Erdkabel guter Kompromiss

Von Peter Engelbrecht
Erdkabel für den Stromtransport. Unser Archivbild stammt aus Nordrhein-Westfalen. Foto: Roland Weihrauch/dpa Foto: red

Man kann es drehen und wenden, wie man will: Die beiden Stromtrassen Südostlink und Südlink sind für die Energiewende notwendig. Die Trassen von Sachsen-Anhalt beziehungsweise Schleswig-Holstein in den Süden Deutschlands sichern auch die Stromversorgung Bayerns – 2022 soll das letzte Atomkraftwerk im Freistaat vom Netz gehen. Die Zwischenzeit bis 2025, wenn die beiden Leitungen in Betrieb gehen sollen, wird überbrückt werden müssen.

 
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Dem massiven Protest zahlreicher Bürgerinitiativen und Kommunalpolitiker ist es zu verdanken, dass es nach Jahren ein Umdenken hin zur Erdverkabelung gegeben hat. Der Druck der Basis war groß wie selten zuvor. Nun scheint das Optimale erreicht worden zu sein. Aber: Durch die Erdkabel wird der Strom erheblich teurer werden. Das ist der Preis dafür, Landschaft und Anwohner vor sogenannten Monstertrassen zu verschonen.

Die nun erforderlichen 15 Meter breiten Kabeltrassen sind das kleinere Übel. Wie groß die Folgen für die Landwirtschaft sein werden, ist noch nicht abzuschätzen. Dass der Bauernverband jetzt schon trommelt und seine Widerstände anmeldet, ist verfrüht. Die Funktionäre sollten erst die Detailplanungen abwarten. Hier geht es offenbar darum, schon im Vorfeld viel Entschädigung herauszuholen.

Die neue, offene Informationspolitik des Netzbetreibers Tennet zeigt, dass das Unternehmen Kommunalpolitiker und Bürger ernst nimmt. Nun wird es darauf ankommen, das Für und Wider verschiedener Trassenverläufe zu diskutieren und letztendlich eine Trasse festzulegen, die möglichst geringe Auswirkungen auf die Umwelt hat. Dass es hier kein St.-Florian-Prinzip geben soll, wie der Bayreuther Landrat Hermann Hübner ankündigte, lässt hoffen, die aus fachlicher Sicht optimale Trasse zu finden.

Der Atomausstieg ist beschlossen, nun gilt es die erneuerbare Energieerzeugung weiter zügig auszubauen. Die CSU-Staatsregierung verhält sich hier als Bremser, mit der 10-H-Abstandsregelung wurde der Ausbau der Windkraft in Bayern zum Erliegen gebracht. Damit hat Ministerpräsident Horst Seehofer die effektivste Form der Ökostromerzeugung ausgebremst. Wehklagen der Leitungsgegner, die Trassen seien nicht erforderlich, weil regional genug Ökoenergie erzeugt werden könne, gehen deshalb ins Leere.

peter.engelbrecht@nordbayerischer-kurier.de