Entdeckung in Alaska Im versteinerten Wald der Dinosaurier

Markus Brauer

Im Nordwesten von Alaska erstreckte sich im Erdzeitalter der Kreide vor 100 Millionen Jahren eine Landschaft, in der Dinosaurier und Vögel lebten. Forscher sind jetzt auf die fossilen Überreste der Dino-Wälder und ihrer Bewohner gestoßen.

 
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Im Nordwesten Alaskas erstreckte sich im Gebiet des Kukpowruk River vor 100 Millionen Jahren eine kreidezeitliche Wald- und Flusslandschaft, die von Dinosauriern und Vögeln bevölkert war. Foto: © Antonio Fiorillo

Blick durchs Schlüsselloch in die Urzeit der Erde: Im Nordwesten Alaskas im National Petroleum Reserve haben Paläontologen im geologischen Gebiet der Nanushuk-Formation entlang des Kukpowruk River ein versteinertes Ökosystem aus der mittleren Kreidezeit vor rund 100 Millionen entdeckt. Sie stießen auf fossile Baumstümpfe und Blätter sowie Fußabdrücke von Dinosauriern und Vögeln.

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Ihr Studie haben sie im Fachjournal „Geosciences“ veröffentlicht.I

Was sind Fossilien?

Fossilien sind versteinerte Überreste von erhalten gebliebenen Tieren und Pflanzen aus vergangenen Erdzeitaltern. Der Begriff stammt vom lateinischen Wort „fossilis“, „ausgegraben“. Der sächsische Naturforscher Georgius Agricola (1494-1555) bezeichnete damit Gegenstände, die man in der Erde findet – wie Mineralien, Steine oder Überreste von Lebewesen – und zu denen es zu seiner Zeit keine schlüssigen Erklärungen gab.

Begründer der Paläontologie, die sich mit der Erforschung und Einordnung von Lebewesen vergangener Erdzeitalter beschäftigt, sind die beiden französischen Naturforscher George L. L. Buffon (1707-1788) und Jean Baptist Larmarck (1744-1829) sowie der englische Naturforscher Charles Darwin (1809-1882).

Alaska: El Dorado für Paläontologen

Die Fundorte (rote Quadrate) im geologischen Gebiet der Nanushuk-Formation entlang des Kukpowruk River im National Petroleum Reserve im Nordwesten Alaskas. Foto: © Antonio Fiorillo

Fossile Überreste sind in der Region auch von Dinosauriern gefunden worden. Diese Landwirbeltiere beherrschten das Festland im Erdmittelalter von der Oberen Trias vor rund 235 Millionen Jahren bis zur Kreide-Paläogen-Grenze vor etwa 66 Millionen Jahren. In Alaska stoßen Forscher immer wieder auf Überreste dieser prähistorischen Landtiere.

Jüngst ist einem Team von Paläontologen um Anthony Fiorillo vom New Mexico Museum of Natural History and Science in Albuquerque ein spektakulärer Fund geglückt. In der Nanushuk-Formation im Nordwesten Alaskas sind sie auf einen versteinerten Wald aus der mittleren Kreidezeit vor 90 bis 100 Millionen Jahren gestoßen.

„Wir waren an einer Stelle, an der wir schließlich feststellten, dass wir mindestens 400 Meter lang durch eine uralte Landschaft liefen. In dieser Landschaft fanden wir große, aufrechte Bäume mit kleinen Bäumen dazwischen und Blätter auf dem Boden. Es war, als würden wir durch die Wälder von vor Millionen von Jahren laufen“, erzählt Anthony Fiorillo. Die größten der versteinerten Baumstümpfe hatten demnach einen Durchmesser von fast 60 Zentimetern.

Versteinerte Fäkalien und Fußabdrücke von Dinos

Der fossile Fußabdruck eines Raub-Ddinosauriers. Foto: © Antonio Fiorillo

Die Forscher fanden zudem rund 75 fossile Überreste wie versteinerte Fäkalien und Fußabdrücke von Tieren, die im kreidezeitlichen Wald lebten. Die Untersuchung ergab, dass 59 Prozent der Fußspuren von zweibeinig laufenden und 17 Prozent von vierbeinig laufenden pflanzenfressenden Dinosauriern wie Ceratopsier und Tetrapodosaurier stammten. „Dieser ist der nördlichste bisher bekannte Beleg für einen Ankylosaurus.“

Weitere 15 Prozent konnten kreidezeitlichen Vögeln zugeordnet werden, die sich wahrscheinlich zum Brüten in der Polarregion aufhielten. Die restlichen neun Prozent der Spuren wurden von zweibeinig laufenden Raubdinosauriern hinterlassen, die zu den mittelgroßen bis großen Theropoden gehörten und zwischen 2,50 und vier Meter groß wurden.

Im Dino-Wald war es warm und regnete

Zur Zeit der Kreide war hier eine Fluss- und Deltalandschaft, die aus Torfmooren bestand oder regelmäßig überschwemmt wurde. Im Dino-Wald regnete es mit 1400 Millimeter Niederschlag pro Jahr fast doppelt so viel wie im heutigen Deutschland. „Die von uns analysierten Proben deuten darauf hin, dass es etwa so warm war wie im heutigen Miami. Das ist ziemlich beachtlich“, erläutert Fiorillo.

„Die Nanushuk-Formation gibt uns eine Momentaufnahme davon, wie ein Ökosystem in den hohen Breitengraden auf einer wärmeren Erde aussieht“, erklärt Koautor Paul McCarthy von der University of Alaska in Fairbanks. Und damit zeige die Fundstelle womöglich auch, wie es eines in Zukunft in der Arktis aussehen könnte, wenn der Klimawandel weiter ungebremst verläuft.