Bei den Menschen sein
Dann entdeckt er eine Zeitungsanzeige von Bosch, bewirbt sich und kommt 2004 als Controller nach Bamberg. Nach drei Jahren wechselt er zu Bosch nach Eisenach, ist später noch in South Carolina und Gerlingen, bevor er im März 2017 Chef in Bamberg wird.
Der 45-Jährige, der mit seiner Familie (zwei Kinder, die Frau ist Rechtsanwältin), in Bamberg wohnt ist die meiste Zeit am Standort. Management per E-Mailing ist nicht sein Ding. Er will präsent sein, bei den Menschen sein.
Noch heute sagt er über sein BWL-Studium: „Das war das richtige Fach, so vielseitig, da war alles drin, was mich interessiert hat.“ Zahlen, Fakten, der Sport – die Welt des Martin Schultz ist oft konkret messbar. Kunst und Kultur in der Freizeit? Ja, auch, aber: „Eher Sport.“
300 Azubis hat Bosch in Bamberg. Und „das soll auch so bleiben“, sagt er. Industriemechaniker, Mechatroniker, Fachkräfte für Lagerlogistik, Industrie-, Informatik- und Bürokaufleute – fast für jeden ist etwas dabei. Auch Duales Studium wird angeboten.
Herausforderung Elektromobilität
Die Diesel-Krise treibt Schultz um, doch die noch größere Herausforderung ist langfristig die Elektromobilität. Bamberg ist ein Verbrenner-Werk. Zukunft bedroht? Nein, sagt Schultz und gibt sich überzeugt, dass an der technischen Kompetenz des Standortes auch in Zukunft kein Weg vorbeigehe.
Es gehe nun darum, die Zweigleisigkeit des Konzerns (Verbrenner und E-Autos) auch nach Bamberg zu holen. Das E-Auto kommt nicht über Nacht. Bosch geht davon aus, dass im Jahr 2025 von weltweit 105 Millionen produzierten Neufahrzeugen 20 Millionen Hybrid- und Elektroautos sein werden.
Bamberg braucht neue Geschäftsfelder, lebt aber zunächst noch ziemlich lange vom Verbrenner. Batteriepacks für E-Autos könnten ein Schritt in die Zukunft sein. Werksinterne Start-ups sollen mithelfen, die richtigen Wege zu finden.
Bestens eingelebt
Die Transformation des Bamberger Werks wird sich über viele Jahre hinziehen. Langfristig orientiert ist auch Schultz. „Ich möchte hier länger bleiben.“ Natürlich, schränkt er ein, hänge das immer davon ab, ob man Erfolge erzielt.
In Oberfranken hat sich die Familie bestens eingelebt. Die Menschen sind sehr offen, sagt Schultz, obwohl ja oft das Gegenteil behauptet würde. „Man kommt sehr schnell an in der Region.“ Den Kollegen im Konzern sage er immer wieder, „dass man hier toll leben kann.“
Das ambitionierte Laufen hat der 45-Jährige mittlerweile aufgegeben. Heute macht er lieber Fitnesstraining oder steigt aufs Mountainbike. Aber ohne Elektroantrieb. Auch wenn er von Bosch wäre.