Elke Hagen entwirft Kostüme für „Mademoiselle Marie“ Schneidern für einen Kinofilm

Von Ralf Münch
Elke Hagen aus Schnabelwaid ist Kostümnäherin. Bei ihrem letzten Projekt hat sie die Schauspieler des Stücks "Mademoiselle Marie" welches bei den Cadolzburger Burgfestspielen, und welches jetzt auch verfilmt wird, ausgestattet. Foto: Ralf Münch Foto: red

Die Schnabelwaiderin Elke Hagen  hat ein relativ kleines Zimmer, in dem sie arbeitet. Aber dennoch ist alles da, was gebraucht wird. Verschiedenste Stoffe, bunte Bänder, Kleinkram wie Nadeln, Knöpfe, Glitzer. Vor 40 Jahren fing sie aus Spaß an der Freude mit dem Nähen an. Inzwischen wird sie gebucht, wenn es darum geht, Bühnenkostüme für das Opernstudio Oberfranken, für den Fränkischen Theatersommer oder auch Kostüme für Werbezwecke zu erstellen.

 
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"Es hat sich aus einem Hobby heraus entwickelt. Ich habe es zuerst für den Hausgebrauch gemacht. Für mich und meine Freunde. Dann hat sich das alles irgendwie so entwickelt“, sagt Hagen. Und mit „entwickelt“ meint sie, dass sie sich jetzt jeden Tag an die Nähmaschine setzt und inzwischen zu einer begehrten Person geworden ist, wenn es sich um Kostüme handelt.

Nebenbei hatte sie auch schon für das passende Bühnenoutfit für eine Travestieshow gesorgt. „Ich hatte auch schon einmal einen Auftrag, da hatte ein bekannter Spielwarenhersteller mich beauftragt, Barbiebekleidung in Menschengröße zu schneidern. Da warben dann keine Plastikpuppen, sondern Models in der Barbiebekleidung für das Spielzeug“, erzählt Hagen. Sie näht aber natürlich auch für „normale Bevölkerung“ – ändert Bekleidung oder entwirft Faschingskostüme und schneidert auch Hochzeitskleider. Sogar von einem russischen Model wurde sie schon beauftragt, ein Hochzeitskleid nach dem Vorbild von Sissi zu schneidern.

Herrenkleidung verboten

Was sie allerdings nicht macht, ist etwa Anzüge für Herren zu schneidern. Und das hat einen merkwürdigen Grund: Da sie keine Meisterin ist, darf sie keine Maßschneiderei betreiben. Wo etwa ein Hochzeitskleid unter „Kostüm“ fällt, ist es bei einem Anzug etwas anderes. „Die Gesetzgebung ist da schon komisch und manchmal unverständlich“, sagt sie. Und die Konkurrenz achtet gegenseitig mit Adleraugen auf sich. So, als die Schneiderin zur Hochzeit für ihren Sohn Hussen für die Bierbänke genäht hat – sollte ja auch alles richtig schön aussehen.

Als es dann keine Verwendung mehr dafür gab, wurden die auf ihrer Homepage zum Verkauf angeboten. „Plötzlich erhielt ich eine Nachricht von einer Kollegin. Die mahnte mich an, dass ich das sofort von der Homepage entfernen soll. Ansonsten würde sie den Rechtsanwalt einschalten. Weil sie auf die Machart ein Patent hätte. Woher soll man so etwas wissen? Ich hatte mich beim Patentamt erkundigt und sie hatte recht“, wundert sich Hagen.

Arbeiten für Musical

Ihr neuestes Projekt ist allerdings eines, das für sie so noch nie da gewesen ist. Für das Musical „Mademoiselle Marie“, welches bei den Cadolzburger Burgfestspielen bis August aufgeführt wurde, schneiderte sie die Kostüme. Und genau dieses Musical wird zurzeit auch verfilmt – im Frühling sollen die Dreharbeiten abgeschlossen sein, danach wird es im Kino erscheinen.

„Es ist natürlich für mich jedes Mal etwas ganz besonders, wenn ich sehe, wie Schauspieler in meinen Kostümen auf der Bühne stehen. Aber wenn man weiß, dass es dann auch noch verfilmt wird, dann ist das schon besonders. Und dafür ist sie auch an jedem Drehtag anwesend – vor kurzem erst in Frankreich, am kommenden Samstag ist sie schon wieder in Cadolzburg.

Sie legt Einspruch ein

Und sie lässt es sich auch nicht nehmen, wenn etwas auf der Bühne hinsichtlich der Bekleidung nicht stimmt, Einspruch einzulegen: „Der Regisseur des Musicals hat in der Verfilmung selbst einen sehr kurzen Auftritt auf der Bühne. Er ist mit Sommersandalen aufgetaucht. Das hat überhaupt nicht gepasst. Da bestand ich darauf, dass es noch mal gedreht werden muss. Am Ende steht ja da auch mein Name darunter.“

Die Schneiderin erklärt, warum die Arbeit an der Nähmaschine und im Hintergrund der Bühne so viel Spaß macht. Der Grund ist, dass ihr sehr viel Freiraum bezüglich der Interpretation der Kostüme gegeben wird. Und wenn es passt, dann verwendet sie auch schon einmal Blumentöpfe oder Isomatten – ihrer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. „Bevor ich an ein Projekt gehe, dann lese ich vorher das Buch. Setze mich dann mit dem Regisseur zusammen und bespreche die Figuren. Was ich nicht mache, ist vorher im Internet nach Bildern zu suchen. Da kommt man ganz schnell in Gefahr, dass man anfängt, irgendetwas zu kopieren. Das will ich nicht“, sagt sie – und ist dann schon wieder unterwegs zu den Dreharbeiten.