Montagabend, halb sieben. Wiedermal verwandelt sich die beschauliche Bischofsgrüner Kurzone in eine Rennstrecke für den Löschzug Gefrees. Die Gefreeser Brandschützer kennen die Strecke schon im Schlaf. In der Woche zuvor mussten sie sogar nicht weniger als drei Mal ausrücken, weil die Brandmeldeanlage des Pflege- und Seniorenzentrums an der Bischofsgrüner Ochsenkopfstraße angeschlagen hatte.

„Es hängt an einzelnen Bewohnern“, sagt dessen Geschäftsführer Reiner Ebner. Genauer: an einem. Der war allein für mindestens fünf bis sechs der insgesamt zehn Fehlalarme im Jahr 2014 verantwortlich. „Das ist eine schwierige Sache“, bekennt Ebner. Der Mann sei psychisch krank, könne offenbar die Folgen seines Tuns nicht überblicken. Die Folgen seines Tuns, damit meint Ebner zum Beispiel, dass die Feuerwehr beim Alarmausrücken ja auch potenziell sich selbst und andere in Gefahr bringt. Oder dass die anderen Bewohner des Pflegezentrums nicht mehr richtig reagieren, sondern gar nicht, wenn, mal wieder, der Feueralarm ertönt.

Die Brandmeldeanlage im Pflegezentrum Bischofsgrün ist etwa drei bis vier Jahre alt und werde viermal im Jahr von der zuständigen Firma gewartet, so Ebner. Ein technischer Fehlalarm könne trotzdem passieren, etwa wenn der Hausmeister mal vergesse, die Staubkappe auf den Brandmelder zu setzen und direkt daneben das Flexen anfange. Staub gilt sonst als eine der möglichen Ursachen für Fehlalarme bei schlecht oder gar nicht gewarteten Brandmeldeanlagen.

Im konkreten Fall hat der bewusste Bewohner die Alarme von Hand ausgelöst. Es hätten wiederholt Gespräche stattgefunden, doch nun laute die Konsequenz, „dass wir uns von ihm trennen müssen“, bedauert Ebner. Für den betroffenen Mann kann sein Verhalten noch weitere Konsequenzen haben. Seit einer bayernweiten Änderung der kommunalen Satzungen zur Kostenerstattung bei Feuerwehreinsätzen vor gut zwei Jahren müssen auch Einsätze bei Fehlalarmen bezahlt werden. Bürgermeister Stephan Unglaub schätzt, dass allein für die Bischofsgrüner Feuerwehren jeweils ein mittlerer dreistelliger Betrag anfällt, abhängig davon, wie lange der Einsatz dauert und ob Lohnkosten von Aktiven, die während der Arbeitszeit ausrücken, ersetzt werden müssen.

Bezahlen muss das erst mal das Pflegezentrum Bischofsgrün. Ebner sagt, dass man versuchen werde, den Verursacher in Regress zu nehmen.

Bürgermeister Unglaub meint: „Lieber einmal zu viel ausrücken und es ist nichts passiert, als zu einem echten Ernstfall. Aber auf die Dauer wird es zur Belastung, vor allem, wenn öfter nachts der Alarm losgeht.“ Die Brandmeldeanlage ist direkt mit der Integrierten Leitstelle (ILS) in Bayreuth verbunden. Wegen des Objekts – das Pflegezentrum hat drei bewohnte Geschosse – rückt automatisch auch immer die Gefreeser Wehr mit ihrer Drehleiter aus. Den Einsatz kurzfristig zu stoppen, weil er vor Ort schnell als Fehlalarm erkannt wird, ist nicht möglich. Im Bereich der ILS (Stadt und Land Bayreuth sowie Kulmbach) hat es 2014 bei 370 Brandmeldeanlagen 400 Alarme gegeben, ganz überwiegend Fehlalarme. Diese Zahl ist unter dem Durchschnitt; 2003 (neuere Zahlen gibt es nicht) kamen bundesweit 1,75 Alarme auf eine Anlage. Im Pflegezentrum Bischofsgrün waren es 2014 bisher zehn, im Jahr zuvor nur drei und 2012 nur einer, so Feuerwehrpressesprecherin Carolin Rausch.

Und die eigentlich Leidtragenden, die freiwilligen Feuerwehrleute, die in der Vergangenheit bis zu dreimal in der Woche umsonst ausrücken mussten? „Da gibt es keine Diskussionen und keinen, der sich beschwert“, sagt der Bischofsgrüner Kommandant Christian Rieß, „zumal sich ja ein Ende des Problems abzeichnet. Das sind Kleinigkeiten.“