schon, sowie drei experimentelle Biere. Und mit der Brauerei-Gaststätte Liebesbier gibt es seit dem Frühjahr auch einen prächtigen Anlaufpunkt für alle Craftbier-Liebhaber in Bayreuth.

Freundschaft und Austausch gehören nach eigenen Aussagen mit zu den Grundlagen des Tuns von Maisel & Friends. Und so findet am Wochenende 17./18. September das erste Craftbrauer-Festival in Bayreuth statt. Sechs befreundete Craftbier-Brauereien werden sich und ihre Biere im Liebesbier präsentieren, außerdem natürlich Maisel & Friends selbst. In der "Alten Abfüllerei" im ersten Obergeschoss zeigen die fränkische Brauer Mainseidla (Breitengüßbach im Landkreis Bamberg), Brauerei Will (Schederndorf, ebenfalls Landkreis Bamberg bei Stadelhofen), die Kommunbräu Kulmbach und das Bayreuther Brauhaus ihr Handwerk und zapfen ihr Bier frisch vom Holzfass. Und die Brennerei Lindelberg präsentiert edle Obstbrände.

Außerdem gibt es Tastings, fränkisch inspiriertes Essen, einen Food Truck vor der Tür und Live-Musik von King Sorella (Samstag, 17.30 Uhr), DJ Tobi Fernandez und Dusty Dixx (Sonntagnachmittag).

Wir stellen die Craftbrauer vor:

Von links: Christoph Bichler, Maximilian Karner und Marko Nikolic mit Praktikant Daniel Diehl

Bierol:

Bierol, das sind die drei Freunde Christoph Bichler, Maximilian Karner und Marko Nikolic aus Tirol. Vor zwei Jahren haben sie angefangen, in der Gasthausbrauerei von Christophs Eltern Bier zu brauen. Zwei Dinge stehen dabei für die drei im Vordergrund: Sie wollen unkonventionelle und progressive Biere brauen. Und Antrieb ist dabei immer wieder, "an die Grenzen zu gehen und den Gaumen der Geniesser zu fordern".

Wann und was war das erste Bier, das du getrunken hast?

Christoph: An das allererste kann ich mich nicht mehr erinnern, aber auf jeden Fall an das erste, das mein Vater bei uns in der Gasthausbrauerei gebraut hat. Ein schön hopfiges Kellerbier - damals noch mit dem Namen Gerstl - dessen Rezeptur wir vor einem halben Jahr wieder herausgesucht haben und das die Basis für unser Brewer's Breakfast Kellerbier bildet. Ein Kellerbier, das wir mit einer guten Menge an Haferflocken und Roggen verfeinert haben und gehopft mit - wie damals schon - Perle und Spalter. Als eigene Signatur haben wir noch etwas Mandarina Bavaria dazu gegeben. Das Bier füllen wir jedoch im Moment nicht in Flaschen ab - gibt es also nur bei uns im Taproom & Restaurant sowie in ausgewählten Lokalen in Tirol.

Warum Bier und nicht Wein oder Gin oder...?

In den Tiroler Bergen Wein anzubauen ist nicht gerade das leichteste Unterfangen und auf Dauer von da wegzuziehen halt auch nicht. Gin machen wir - sowie auch Whisky und ein paar andere Spirituosen - diese Projekte sind im Moment jedoch sehr als Liebelei zu betrachten, da uns einfach die Zeit fehlt, es zu produzieren und verkaufen. Jedenfalls haben wir eine Destillerie auch in der Brauerei - was uns viele Möglichkeiten öffnet. Unser aller Herzblut fließt aber definitiv ins Bier - ein Getränk, das nahezu auf jedem Teil der Erde gebraut und getrunken wird, mit sehr viel Geschichte dahinter und das extrem facettenreich und sehr emotional ist. Bier ans Limit zu pushen, wenn es um Geschmack und einzelne Nuancen geht, wird niemals aufhören. Und das ist gut so.

Lieblings-Bier und/oder -Bierstil?

Vom Brauen her sind wir eigentlich alle sehr große Hopfen-Fans. Sonst je nach Situation und Verfassung: nach einem langen Tag in der Brauerei gern ein süffiges Kellerbier, ach einer Skitour ein Weißbier, zu Caprese  ein Triple. Die Liste könnte ich jetzt nach Belieben ausbauen.

Mit wem würdest du gern mal zusammen brauen?

Mit Peter Griffin und Homer Simpson - sicherlich sehr inspirierend! 

Das Reinheitsgebot ist für mich... Wurscht - wir sind ja Österreicher! 

 

And Union:

Die Münchner Craftbrauerei And Union hat ihren Ursprung in Südafrika. Das von Rui Esteves 2007 gegründete Unternehmen ließ schon immer auch in Bayern brauen. 2015 suchte er jemanden, der für ihn in Deutschland den Vertrieb übernehmen kann, denn bisher gab es das Bier paradoxerweise hierzulande nicht zu kaufen. Esteves fand Axel Ohm und Patrick Rüther, seitdem gibt es die deutsche Base der Brauerei in München. Beide haben sich vorher schon viel mit Bier beschäftigt, Axel lebte außerdem einige Jahre in Südafrika, Patrick bringt Erfahrung aus Hamburg mit, wo er mit Tim Mälzer die "Bullerei" betrieb. Zehn "And Union"-Biere gibt es nun auf dem deutschen Craftbier-Markt.

Was war das erste Bier, das du getrunken hast und wann?

Axel Ohm: Das erste richtig gute Bier, an das ich mich erinnern kann, war ein "Samuel Adams" von Boston Lager. Die Brauerei war Co-Sponsor auf unserem Windsurfing World Cup 1985 in San Francisco.

Warum Bier?

Ohm: Bier hat für mich aufgrund der vielfältigen Rohstoffe viel mehr Facetten als andere Getränke, doch trinke ich auch gerne Wein und könnte ohne Tee auch nicht leben. 

Lieblings-Bier und/oder Bier-Stil?

Ohm: Ich habe mehrere Lieblingsbierstile, die sich je nach Jahreszeit ändern, wie z.B. Pale Ale - ganzjährig, Weizen IPA - Frühjahr, Sommer und Herbst, dunkler Bock - Winter.

Mit wem würdest Du gerne mal brauen?

Ohm: Es gibt eine große Anzahl von Brauern, mit denen ich gerne einmal brauen würde, um mehr über andere Brautechniken zu erfahren. Dazu gehören für mich Skandinavier, aber auch Neuseeländer und sicherlich einige US-Amerikaner. 

Das Reinheitsgebot ist für mich...

Ohm: Über das Reinheitsgebot wurde in den letzten Monaten viel diskutiert. Der Konsument ist von der noch kleinen Craft-Beer-Bewegung wachgeküsst worden und interessiert sich wieder für Bier. Die Wertigkeit von dem Kulturgetränk steigt spürbar, das Interesse an Rohstoffen, die Anzahl von Brauereibesichtigungen und die Gruppe von Hobbybrauern wird jeden Monat größer.

In der Anfangsphase wurde die Craft-Beer-Bewegung von den Skeptikern als kurzfristigen Trend bezeichnet, doch Bier ist kein "Bubble Tea". Der Konsument besteht auf Transparenz und will sich nicht mehr hinter das Licht führen lassen. Die Bier-Lobbyisten und Gestalter des Reinheitsgebots oder besser des vorläufigen Biergesetzes sollten schneller auf diese Bedürfnisse reagieren und eventuell einmal in unsere Nachbarländer schauen. Je länger das Reinheitsgebot in der jetzigen Form besteht und je weniger Bewegung in das Thema kommt, desto besser für alle handwerklichen und transparenten Brauer. 

 

Pax Bräu:

Andreas Seufert in Oberelsbach macht Bier, wie es ihm gefällt und schmeckt und blickt dabei nicht unbedingt aufs Reinheitsgebot. Die Biere seiner Brauerei Pax Bräu gelten als "Kult-Bier aus der Rhön" und sind inzwischen schon weit über die Grenzen Unterfrankens bekannt. Andreas wird auch gern "der Bier-Rebell" genannt. Dabei will er eigentlich nichts anderes als "interessante, außergewöhnliche Biere brauen". Und da nimmt er auch mal gedarrtes Whisky-Malz. Vielleicht aber auch wegen seines Mottos für die Mikro-Brauerei "Lasst uns Schwerter zu Zapfhähnen schmieden". Seit 2004 gefällt das auch anderen, jedenfalls verkauft Andreas seitdem auch zunehmend sein Bier. Er war also schon längst Craftbrauer, bevor es die Bewegung in Deutschland gab.

Wann und was war das erste Bier, das du getrunken hast?

Andreas Seufert: Vermutlich mit 15 ein Würzburger Hofbräu-Pils. Naja, ansonsten sicherlich schon vorher ein Radler beim Karfreitagsklappern.

Warum Bier und nicht Wein oder Gin oder...?

Seufert: Das ist in meiner DNA angelegt (lacht). Bei uns zu Hause wurde nie viel getrunken, aber wenn dann Bier.

Lieblings-Bier und/oder -Bierstil?

Seufert: Sehr schwierige Frage, das kommt immer drauf an. Ich habe schon immer fränkische Vollbiere sehr gemocht. Das war letztendlich auch ausschlaggebend für meine eigene Brauerei. Generell muss ein Bier charaktervoll sein und eine gute Trinkbarkeit aufweisen. Naja, ich gebe zu, ich habe eine gewisse Schwäche für Rauchbiere.

Mit wem würdest du gern mal zusammen brauen und warum?

Seufert: Mit der Verbraucherschutzministerin, um zu zeigen, was mit dem Reinheitsgebot alles möglich ist.

Das Reinheitsgebot ist für mich... eine große Marketing-Aktion, die erfolgreich dazu beigetragen hat, dass das bayerische Bier von Chemie verschont geblieben ist. Dafür sind andere Aspekte leider außer Acht gelassen worden.

 

Luke Kennedy (links) und Marc Zunknel (rechts) waren schon vorher bei Jeff Maisel. Foto: Jason Wallengren

New Beer Generation:

Die beiden Amerikaner Luke Kennedy und Mark Zunkel lernten sich in Deutschland kennen. Luke war nach München der Liebe wegen gekommen, und Mark wollte in Weihenstephan studieren. Nach ein paar Jahren verschlug es die beiden nach Nürnberg, wo sie vor zwei Jahren unter New Beer Generation (kurz NBG - was genauso auch für "Nürnberg" stehen kann) zu brauen begonnen und eine Bierbar in der Altstadt etablierten, das "Mr. Kennedy". Es ist nicht gelogen, wenn man sagt, Mark und Luke haben das India Pale Ale in Nürnberg salonfähig gemacht und für hopfige Bier-Vielfalt neben der fränkischen gesorgt.

Was war euer erstes Bier und wann?

Mark Zunkel: Mein erstes Bier war ein Coors Banquet Original der Coors Brewing Company in Golden in Colorado, die damals größte Brauerei der Welt. Ich bin nur 30 Autominuten in Boulder zur Uni gegangen. Wahrscheinlich war ich 12 oder 13. Aber meine beste erste Erinnerung an Bier ist, wie ich in Regensburg im Spital-Biergarten gesessen und ein Helles getrunken habe. Total tolle Location, exzellentes Bier!

Luke Kennedy: Mein erstes Bier war vermutlich, wie soll es in den USA anders sein, ein Budweiser. Aber das erste Bier, das ich genossen habe, sofern ich mich erinnere... da war ich in einer Brauerei-Gaststätte in Maine und habe ein Sea Dog getrunken. Zu dem Zeitpunkt hab ich Bier noch nicht mal sehr gemocht. Ich bin da rein, hab in die Karte geguckt, wusste nicht, was ich nehmen sollte. Freunde haben mich beraten und gesagt, ich soll doch ein leichtes nehmen, wenn ich Bier eigentlich nicht so mag. Aber ich dachte, wenn schon, dann will ich mein Geld vernünftig ausgeben und bestellte das Stärkste von der Karte, das war ein Bock-Bier, also nach deutscher Bockbier-Art. Ich hab dann einen Schluck genommen und merkte, ich habe die falschen Freunde. So entdeckte ich, dass Bier nicht grundsätzlich das Problem war, sondern ich hatte immer nur Biere getrunken mit so wenig Geschmack. Viel zu wenig Geschmack!

Das mit dem Bier war so wie mit dem Kaffee früher: einfach kein Geschmack, zu wässrig. Aber Bier soll dich betrunken machen und Kaffee soll dich wach halten. Hey, ich wusste lange nicht, das die Getränke ihre Aufgabe nicht erfüllen und es anderes gibt! 

Lieblingsbier und -stil:

Mark: Ich bin ein Hophead. Ich mag IPA. Vielleicht noch ein paar saure Biere. Aber definitiv IPA! Du hast auch hier so viele Möglichkeiten: Session IPAs, Double IPAs, … Da interessiert mich auch sehr, wie andere Leute Hopfen einsetzen für diese Vielfalt. Ein Lieblingsbier hab ich nicht, bzw. das wechselt alle sechs Monate.

Luke: Jeder sagt heutzutage: IPA. Wenn es wirklich gut ist, sag ich auch: IPA. Aber wenn nicht, wenn es nicht perfekt ist, dann lieber ein Stout. Lieblingsbier ist schwierig, ich langweile mich schnell. Wenn ich nur eine Antwort darauf hätte! Das ist wie der Surfer auf der Suche nach der perfekten Welle. Wann hast du die perfekte Welle? Du gibst nicht auf und suchst immer weiter, weil du denkst, es geht immer noch besser. Du willst immer noch eine.

Warum Bier?

Luke: Ich hab mich das erst letztens gefragt, warum meine Leidenschaft ausgerechnet für Bier ist. Ich denke, ein Großteil der Antwort liegt in meiner Erfahrung in Europa, in Deutschland, mit deutschem Bier. Ich bin für ein Mädchen hergekommen und habe mich in Bier verliebt. Und diese ganze Kultur drum herum. Bei uns war Biertrinken ja weitestgehend verboten. Ich habe mich dann auch für die Kulturgeschichte von Bier zu interessieren angefangen. Bier hat auch mit Wissenschaft zu tun, ich liebe Wissenschaft, ich liebe, dass Bier Gemeinschaft erzeugt, also ist Bier insgesamt für mich das perfekte Produkt, was alle möglichen Dinge vereint, die ich mag und mit denen ich mich auch beschäftige. (Anm. d. Red.: Die Liebe zu dem Münchner Madl hielt aber auch ein paar Jahre.)

Mark: Bier ist eins der ersten alkoholischen Getränke, die man trinkt. Es ist wissenschaftlich gesehen total interessant. Du fügst Hopfen zu und hast diese wahnsinnige Bandbreite an Geschmack, die du erzeugen kannst, das geht mit Wein, Gin und so nicht. Es geht farblich von fast durchsichtig bis zu tiefschwarz, von alkoholfrei bis zu Stärken von bis zu 12-13 % Alkohol. Jeder kann es sich leisten, fast überall. Es gibt es überall, man weiß, was man bekommt für sein Geld, etwa im Gegensatz zu einem Cocktail in einem Club. 

Mit wem würdet ihr gerne mal zusammen brauen?

Mark: Ganz viele. Aber ich habe jetzt keinen konkreten im Kopf. Es müsste jemand sein, mit dem wir NBG weiterbringen können, etwas ganz Neues mal machen.

Luke: Ich würde jemanden wählen, der vom Stil her was macht, mit dem ich null vertraut bin. Also ich denke da an Cantillon in Brüssel. Ja, es müsste einen interessanten Mix mit unserem Bier geben. Aber da würde das perfekte Bier viel zu lange brauchen, wenigstens zwei Jahre.

Das Reinheitsgebot ist für mich:

Mark: ... ist eine tolle Sache für Deutschland und präsentiert eine tolle Tradition. Aber ich würde mir wünschen, dass es so interpretiert wird, dass nur natürliche Zutaten genutzt werden, also im Sinne eines Natürlichkeitsgebotes und nicht so streng wie es jetzt immer noch ausgelegt wird. Also warum nicht, siehe Fränkische Schweiz, erlauben, dass etwa Kirschen aus der Region ins Bier dürfen?

Luke: ...toll mit seiner Tradition, aber leider oft manipuliert worden von größeren Brauereien, um sich dem Markt anzupassen, also ich meine die Nutzung von anderem als Wasser, Hopfen und Malz, dass man filtern kann, PVPP, … Ich gehe sogar so weit, dass ich sage, ein Hefeweizen hat für mich auch nichts mit dem Reinheitsgebot zu tun, denn das ist Weizen. Und den wollte man ja früher schützen. Auch Hefe gehörte ja ursprünglich nicht dazu, weil man sie noch nicht kannte. Das Reinheitsgebot kann ja ruhig bleiben, aber kleine und neue Brauereien sollten nicht diesen Restriktionen unterliegen. Das ist auch konsumentenfreundlicher, man kann ja aufklären darüber, was drin ist, und es ist toll, wenn ein Getränk rein ist in dem Sinne, dass es nur aus drei natürlichen Zutaten besteht, da kann man schon stolz drauf sein. Aber das würde für mich daneben eben auch heißen, dass Bier nicht gefiltert werden darf und man andere Mittel nicht einsetzt – oder sie ebenfalls deklariert. 500 Jahre ist lang, und das ist toll, aber eigentlich auch nichts, weil es Bier schon so lange gibt, wie es Zivilisation gibt. Vor Hopfen hat man mit Kräutern und so gebraut, warum soll das jetzt verboten sein?

 

Weldes Braumeister Stephan Dück

Welde:

In der nordbadischen Braumanufaktur Welde wird traditionell mit Zeit gebraut. Weldebräu gibt es in achter Generation familiengeführt; seit 1752 gibt es die Brauerei in der Metropolregion Rhein-Neckar. Neben altbekannten Bieren gibt es von Welde drei Craftbiere, am bekanntesten davon die "Badisch Gose", eines der ersten Sauerbiere innerhalb der Craftbier-Bewegung, das nicht aus Leipzig oder dem Harz kommt. Welde stellt auch preisgekränte Bio-Biere her sowie Faßbrause.

Wann und was war das erste Bier, dass Sie getrunken haben?

Welde-Chef Hans Spielmann: Ich weiß noch, dass ich mit meinem Vater in den 1960er-Jahren in Schwetzingen in unserer alten Brauerei unterwegs war, als er mir zum allerersten Mal erlaubte, einen Schluck von unserer damaligen Spezialität Kurpfalztropfen zu nehmen. Der feine Geschmack und das nur ganz leicht bittere mit dem malzigen Aroma hat mir auf Anhieb sehr gut gefallen. Den Geruch vom Bierbrauen kannte ich ja von Kindesbeinen an, aber trinken durfte ich den ersten Schluck erst mit 14 Jahren.

Warum Bier und nicht Wein oder Gin oder…?

Spielmann: Ein gut gemachtes Bier schmeckt einfach unheimlich gut! Es ist eine großartige Herausforderung, Bier wie bei uns traditionell handwerklich und trotzdem innovativ zu brauen. Wenn es je nach Bierstil nach vielen Wochen oder Monaten Reifezeit erstmals probiert werden kann, ist das immer wieder aufregend. Außerdem ist Bier ein besonderes Lebensgefühl, und zwar eins, das mit großer Vielfalt, mit Geschmack und Genuss und Spaß zu tun hat. Das ist viel zu viele Jahre in Vergessenheit geraten, der aus unserer Sicht sehr erfreuliche Craft Beer Trend bringt das endlich wieder ans Tageslicht.

Lieblings-Bier und/oder -Bierstil? 

Spielmann: Ein gutes Lager, also zum Beispiel ein Pils oder Export bleibt für uns die Königsdisziplin des Brauens.

Mit wem würden Sie gern mal zusammen brauen und warum?

Spielmann: Gerade erst haben wir gemeinsam mit Alexander Himburg von Himburgs Braukunstkeller unser Pepper Pils gebraut. Ein toller Brauer, dessen Kreationen uns seit Jahren begeistern.

Das Reinheitsgebot ist für uns...

Spielmann: Wir glauben, es ist gut, sich mit dem Reinheitsgebot ein Qualitätsmerkmal zu erhalten. Qualität wird aber nicht nur einfach durch den Einsatz oder Verzicht bestimmter Rohstoffe erzielt. Die Rohstoffe selbst müssen besonders sein: natürlich, einzigartig und erlesen.Gleichzeitig sollte und muss es aber die Möglichkeit geben besondere Biere wie unsere Badisch Gose herzustellen, die wir nach historischem Rezept mit Salz und Koriander brauen. 

 

Wendelin Quadt (rechts) und Hans Wägner (jetzt allerdings ohne Bart)

Kuehn Kunz Rosen:

Wendelin Quadt und Hans Wägner brauen seit kurzem in Mainz zusammen Bier als "Kuehn Kunz Rosen". 2013 hat Wendelin alleine angefangen mit einem Craftbier-Business. Vorher war er als ITler bei Hewlett-Packard beschäftigt. Da war aber irgendwann die Luft raus. Also hat er sein Hobby zum Beruf gemacht, denn Bier mochte Wendelin schon immer. Neustart mit über 50. Aber mit System. So lange, wie am Drumherum zum Business getüftelt wurde, wurde auch über den Namen nachgedacht. Dem messen die beiden eine große Wichtigkeit für das Gelingen zu. Jetzt gibt es einen, der nicht nur schön ist, sondern auch mit Mainz zu tun hat: Kunz von der Rosen war der Hofnarr des deutschen Königs Maximilian I, der etwa um 1500 gelebt hat. Der hat Wendelin gefallen, weil er "intelligent und Mutig, aber auch kühn" war. Paasst ja auch zu Wendelins Biografie. Im Angebot bisher: ein Lager, ein IPA und ein dunkler Bock.

Wann und was war das erste Bier, das du getrunken hast?

Wendelin Quadt: Da war ich glaube ich 15. Es war das Mühlen Kölsch von der Brauerei Zur Malzmühle in Köln, bis heute mein Lieblingskölsch.

Warum Bier und nicht Wein oder Gin oder…?

Quadt: Mit Bier hat man mehr Gestaltungsmöglichkeiten über die Rezepturen und die Rohstoffe. Da kann man einfach kreativer sein und auch mehr in Vielfalt und Abwechslung denken. Wir haben zur Zeit 8 Biere im Sortiment…..mit Wein und Gin kaum vorstellbar.

Lieblings-Bier und/oder -Bierstil?

Quadt: Das hängt ganz vom Anlass ab, zur Zeit trinke ich gerne die eher leichteren Sommerbiere, die schön gehopft sind. Spannend finde ich aber auch die Imperial Stouts..Lemke aus Berlin hat da gerade ein feines gemacht. Da warte ich aber noch, bis es Abends etwas abkühlt.

Mit wem würdet ihr gern mal zusammen brauen und warum?

Quadt: Ist für uns aktuell kein Thema, weil wir die eigene Braustätte aufbauen und echt wenig Zeit haben. Mittelfristig würde ich mal gerne mit der schönen Brauerei zur Malzmühle was machen. Pohjala aus Estland finde ich auch toll oder Bevog aus Österreich. Aber die Liste wäre echt lang….Irgendwie muss da aber auch ein vernünftiger Anlass und eine Story da sein. Es darf nicht "gewollt" sein.

Das Reinheitsgebot ist für uns…

Quadt: …vom Grundgedanken eine Orientierung und ein Wert. In aktueller Auslegung aber nicht mehr zeitgemäß und eine Einengung, daher sind wir für eine Modernisierung in Richtung eines Natürlichkeitsgebotes oder einer Differenzierung in eine strenge traditionelle Auslegung und eine moderne offene Auslegung (nur natürliche Zutaten, dann aber alle).

 

Marc Göbel und Jeff Maisel

Maisel & Friends:

Wann und was war das erste Bier, das du getrunken hast?

Jeff Maisel: Ich durfte schon mit jungen Jahren immer mal einen Schluck beim Abendessen vom Glas meines Vaters machen. Ich gehe daher davon aus, dass das erste Bier eine Maisel´s Weisse – bzw. damals noch ein Maisel Weizen war.

Warum Bier und nicht Wein oder Gin oder...?

Maisel: Nach der Arbeit heimkommen, ein Bier einschenken und genüsslich den ersten Schluck machen, das ist für mich absolute Erholung. Gerne übrigens auch mit alkoholfreiem Weißbier. Einen guten Rotwein lehne ich auch nicht ab, aber ich finde Bier, insbesondere Weißbier, einfach erfrischender und geselliger.

Lieblings-Bier und/oder -Bierstil?

Maisel: Mein Herz schlägt absolut für Weißbier, allerdings gehe ich immer öfter mit modernen Interpretationen wie Weizen-IPA, Pale Ale etc. fremd.

Mit wem würdest du gern mal zusammen brauen und warum?

Maisel: Da gibt es noch viele offene Wünsche. Ich würde mich aber riesig freuen, wenn wir ein Bier zusammen mit unserem früheren Brauer Wolfgang Ködel brauen könnten, der mittlerweile sehr erfolgreich eine Craftbier-Brauerei in Südafrika betreibt. Wäre toll, wenn dieser Wunsch nächstes Jahr in Erfüllung geht.

Das Reinheitsgebot ist für mich... der Grund, warum bayerisches Bier in der ganzen Welt so beliebt ist. Seit Generationen beweisen deutsche Brauer, dass sich mit nur vier Zutaten vielfältige, geschmackvolle und außergewöhnliche Biere brauen lassen. Allerdings gibt es bei der heutigen Gesetzesauslegung große Ungerechtigkeiten für die bayerischen Brauer. Diese müssen schnellstmöglich beseitigt werden, ohne dabei das Reinheitsgebot zu gefährden.

Hintergrund: Craftbier - was ist das eigentlich?

(kfe) Der Ausdruck bezeichnet selbstgebrautes (craft = handwerklich) Bier. Craftbier hat in den letzten vier Jahren einen regelrechten Boom erlebt. Nicht nur Privatleute brauen plötzlich selbst. Sondern auch kleine und mittelständige Brauereien setzen auf die trendigen handwerklichen Biere und experimentieren dabei mit Aromen bzw. Aroma-Hopfen.

Die US-amerikanische Brauervereinigung definiert Craftbier als Bier „von einem Brauer, der in kleinen Mengen und unabhängig von Konzernen auf traditionelle Weise braut“. "Klein" heißt hier aber noch: ein Ausstoß von bis zu sechs Millionen Barrel (= 954.000.000 Liter). Diese Zahlen erreichen noch nicht mal die größeren deutschen Brauereien. Auch „unabhängig von Konzernen“ beudetet nicht "komplett unabhängig", sondern Konzerne dürfen maximal 25 Prozent der Anteile halten.

In Deutschland gibt es keine genaue Definition von Craftbier. Bei der Produktion ist Maisel & Friends einer der Pioniere bei den Craft-Bieren und hat bereits drei unterschiedliche Sorten herausgebracht, die jetzt auch noch mal neu mit einem Prozent Alkohol-Gehalt weniger aufgelegt werden. Vom Geschmack her sind Craftbiere stark hopfig und oft mit Aromen versetzt. Es sind obergärige Biere mit meist überdurchschnittlichem Alkohol-Anteil. Während in Belgien oder Nordamerika Aromen oder etwa Früchte im Brau-Prozess mit verarbeitet werden, ist das in Deutschland aufgrund des Reinheitsgebots nicht möglich - oder aber das Bier darf nicht als "Bier" verkauft werden.

Viele Craftbrauer brauen ihre Biere streng nach Reinheitsgebot und erzeugen die Aromen(-Vielfalt) über den unterschiedlichen Hopfen. Erfunden wurde Craftbier übrigens nicht aus Experimentierwillen, sondern aus einer Not heraus: Wie macht man Bier ohne Kühlungsmöglichkeit länger haltbar? Man erhöht Alkoholgehalt und Hopfen (wegen der Gerb- und Bitterstoffe darin). Ob die neue Bewegung in Bayern oder Baden-Württemberg "erfunden" wurde, darüber streiten die Brauer in den Ländern.

 

 

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