Emtmannsberg: Stolz auf die "Bauernbank"

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Die Raiffeisenbank Emtmannsberg bietet ihren Kunden als einzige Bank im Landkreis noch ein landwirtschaftliches Warengeschäft. Hier stehen die Vorstände Jan Kalbitz (links) und Stefan Lischkowitz vor einer Getreideputzmaschine, die in der Erntezeit noch zum Einsatz kommt. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Gleich über den Berg entsteht durch die Fusion von Bayreuth und Hof gerade die größte VR-Bank Oberfrankens. Für schlaflose Nächte sorgt das bei den Vorständen der Raiffeisenbank Emtmannsberg aber nicht. Weil sich die kleinste Bank im Landkreis in ihrer Nische gut eingerichtet hat und trotz des herausfordernden Umfelds noch ordentliche Geschäfte macht.

 
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"Wir sind eine Bauernbank", sagt Stefan Lischkowitz. Und das meint der Vorstand der Raiffeisenbank Emtmannsberg alles andere als negativ: "Darauf sind wir stolz." Weil er damit unter anderem auf die Wurzeln des 1894 gegründeten Instituts verweist. Heute macht das Geschäft mit den umliegenden bäuerlichen Betrieben noch immer 13 Prozent des Volumens aus. Hinzu kommen vor allem junge, bauwillige Familien sowie Selbstständige, aber auch der eine oder andere Mittelständler. "Das ist unsere Nische, in der fühlen wir uns wohl", sagt der zweite Vorstand Jan Kalbitz. Und diese Nische reicht für eine Bilanzsumme von mittlerweile 63 Millionen Euro.

Vorteile des Kleinseins

Wobei Nische eben auch heißt, dass man seine Grenzen kennt. So berichtet Lischkowitz von der Anfrage eines Unternehmens aus der Oberpfalz mit 500 Mitarbeitern und viel Auslandsgeschäft: "Da habe ich dem Chef gleich beim ersten Gespräch gesagt: Wir sind die falsche Bank für Sie." Stattdessen gelte es, die Vorteile des Kleinseins auszuspielen. Dass etwa eine junge Familie, wenn sie alle Unterlagen für einen Baukredit mit nach Emtmannsberg bringt, nach zwei, höchstens drei Stunden Klarheit hat, ob sie den Kredit bekommt oder nicht. Oder dass eine Mitarbeiterin seit vielen Jahren einmal im Monat ältere und nicht mehr so mobile Kunden daheim besucht und deren Bankgeschäfte vor Ort erledigt. "Nicht zuletzt deshalb leben wir auch sehr stark von Empfehlungen", sagt Lischkowitz.

18 Mitarbeiter

Kalbitz hat noch andere Gründe ausgemacht. Gebührenerhöhungen oder Filialschließungen bei umliegenden Banken etwa. Und die Tatsache, dass sich der eine oder andere Kunde bei größeren  Banken nicht mehr so wohl fühlt. Erst kürzlich sei ein Mittelständler mit mehr als 100 Mitarbeitern nach Emtmannsberg gewechselt, "weil er das Gefühl hatte, bei seinem bisherigen Institut für sich und sein Unternehmen keinen direkten Ansprechpartner mehr zu haben". Das ist bei 18 Mitarbeitern der Raiffeisenbank Emtmannsberg eher kein Problem.

Kein Fusionsdruck

Kritik an der Fusion des großen Bayreuther Nachbarn soll das übrigens ausdrücklich nicht sein. "Das kann durchaus Sinn machen, aber wir haben ein anderes Modell und sind erfolgreich damit", sagt Kalbitz. Fusionsdruck spüre man selber jedenfalls nicht. Stattdessen gebe es umfangreiche Kooperationen, die den Regulierungsdruck mindern - bei der Bilanzbuchhaltung mit der VR-Bank Coburg, bei der Innenrevision mit Hollfeld, Speichersdorf und Obermain, Datenschutz und Controlling seien an Verbundpartner ausgelagert.

Rund 3000 Kunden

Die Raiffeisenbank Emtmannsberg hat rund 3000 Kunden. Ihr Geschäftsgebiet definieren die Vorstände auf 25 Kilometer rund um den Sitz im kleinen Ortsteil Troschenreuth. Den Löwenanteil des Kreditgeschäfts von gut 39 Millionen Euro (plus 6,7 Prozent) machen mit etwa 58 Prozent Baufinanzierungen aus. Ungewöhnlich: Die bilanziellen Einlagen liegen mit 37,4 Millionen Euro niedriger als die Ausreichungen. "Negativzinsen sind deshalb bei uns wirklich kein Thema, wir müssen keinen Liquditätsüberschuss unterbringen", sagt Lischkowitz. Das gesamte betreute Kundenvolumen, das auch an genossenschaftliche Verbundpartner vermittelte Fonds oder Bausparverträge beinhaltet, liegt bei 112 Millionen Euro. Wobei dieses Provisionsgeschäft im vergangenen Jahr um 15 Prozent zugelegt hat. "Auch unsere sehr vorsichtigen Kunden greifen in Zeiten der Nullzinsen jetzt schon mal zu einem Fonds", sagt Lischkowitz.

Vor Steuern blieb so ein Betriebsgewinn von 390.000 Euro, der unter anderem wegen geringerer Refinanzierungskosten 60.000 Euro höher ausfiel als im Vorjahr. Unter dem Strich blieben 270.000 Euro.

Einzige Bank mit Warengeschäft

Apropos Wurzeln und Bauernbank: Die Raiffeisenbank Emtmannsberg ist nicht nur die kleinste, sondern auch die einzige Bank im Landkreis, die ihren Kunden noch ein Warengeschäft bietet - also Düngemittel, Spritzmittel, Saatgut. Immerhin 450.000 Euro Umsatz bringt das noch im Jahr. Und auch wenn es sich nicht wirklich lohnt, will Lischkowitz daran festhalten: "Das gehört zum Rundum-Service für unsere Landwirte einfach dazu."

Die Bank in Zahlen

 

  • Bilanzsumme: 63 Millionen Euro

 

 

  • Einlagen: 37,4 Millionen Euro

 

 

  • Kredite: 39,1 Millionen Euro

 

 

  • Betreutes Kundenvolumen: 112 Millionen Euro

 

 

  • Gewinn: 270.000 Euro

 

 

  • Kunden: 3000

 

 

  • Mitglieder: 540

 

 

  • Mitarbeiter: 18

 

 

  • Geschäftsstellen: 1



 

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