Ein Jahr nach dem Starkregen in Neuenmarkt Neuenmarkt: Hochwasseropfer ziehen bittere Bilanz

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Neun Familien aus Neuenmarkt sind mit der Gemeinde nach wie vor unzufrieden. Sie fordern eine schnell Lösung, um eine weitere Katastrophe wie die am 2. August 2014 zu vermeiden. Foto: Archiv/Ronald Wittek Foto: red

Starkregen mit Kellerflutungen: Der Jahrestag des heftigen Unwetters vor gut einem Jahr, am 2. August 2014, rückt näher. Neun Familien aus Neuenmarkt kämpfen immer noch um Schadensersatz. Und ziehen in einem offenen Brief eine bittere Bilanz.

 
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"Es geht einfach nichts voran", sagt Dieter Sachs, der Sprecher der Hochwasseropfer in einem Gespräch mit dem Kurier. Ein Jahr nach der Regenkatastrophe haben es nur wenig positive, dafür viele negative Erfahrungen gegeben. Immerhin seien nach dem Starkregen sofort Container bereitgestellt worden.

Die Gemeinde bringe endlich ein Hochwasserkonzept voran. Damit hätte man sich aber bereits 2007 nach der zweiten Kellerflutung beschäftigen müssen, so Sachs. Ansonsten habe es viele schöne Reden gegeben, die nichts als eine Hinhaltetaktik waren. Ein Fragenkatalog der Bürger sei lange nicht beantwortet worden, teils bis heute nicht.

Versprechen nicht eingelöst

Den Ausdruck "unbürokratische Hilfe" könne man langsam nicht mehr hören, schreiben die Betroffenen. Diese habe die Gemeinde Neuenmarkt versprochen - und nicht eingelöst.  Außerdem habe es über ein Dreivierteljahr gedauert, bis die Bürger zu einem Gespräch in die Gemeinde eingeladen worden seien. 

Der Hauptkritikpunkt, so Sachs: "Die Gemeinde ist bisher nicht bereit, unzulässig erstellte Einleitungen und damit gebündelte Zuführung von Oberflächenwasser aus landwirtschaftlichen Flächen in den Kanal mit geringem Kostenaufwand abzustellen." Das Rathaus verweise auf das Hochwasserschutzkonzept, das von einem Ingenieurbüro erarbeitet wird. Dieses werde aber frühestens in fünf bis zehn Jahren verwirklicht werden.

Auffangbecken für das obere Dorf

"Wir sind nicht länger bereit, unsere Keller als Auffangbecken für das gesamte Oberflächenwasser aus dem oberen Dorf zur Verfügung zu stellen", schreiben die neun Familien. Zwei davon bereiten sich auf eine Klage gegen die Gemeinde vor. Eine Partei, die verloren hat, geht in Revision. Weil deren Versicherung, die Bayerische Versicherungskammer, eine Haftung ablehne und behaupte, mit dem Kanal sei alles in Ordnung.

Damit nicht wieder alles unter Wasser steht beim nächsten Starkregen soll die Gemeinde das gezielte Einleiten von Oberflächenwasser bis zur Verwirklichung des integralen Hochwasserkonzeptes unterbinden. Und zwar bis Ende des Jahres. Geschehe das nicht, werde im Frühjahr 2016 eine Untätigkeitsanzeige eingereicht. Die Unzulänglichkeiten der Kanalisation müssten endlich beseitigt werden.

Es geht nicht nur ums Geld

Nur weil sie eine Entschädigung für ihre Ausgaben wollten, würden sie mit dem Vorwurf konfrontiert, sich bereichern zu wollen. Doch niemand habe um Zuwendungen aus dem Spendenkonto der Gemeinde gebeten. Dieter Sachs sorgte selbst vor - mit Umbauten der Regenrinne und Rückschlagventilen zum Beispiel. Andere haben Mauern um ihr Grundstück herum errichtet.

Zwischenzeitlich hätten verschiedene Versicherer nach der dritten Kellerflutung in Neuenmarkt reagiert. Sie bieten entweder überhaupt kein Versicherungsschutz mehr oder nur mit strengen Auflagen: Rückschlagventilen im ganzen Keller, hohe Eigenbeteiligung bei einem weiteren Schadensfall oder stark erhöhten Prämien.

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