Eine Schule für Kranke

Von Ulrike Sommerer
Die Klassenzimmer an der Klinikschule sind nur etwas kleiner, als an anderen Schulen. Hier werden ja auch nicht so viele Kinder unterrichtet. Aber sonst sieht es hier aus, wie in jedem Klassenzimmer. Foto: Ulrike Sommerer Foto: red

Das Klassenzimmer sieht aus, wie ein Klassenzimmer eben so aussieht. Schultische, Tafel, Lehrerpult, bunte Bilder an den Wänden, Bücher, Lexika und Atlanten. Und doch ist es keine normale Schule.

 
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Es ist eine Schule für Kranke. Die Klinikschule.

Manche Kinder müssen ins Krankenhaus, weil sie am Blinddarm operiert werden. Oder weil sie sich ein Bein gebrochen haben. Manche Kinder müssen aber auch ins Krankenhaus, weil sie Probleme haben. Sie haben zum Beispiel fürchterliche Angst. Oder sie haben eine Essstörung. Bei manchen gibt es Probleme in der Familie. Andere können sich nicht konzentrieren oder sind nur noch traurig. Diesen Kindern und Jugendlichen wird am Bezirkskrankenhaus geholfen. Nur heilt eine solche Krankheit nicht in zwei, drei Tagen. Die Kinder bleiben deshalb oft mehrere Wochen im Krankenhaus. Damit sie in dieser Zeit den Anschluss in der Schule nicht verpassen, gibt es die Klinikschule.

Weniger Stunden und keine Noten

Der Unterricht ist wie an jeder anderen Schule auch. Allerdings bekommen die Kinder nur Unterricht in den Hauptfächern. Und es gibt deutlich weniger Schulstunden. Zwei pro Tag sind es an der Klinikschule. Das liegt daran, dass die Kinder ja eigentlich im Krankenhaus behandelt werden müssen. Dass die Kinder gesund werden, steht an erster Stelle. Noch ein Unterschied zu einer anderen Schule ist, dass in der Klinikschule keine Proben geschrieben werden, die benotet werden.

Ein Stück Alltag in einer Außnahmesituation

Für die Kinder ist der Unterricht eine willkommene Abwechslung im Krankenhaus. „Die Kinder kommen richtig gern in die Schule“, sagt Norbert Römer. Er ist Schulleiter der Klinikschule. Im Krankenhaus sein zu müssen, ist nie schön. Da ist es ein Stück Normalität und Alltag, wenn man zur Schule gehen darf. Die Lehrer der Klinikschule sprechen auch mit den Lehrern, die die Kinder bisher hatten. So wissen sie, welcher Unterrichtsstoff gerade behandelt wird. Sie sprechen aber auch mit den Ärzten im Krankenhaus. So werden die Ärzte informiert,wie sich ein Kind im Unterricht macht. Manchmal kann man daran auch erkennen, ob die Behandlung erfolgreich ist. Wenn ein Kind zum Beispiel nur noch traurig ist, ist es für den Arzt wichtig zu wissen, ob diese Traurigkeit auch im Unterricht da ist.

Die Kinder- und Jugendpsychatrie hat in Oberfranken 84 Plätze. Also gibt es in der Klinikschule auch 84 Kinder. Natürlich sind das nicht alles lauter Drittklässler. Oder lauter Neuntklässler. Deshalb versucht Norbert Römer, Gruppen zusammen zu stellen, die gemeinsam unterrichtet werden können. Zum Beispiel Dritt- und Viertklässler zusammen, oder alle Realschüler zusammen. Meist ist eine Klasse mit zwei bis sechs Schülern belegt. Deshalb sind auch die Klassenzimmer hier kleiner als an anderen Schulen.

Jede Woche ein neuer Stundenplan

Weil kein Kind sehr lange im Krankenhaus ist, besucht es auch nie sehr lange die Klinikschule. Die Schüler in einer Klasse wechseln also oft. Für die Lehrer bedeutet das, das sie jede Woche einen neuen Stundenplan erstellen müssen.

16 Lehrer unterrichten hier. Der meiste Unterricht findet in Bayreuth statt, es gibt aber auch Klassenzimmer in Hof, Coburg und Bamberg. Die Lehrer sind unterschiedlich ausgebildet, weil ja auch die Schüler von unterschiedlichen Schulen kommen. Es gibt Sonderpädagogen, es gibt Realschullehrer oder Grundschullehrer.

Der Liebling aller Schüler ist Anton

Dann gibt es noch einen tierischen Lehrer: Anton. Er ist der Schulhund und nimmt oft am Unterricht teil. Anton ist der Hund von Elena Diener, einer Lehrerin der Schule. Anton wurde bei einer Hundetrainerin zum Schulhund ausgebildet. Schließlich muss ja auch ein Hund wissen, wie man sich in der Schule benimmt. Anton hilft Kindern, die Angst vor der Schule haben oder nicht mehr reden wollen. Den Kindern fällt es manchmal leichter, zu einem Tier Vertrauen zu haben, als zu Menschen. Und sie lernen, auf etwas Rücksicht zu nehmen. Wie die Kinder muss auch Anton sich an Regeln halten. Die Kinder sollen brav am Platz sitzen bleiben und Anton muss während des Unterrichts brav auf seiner Decke liegen.

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