Ein Risiko? Maskenpflicht fällt trotz Rekord-Inzidenz

Die Maskenpflicht an Grundschulen ist bereits gefallen. Bald wird das auch auf die weiteren Jahrgänge erweitert, obwohl die Inzidenzen so hoch sind wie nie zuvor seit Ausbruch der Pandemie. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Grundschüler brauchen sie schon nicht mehr, bald sollen auch die höheren Klassen folgen. Angesichts der Infektionszahlen bei jungen Leuten ist das allerdings umstritten.

 
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Die Inzidenzen klettern im ganzen Land immer höher. In Kulmbach jagt nun schon seit Wochen ein neuer Rekord den anderen. Fast 3000 Corona-Infektionen auf 100 000 Einwohner binnen einer Woche hat das Kulmbacher Landratsamt am Mittwoch gemeldet. Am selben Tag wurden deutschlandweit erstmals binnen eines Tages mehr 318 000 Neuinfektionen dem Robert-Koch-Institut übermittelt, ebenfalls Rekord.

Fachleute gehen davon aus, dass das nur die Spitze des Eisbergs ist. Längst werden auch am Kulmbacher Gesundheitsamt Kontakte nur noch eingeschränkt verfolgt. Besonders hoch ist die Inzidenz unter den ganz jungen Leuten, in Kulmbach, wie anderswo. Und das genau zu der Zeit, in der nun Zug um Zug die Maskenpflicht im Unterricht fällt.

Grundschüler sind bereits befreit

Seit Montag brauchen bereits die Grundschüler an ihrem Platz keine Masken mehr tragen. Nur auf den „Begegnungsflächen“, also zum Beispiel in Fluren, bleibt die Pflicht bestehen. Ausnahme: Sobald in der Klasse ein Corona-Fall bekannt geworden ist, muss die Maske auch am Platz wieder für fünf Unterrichtstage vor Nase und Mund, und es werden zusätzliche Tests gemacht. Die Befreiung von der Maske wird am 28. März auf die Schüler der Jahrgangsstufen fünf und sechs erweitert. Vom 4. April an soll das dann für alle Jahrgangsstufen gelten. In den Pausenhöfen und auch beim Schulsport sind die Masken bereits seit längerer Zeit gefallen.

Getestet wird weiterhin: Zweimal wöchentlich gibt es PCR-Pooltests sowie einen Schnelltest pro Woche in den Klassen eins bis sechs. Von Klasse sieben an soll es bei drei Schnelltests pro Woche und Schüler bleiben. Jetzt werden Stimmen laut, die angesichts der immer weiter steigenden Inzidenzen die Beibehaltung der Maskenpflicht fordern.

Normalität kann nicht verordnet werden

Von Normalität, sagt beispielsweise der SPD-Bildungspolitiker Martin Habersaat, seien viele Bildungseinrichtungen angesichts der Ausfälle von Schülern, Lehrern und anderem Personal derzeit weit entfernt. Doch das kann auf Landkreisebene nicht angeordnet werden, betont Krisenstabsleiter Oliver Hempfling. „Wir sehen die Masken nach wie vor als sehr probates Schutzelement. Die rechtlichen Vorgaben sind das eine. Die eigene Vernunft ist unter Umständen etwas anderes. Natürlich kann weiterhin jeder für sich selbst entscheiden, ob er eine Maske trägt.“

Bei seinen eigenen Kindern sehe er, sagt Hempfling, dass viele gerade in den Grundschulen dankbar sind, wenn sie auf die Masken verzichten können. „An Mimik und Gestik kann man viel ablesen. Das ist wichtig für die Kinder, Gesichter zu sehen.“ Diese Entscheidungen könne man aber auf der Ebene des Landkreises nicht treffen. Fraglos haben laut Hempfling die Masken einen hohen Schutzeffekt. „Aber irgendwann müssen wir auch mal in die Situation kommen, in der man eigenverantwortlich handelt, ohne dass der Staat die Regeln vorgibt.“

Rekordwerte bei Kindern und Jugendlichen

Die hohen Inzidenzen, die gerade im Kulmbacher Land herrschen, spiegelten sich natürlich auch in den Schulen wider. 4998,4 habe die Inzidenz in der Gruppe der zehn- bis 19-jährigen am Donnerstag betragen. Bei den Kindern bis neun Jahren lag der Wert immerhin bei 4552,1. um Vergleich: die über 50-Jährigen standen zur selben Zeit bei 1906,7.

Auch wenn die Zahlen unter den jungen Menschen im Kulmbacher Land extrem hoch sind, gebe es dennoch nur wenige ganze Klassen, die in Quarantäne und damit im Distanzunterricht sind, erklärt Hempfling. Dazu müssten sehr viele Schüler gleichzeitig positiv sein.

Eine Kapitulation vor dem Corona-Virus sei das aber nicht, betont Hempfling. „Wir befinden uns jetzt in der Phase, in der wir lernen müssen, mit dem Virus zu leben. Dazu müssen wir auch ein Stück weit mehr auf Eigenverantwortung setze, wo jeder für sich entscheiden kann und darf, wie er mit der Situation umgeht., dass es eine Viruserkrankung gibt, die sich sehr schnell verbreitet und wie er sich davor schützen möchte.“

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