Entschädigung fürs 4,5-Jahre-Paket

Von Christophe Braun
Foto: Tobias Köpplinger Foto: red

Mit viereinhalb Jahren Verspätung hatte Sven Judas aus Kulmbach Anfang Februar ein längst vergessenes Paket erhalten. Die DHL hat ihn jetzt dafür entschädigt - und rätselt nach wie vor über die Ursache der beispiellosen Verspätung.

 
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Nein, sagt Erwin Nier entschieden, eine derartige Verspätung sei ihm in seiner Laufbahn noch nicht untergekommen. "Viereinhalb Jahre Laufzeit - das hat's noch nie gegeben!", erklärt der DHL-Sprecher.

Zur Erinnerung: Mitte 2011 hatte Sven Judas aus Kulmbach ein Armband der Firma Power Balance bestellt - Anfang Februar diesen Jahres erreichte die Sendung seinen Briefkasten. Gespickt mit einem Aufkleber, der mit bewundernswertem Understatement verkündete, das Paket sei "sehr viel länger als üblich" unterwegs gewesen.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Sven Judas die Bestellung längst vergessen. In Kombination mit dem Aufkleber fand er die verspätete Sendung aber amüsant - und veröffentlichte ein Bild bei Facebook. Von da an war kein Halten mehr: Zahlreiche Nutzer kommentierten seinen Beitrag, Journalisten riefen an, wollten Interviews. "Ich war schon etwas verwundert über die Aufregung", sagt Judas. Die DHL erklärte, sie werde Judas "eine angemessene Entschädigung anbieten."

"Ich habe einen Dreijährigen - da fällt Euch doch bestimmt was ein!"

Das erste Angebot des Unternehmens - eine finanzielle Entschädigung - lehnte Judas allerdings ab. "Ich möchte mich daran doch nicht bereichern", erklärt er. Daraufhin habe die DHL sich erkundigt, welche Entschädigung er denn anzunehmen bereit sei. Judas: "Ich habe einen Dreijährigen zuhause - da fällt Euch doch bestimmt was ein!" Das Unternehmen habe doch bestimmt  Werbespielzeug oder dergleichen.

Schließlich erreichte eine große Sendung den Judasschen Haushalt: ein Blumenstrauß, ein Spielzeugflugzeug und zwei Transporter. Womit man zufrieden sei, wie Sven Judas versichert. Schwamm drüber, Fall erledigt.

Das Geheimnis der verschollenen Sendung

Bei der DHL ist der Fall aber noch nicht erledigt. Die Ursache für die dramatische Verspätung ist nämlich nach wie vor unklar. "Es gibt zig Mutmaßungen", sagt DHL-Sprecher Erwin Nier - "aber was wirklich passiert ist, wissen wir nicht." Sehr wahrscheinlich sei, dass das jahrelange Verschwinden des Pakets etwas mit seiner Größe zu tun gehabt habe. "Die Sendung war als Paket eingeliefert, aber eigentlich war das ein dickerer Briefumschlag. Wir mutmaßen, dass das Ding schlicht und ergreifend irgendwo reingerutscht ist und erst nach Jahren wiedergefunden wurde." Was - natürlich - bloß eine von vielen Theorien ist: "Es gibt viel Raum für Spekulation!"

Dass Paketsendungen mit dramatischer Verspätung eintreffen, käme aber nur selten vor. "Wir bestellen täglich 3,6 Millionen Paketsendungen im Bundesgebiet - der Anteil der Verspätungen bewegt sich im Promillebereich."

Und was die 4,5-Jahre-Pakete betrifft: Das hat es, wie der Sprecher entschieden betont, in der Unternehmensgeschichte nur ein einziges Mal gegeben.

In Kulmbach.

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