Daheim in Deutschland waren die Reaktionen weniger positiv
Daheim in Deutschland waren die Reaktionen weniger positiv. Die Tierschutzorganisation PETA erstattete Strafanzeige „wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das Tierschutzgesetz“. Tierquälerei könne nach deutschem Recht mit einer Haftstrafe von bis zu drei Jahren geahndet werden, so PETA. Im Netz gab es einen Shitstorm. Mehr als nur Kritik. Kreutter: „Ich frage mich, wie tierlieb jemand ist, der Menschen die schlimmsten Gewalt- und Morddrohungen macht.“
Sie verstehe es ja, dass es im Norden keine Corrida-Tradition gebe und respektiere es, wenn jemand Stierkampf nicht möge. „Allerdings akzeptiere ich keine Kritik von jemandem, der keine Ahnung hat, wovon er redet. Der nicht einmal weiß, wie ein Stierkampf abläuft, welche Symbolik er hat, welche Regeln es gibt und was der Stier den Menschen bedeutet.“ Den Kritikern hält sie vor: „Wie rechtfertigen sie ihren Fleischkonsum? Woher kommt das Fleisch? Die für den Kampf gezüchteten Stiere wachsen draußen vier, fünf Jahre halbwild auf.“
Man müsse sich „mit fremden Traditionen und Kulturen wirklich beschäftigen, anstatt sie nur zu konsumieren. Die Menschen kennenlernen, die dafür leben.“ In ihrem Freundeskreis und im Familienumfeld seien auch nicht alle pro Stierkampf, erzählt sie. Aber immerhin: „Sie respektieren alle meinen Weg und ich ihren.“
In Spanien sinkt die Beliebtheit des umstrittenen Brauchtums seit Jahren - vor allem bei Jüngeren. Es hat aber immer noch viele und mächtige Befürworter: Politiker, Künstler, Unternehmer und auch der moderne König Felipe VI.. Branchenstars wie Cayetano Rivera (44) und El Juli (39) gelten als Frauenlieblinge und „Vorbild“-Spanier. Nachdem Dutzende Gemeinden und Regionen im ganzen Land Stierkampf-Verbote verabschiedet hatten, urteilte das Verfassungsgericht 2016, nur der Staat könne über eine Abschaffung entscheiden - weil der Stierkampf 2013 zum nationalen Kulturgut erklärt worden sei.
Stierkampf ist halt nicht nur Tradition, sondern auch ein großes Geschäft: Nach Branchenschätzungen bewegt der Sektor rund vier Milliarden Euro jährlich. An ihm hängen 54 000 Jobs direkt. Auch Clara Kreutter lebt vom Stierkampf, aber sie denkt nicht erster Linie ans Geschäft. Wenn sie ihre Leidenschaft erklärt, klingt sie zuweilen fast philosophisch. „Ist ein Stier lahm oder greift er nicht an, ist der Kampf automatisch beendet. Einen Stier, der nicht angreift, darf man nicht bekämpfen. Dementsprechend stellt der Stierkampf für mich symbolisch auch das Leben dar. Wir alle haben unseren Stier, unsere dunkle und unsere wilde Seite in uns.“