Er weiß, wer du bist Super-Erkenner bei der Polizei

Von Luisa Hofmeier,
München: Andreas H., Super-Recogniser von der Polizei München, demonstriert im Polizeipräsidium nach einer Pressekonferenz einen Test zur Erkennung seiner Fähigkeiten. Die Polizei stellt erste Ergebnisse der Projektgruppe «Super-Recogniser» vor. "Super-Recogniser" sind Menschen mit einer besonderer Veranlagung, Gesichter wiederzuerkennen, die sie nur einmal kurz gesehen haben. Foto: Sven Hoppe/dpa Quelle: Unbekannt

Es gibt Menschen, die besonders gut Gesichter wiedererkennen können. Knapp 40 dieser Experten arbeiten bei der Münchner Polizei. Sie sollen das sehen, was anderen entgeht.

 
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MÜNCHEN.

„Super Recogniser“: So nennen Wissenschaftler Menschen, die sich Gesichter besonders gut merken können - egal ob diese teilweise verdeckt waren, eine Begegnung Jahre her ist oder das Filmmaterial unscharf. 37 dieser Spezialisten gibt es bei der Polizei in München. Sie sollen etwa Täter auf Überwachungsvideos erkennen - woran andere Menschen und auch Computer oft scheitern.

Gesichtserkennung funktioniere zwar mittlerweile auch elektronisch, aber „Menschen schlagen die Computer bis jetzt um Längen“, sagt Josh Davis, der an der Greenwich University in London zu „Super Recognisern“ forscht. Der Begriff kommt vom englischen Wort „recognise“, das unter anderem „wiedererkennen“ bedeutet. Davis betreut auch das Pilotprojekt in der bayerischen Landeshauptstadt.

Wenige erkennen viel

Bei der Londoner Polizei fand Davis im Jahr 2011 heraus, dass 25 Prozent aller Identifizierungen auf Überwachungsvideos auf das Konto von gerade einmal 20 der etwa 30.000 Beamten gingen. Nach Unruhen in der britischen Metropole im gleichen Jahr erkannten diese Polizisten 600 Verdächtige auf Überwachungsvideos und Fotos. Der Computer fand gerade einmal einen, wie Davis erzählt.

Auch in München hat die besondere menschliche Fähigkeit bereits bei Ermittlungen geholfen, wie Polizeipräsident Hubertus Andrä sagt. Im März 2013 habe ein Beamter einen Täter auf einem Überwachungsvideo erkannt und zudem mit mehreren anderen Straftaten in Verbindung gebracht. Als der Polizist an dem Test von Wissenschaftler Davis teilgenommen habe, sei klar geworden: Er ist ein „Super Recogniser“.

Eigene Einheit denkbar

Auch Kriminaloberkommissarin Christina W. hat die besondere Gabe und sagt: „Natürlich ist man stolz auf etwas, was nicht jeder hat.“ Die 29-Jährige ist seit knapp zehn Jahren bei der Münchner Polizei und nahm wie 5000 ihrer Kollegen an einem freiwilligen Test teil. Aus „Neugierde“, wie sie sagt. Dass ihr Ergebnis gut sein würde, hatte sie bereits vermutet. Sie erkenne Menschen oft noch nach Jahren wieder, und trotzdem begrüße sie diese meist nicht. Denn der andere wisse in der Regel nicht mehr, wer sie sei, erzählt die Kommissarin.

Wie Christina W. und ihre Kollegen künftig eingesetzt werden, soll nun eine Projektgruppe erarbeiten. Auch eine eigene Einheit von „Super Recognisern“ sei in München möglich, sagt Andrä.

Warum bestimmte Menschen Gesichter besonders gut erkennen, wissen die Wissenschaftler noch nicht genau. Klar sei aber, dass man sich die Fähigkeit nicht antrainieren könne, sagt Davis. Aber Kinder von „Super Recognisern“ hätten die Fähigkeit oft auch - vermutlich werde sie vererbt. „Wir schätzen, dass ein bis zwei Prozent der Bevölkerung diese Begabung besitzen“, sagt Davis.

Einen Test für „Super Recogniser“ gibt es auf der Internetseite der Greenwich University.

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