Energiestadt Wunsiedel Großes Interesse am Nahwärmenetz

Interessiert verfolgten die Wunsiedler Bürger die Präsentation über den Vorvertrag im Zuge des Ausbaus des Nahwärmenetzes. Foto: Schi.

Mit einer Informationsveranstaltung über den Vorvertrag startet Wunsiedel in eine weitere Projektphase. Dazu sind auch 130 Interessierte online zugeschaltet.

 
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„Unser Wärmenetz – Wie geht’s weiter?“ Das wollten in der Fichtelgebirgshalle gut 200 Hausbesitzer – trotz des Spiels FC Bayern München gegen Arsenal London – wissen. Der Infoabend sprengte wie bei der Auftaktveranstaltung zwar nicht den Rahmen, dafür verfolgten die Ausführungen aber auch 130 Interessierte digital und konnten per Chat Fragen stellen.

Das große Interesse zeigt, dass unser Wärmenetz im Gespräch ist“, begrüßte Bürgermeister Nicolas Lahovnik die vielen Zuhörer. Das Ergebnis der Interessensbekundung am Ende des vergangenen Jahres sei „gigantisch“ gewesen, deutlich über 50 Prozent der Interessenten könnten sich demnach vorstellen, ihre Häuser an das Nahwärmenetz anschließen zu lassen. Der Anschluss biete eine zuverlässige, preisstabile und regenerative Wärmequelle, die das Wohnen, Arbeiten und Produzieren in der Festspiel-und Energiestadt auch dank des „Spiritus Rector Marco Krasser“ bezahlbar mache.

Nächster Schritt im Sommer

Gute Gründe für einen Anschluss an das Nahwärmenetz gebe es viele und diese seien seit der sehr gut besuchten Auftaktveranstaltung auch genügend kommuniziert worden. Nun gelte es, tiefer in die Materie einzutauchen und im Sommer den nächsten Schritt zu machen. Dabei komme es darauf an, wer dabei bleibt – heißt, wer den Vorvertrag unterschreibt. Auf der Basis der Auswertung werde entschieden, wo das Netz in welcher Reihenfolge komme.

„Bitte vergleichen Sie ihre bisherige Gasrechnung nicht mit den heute präsentierten Zahlen“, mahnte das Stadtoberhaupt. Das Beispiel des Angriffs des Irans auf Israel zeige, dass der Gaspreis eigenen Regeln folge. Die Stadt Wunsiedel werde auch weiterhin von Gas-Lieferungen abhängig sein, es bestehe aber keine Versorgungspflicht für Erdgas. Dies deute alleine die gesamtpolitische Großwetterlage an.

Über den aktuellen Projektstand informierte Projektleiterin Laura Fritsche von der Endura Kommunal Nordostbayern. Für 1216 der 2300 infrage kommenden Gebäude sei eine Interessensbekundung abgegeben worden. Dies bedeuteten 53 Prozent, damit seien 63 Prozent des Wärmebedarfs erfasst. Bei der Erfassung des Wärmebedarfs habe sich herausgestellt, dass 62 Prozent der Heizungen im betroffenen Gebiet älter als 20 Jahre seien, 91 Prozent würden mit fossilen Energien betrieben.

Haupttrasse steht fest

Für die flächendeckende Wärmeversorgung stehe die Haupttrasse bereits fest. Hier gebe es zwei Heizzentralstandorte. Zum einen den Energiepark in Holenbrunn mit elf bis zwölf Megawatt und – in Planung – ein Biomassekraftwerk im Wunsiedler Westen am Standort der Stadtwerke Wunsiedel (SWW) mit 1,5 Megawatt. Die Haupttrasse werde 2026 ausgebaut, inklusive des Anschlusses erster Kunden. Danach folgten vermutlich acht weiter Bauabschnitte, pro Folgejahr ein Bauabschnitt. Ziel sei es, nach dem Ausbau die Wärme in Wunsiedel zu hundert Prozent mit erneuerbarer Energie oder Abwärme zu erzeugen. In Deutschland geschehe dies derzeit zu 30 Prozent.

Über den Tarif und die Abschlussbedingungen gab Marco Krasser, Geschäftsführer der SWW, Auskunft. Demnach liege auf Basis erster Berechnungen der Tarif in Wunsiedel 17 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt. Krasser machte auch die Vollkosten vergleichbar. Der Anschluss an das Nahwärmenetz sei eine einmalige Investition. Derzeitige Verbrauchskosten bei anderen Heizarten seien nur Momentaufnahmen. Wunsiedel produziere zum Beispiel Wasserstoff selbst, man weiß daher was dieser koste, zudem sei er für die Wärmeerzeugung zu schade. „Die Nahwärme ist zukunftsfähig, kalkulierbarer und günstiger“, betonte Krasser.

Einmalige Hausanschlusskosten

Die einmaligen Hausanschlusskosten machten bei einem Haus mit bis zu 20 Kilowatt 3570 Euro aus, ab 21 bis 70 Kilowatt 19 040 Euro. In den Kosten seien enthalten die erdverlegte Hausanschlussleitung bis zehn Meter inklusive der Oberflächenwiederherstellung, die Hauseinführung in das Gebäude, die Hausanschlussleitung im Gebäude bis fünf Meter sowie die Wärmeübergabestation mit Installation. Die einmaligen Hausanschlusskosten für ein Einfamilienhaus bei einem Verbrauch von 20 000 Kilowattstunden bei zehn Kilowatt Leistung kämen beispielsweise auf 3570 Euro. Hinzu kämen Kosten für den Umbau durch einen Heizungsinstallateur, die jedoch zwischen 30 und 70 Prozent gefördert würden.

Hinzu kämen die jährlichen Kosten. Bis 20 Kilowatt betragen diese 60 Euro pro Monat, über 21 Kilowatt 5,45 pro Monat bei einem Arbeitspreis von 12,8 Cent. Dies bedeute als Beispiel für ein Einfamilienhaus jährliche Gesamtkosten von 3280 Euro. Errechnet aus 20 000 Kilowattstunden a 12,8 Cent plus den Grundpreis von 720 Euro. Es bestehe aber auch die Möglichkeit eines sogenannten Blindanschlusses. Hier betragen die Kosten für kleinere Gebäude bei 2380 und für mittlere Gebäude bei 11 900 Euro. Dabei würden lediglich die Hausanschlussleitung und die Haueinführung gebaut. Jährliche Kosten würden erst mit dem Wärmebezug fällig, dies müsste aber binnen drei Jahren geschehen. „Sobald Sie sich bis zum 31 Juli 2024 entscheiden ist, Ihr Tarif aber sicher“, sagte Krasser.

Auch andere Wärmeversorgungen

Über den Vorvertrag selbst gab wiederum Laura Fritsche Auskunft. Der Vorvertrag sei ein wichtiges Papier für die Festlegung der ersten Bauabschnitte und bedeute eine klare Verbindlichkeit über zukünftige Wärmeabnahme und -lieferung sowie für die Finanzierung des Projekts. Der Wärmenetz-Anschluss sei die Haupt-Wärmeversorgung, Solarthermie und Scheitholzöfen dürften weiterhin betrieben werden. Auch müsse noch keine Entscheidung zwischen direktem Wärmebezug und Blindanschluss getroffen werden.

Kleine und mittlere Kunden, die bereits ihre Interessensbekundung abgegeben haben, werde der Vorvertrag in den nächsten Tagen per Post zugeschickt. In einem Zeitraum von Mai bis Ende Juli müsse der unterschriebene Vorvertrag zurückgeschickt werden. Bis August würden die Ergebnisse ausgewertet, im Oktober die ersten drei Bauabschnitte festgelegt und im Dezember die Fördermittel dafür beantragt.

Felix Unger von der Endura Kommunal Nordostbayern gab abschließend das Beratungsangebot zu Tarif und Vorvertrag bekannt. Diese finden im Haus der Energiezukunft statt. Wunschtermine können ab sofort gebucht werden auf der Homepage www.waermenetz-wunsiedel.de.

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