Erotik-Fotos sind als Weihnachtsgeschenke gefragt Erotik-Fotos: Hauch von Nichts zum Fest

Von Katharina Wojczenko
Ein Stuhl, eine Frau, ein starker Blick: Die Fotografinnen Kerstin Haack und Ida Pöhlmann demonstrieren eine typische Pose für Erotikbilder. Nur tragen ihre Kundinnen dabei deutlich weniger Stoff als Ida Pöhlmann. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Für die Oma das Familienbild, für den Schatz ein Hauch von hübsch verpacktem Nichts unterm Weihnachtsbaum. Erotische Fotos sind ein gefragtes Geschenk. „Das ist nicht mehr anstößig und sehr im Trend“, sagt Fotografin Kerstin Haack vom Fotostudio Gut. Über Körper, Bierflaschen und Wollsocken.

 
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Aus Liebe

Hildegard S. hat gerade ihre Bilder abgeholt. „Mein Freund wird dieses Weihnachten riesengroße Augen machen. Ich bin aufgeregt wie ein kleines Kind“, sagt sie und lacht. Ihr Freund liebe Dessous. „Er war immer fasziniert, wenn ich ihn damit überrascht habe.“

Gewünscht hat er sich eine Fotografie von seiner Liebsten. „Also eine normale.“ Dazu bekommt er ein Bild von ihr im kleinen Schwarzen, Strümpfen und hochhackigen Schuhen auf einer Ottomane. „Das sind keine Nacktfotos, sondern etwas Schönes, das neugierig macht. Für mich gehört etwas Stoff dazwischen, das finde ich reizvoller.“ Wenn es nach ihr ginge, könnte er das Bild sogar übers Sofa hängen.

Hildegard S. ist 57 Jahre alt und arbeitet im Altenheim. „Ich bin nicht dick, nicht dünn. Für mein Alter habe ich eine gute Figur.“ Sagt sie stolz und sage ihr Freund. „Er sagt, ich brauche nicht viel, ich bin natürlich schön.“ Es sind ihre ersten erotischen Fotos. „Mein Traum war immer, meinen Partner mit so etwas zu verwöhnen. Jetzt habe ich einen Freund, der das zu schätzen weiß.“

Wer will das denn haben?

„Die meisten Kunden sind Frauen“, sagt Sabrina Redlich-Brunner vom Fotostadl in Döhlau. Ihre Kollegin Kerstin Haack vom Bayreuther Fotostudio Gut stimmt zu. Diese Frauen wollten ihren Partnern ein besonderes Geschenk machen. „Manchmal wünscht sich das der Freund auch.“

Früher hätten vor allem Frauen um die 20 erotische Bilder machen lassen. „Die Bayreuther sind aufgetaut. Das ist der Zeitgeist. Es denken immer mehr: Auch im Alter kann man schön sein.“

Nackt, tabu, na ja

„Erotikfotos sind nicht mehr anstößig“, sagt Kerstin Haack. Da nackte und leichtbekleidete Körper in Werbung und Medien weit verbreitet seien, habe sich die Einstellung zu erotischen Fotos verändert. Oft kommen Kunden zu ihr, denen Freunde oder Verwandte solche Fotos von sich gezeigt hätten und die nun auch welche wollten. „Sehr im Trend sind erotische Paarshootings.“

Licht und Schatten

Geräkelte, extravagante Pin-up-Posen sind out, sagt Fotografin Ida Pöhlmann. Voll ausgeleuchtet von Kopf bis Fuß im Bild, das wollen die meisten ebenso wenig. Das Gesicht spielt oft gar keine Rolle. Es geht um Körperlandschaften, die zerteilt und kunstvoll ausgeleuchtet werden.

Der Bauch, die Brust, der Po. Ein paar Wassertropfen. Wo der Schatten auf dem letzten Tabu liegt. „Offensichtlich zwischen die Beine fotografieren ist nicht schön“, sagt Sabrina Redlich-Brunner. Geschlechtsteile in Großaufnahme habe auch noch nie jemand verlangt.

An die Wäsche

Nur fünf Prozent ihrer Erotik-Kunden, schätzt Kerstin Haack, wollen Aktfotos von sich. Die meisten Frauen wollen sich gehüllt in ein mehr oder weniger großes Nichts ablichten lassen. Bevorzugt in Dessous. „Oft machen Frauen einen Termin für Familienfotos. Wenn wir das erledigt haben, holen sie dann doch Unterwäsche heraus und sagen: Können wir nicht vielleicht doch eins damit machen?“, sagt Sabrina Redlich-Brunner. „Ich verstehe das, sie kennen mich ja vorher gar nicht.“

Das Zubehör

Meist reicht eine Couch, ein Stuhl. Saisonale Besonderheiten? „Frauen in Nikolauskleidung sind die Seltenheit“, sagt Ida Pöhlmann. Sabrina Redlich-Brunner hat Engelsflügel im Einsatz. Selten schwappt ein Trend ins Fotostudio. „Nach dem Film Shades of Gray kamen einige mit Masken an oder wollten sich mit Ledergerten in Korsage fotografieren lassen.“

Die Vorbereitung

„Manche gehen schnell noch Dessous shoppen und schneiden bei uns die Etiketten raus“, sagt Ida Pöhlmann. Dann Beine eincremen oder -ölen, damit sie schimmern. „Ein junger Mann hat plötzlich angefangen, Liegestützen zu machen. Er meinte, dann seien seine Muskeln am Oberkörper definierter.“

Bloß nicht vorher ins Solarium, rät Sabrina Redlich-Brunner. Wahre Erotik beginnt in Jogginghose, Wollsocken und Riesenschlüpfern. „Enge Hosen, Socken und Stiefel hinterlassen Abdrücke.“

Wahre Schönheit

„Es gibt Frauen, die haben einen perfekten Körper“, sagt Kerstin Haack. „Vergangene Woche war eine hier, da hätte ich nichts retuschieren müssen.“ Reifere Damen wollten mehr weg haben. „Ich sehe unsere Kundinnen nicht so kritisch wie sie sich selbst“, sagt Haack. „Ich sehe das Gesamtbild, die Ausstrahlung – und nicht die eine Delle.“ Die Bildbearbeitung macht ihnen den Garaus.

Erotik in Franken

Weil das Foto meist der Partner bekommt, fragt Sabrina Redlich-Brunner erst einmal: „Was hat er denn für Hobbys?“ Schließlich solle das Bild nicht nur erotisch, sondern auch persönlich sein. Weshalb Redlich-Brunner öfters mit Fanschals, Fußbällen, Golfschlägern und Zigarren hantierte.

„Einmal haben wir auch das Motorrad vom Freund heimlich verwendet.“ Eine brachte seinen Hund mit, eine andere Kundin viel Bier als Accessoire für die Kalenderbilder. „Auf einem hat sie in Dessous sein Lieblingsbier aufgemacht.“

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