Ein Hort für Senioren

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Viele Himmelkroner Bürger wünschen sich eine Senioreneinrichtung im Ort. Statt eines traditionellen Alten- und Pflegeheims setzt der Gemeinderat jedoch auf alternative Wohnformen für ältere Menschen wie Wohngemeinschaften und Seniorenhorte. Archivfoto: Patrick Pleul/dpa Foto: red

Die meisten älteren Menschen wollen so lange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden leben. Wenn sie pflegebedürftig werden, wollen sie zumindest wohnortnah versorgt werden. In der 3600-Einwohner-Gemeinde Himmelkron hat der Gemeinderat dafür jetzt die Weichen gestellt. Das Ziel: Ein Seniorenhort. Fehlt nur noch ein Betreiber.

 
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Eine Senioreneinrichtung für Himmelkron fordert Seniorenbeauftragter Peter Aßmann (SPD) schon seit langem. „Ich habe das seit der neuen Wahlperiode ständig auf der Agenda“, sagt Aßmann. „Kaum eine Sitzung habe ich vergehen zu lassen, ohne bei dem Thema nachzuhaken.“ Bereits im März 2015 habe er den Bau eines Seniorenhauses vorgeschlagen.

Seniorenbeauftragter: Impulse kamen von mir

Dass nun ausgerechnet die Junge Union ein Positionspapier im Gemeinderat zum Wohn- und Betreuungsangebot für ältere Menschen eingebracht hat, verwundere ihn. Denn die Impulse dafür seien von ihm bereits früher gekommen. Der Gemeinderat hatte sich in seiner jüngsten Sitzung einhellig für die Ansiedlung einer Senioren-Tagespflege ausgesprochen. Dafür wurde ein Grundstück im Neubaugebiet Weißmaintal reserviert. „Wir haben dazu einige Beratungen geführt“, sagt Aßmann. „Nur haben wir erstmals öffentlich darüber diskutiert.“

Angebot für ältere Menschen? Fehlanzeige

Obwohl die Bevölkerung bis 2021 abnimmt, wird die Zahl der über 65-Jährigen um 18 Prozent steigen, heißt es in dem Konzept, das Sebastian Herrmann (CSU) zusammen gestellt hat. Die unter 18-Jährigen würden bald nur noch 13 Prozent der Himmelkroner Bürger ausmachen. Während es für Kinder und Jugendliche mittlerweile 186 genehmigte Betreuungsplätze gebe, sei kein Angebot für ältere Menschen vorhanden. Im Umkreis von 15 Kilometern sind demnach zirka 35 Senioren- und Pflegeheime sowie genau so viele ambulante Pflegedienste tätig. Betreutes Wohnen ist der Analyse von Herrmann zufolge an 13 Standorten möglich. Im näheren Umfeld von Himmelkron liegen die Seniorenheime in Neuenmarkt, Wirsberg und Bad Berneck.

(Quelle: Google-Maps)

Alternative Wohnformen bevorzugt

Alternative Wohnformen seien hingegen nicht präsent. Das könnten Seniorenhausgemeinschaften sein und generationenübergreifende Wohnformen, Genossenschaften oder Spezialangebote für Demenzkranke. Und damit sollte sich die Gemeinde verstärkt beschäftigen, findet Herrmann. „Wir könnten uns zum Beispiel eine Art Seniorenhort vorstellen.“ Das Prinzip: Pflegende Angehörige und Familien geben ihre Verwandten dort für einige Stunden, einen halben oder einen ganzen Tag in die Obhut von Fachkräften. Dabei gehe es um Tagespflege und Tagesbetreuung, die zur teilstationären Pflege zählten. Grundidee sei, dass die Betreuung tagsüber in der stationären Pflegeeinrichtung erfolge und die restliche Zeit zu Hause. „Wir wollen keinen Generationenkampf“, betont Herrmann.

Barrierefreie Wohnungen und Häuser fehlen

Vor allem fehlten im Landkreis barrierefreie Wohnungen und Mehrfamilienhäuser, sagt Uwe Oetter, Sachgebietsleiter Heimaufsicht am Kulmbacher Landratsamt. An sieben Standorten im Kreis bestehen Seniorenheime, ein weiteres wird in Mainleus gebaut. „Wenn das eigene Wohnumfeld barrierefrei wäre, könnten viel mehr Menschen daheim betreut werden.“

Umsetzung könnte noch länger dauern

Dass es schwer werde, einen Betreiber und einen Investor zu finden, befürchtet Bürgermeister Gerhard Schneider (CSU). „Viele, die infrage kämen, warten ab, wie sich das neue Pflegestärkegesetz auswirkt.“ Denn die ambulante und häusliche Pflege werde damit in Zukunft gestärkt. Eine Kombination aus Heim und Tages- oder Kurzzeitpflege seien in Himmelkron vorstellbar. „Wir sind generell für alles offen, müssen uns aber auch nach möglichen Interessenten richten.“ Ob die Betreiber eine Perspektive für Himmelkron sehen, sei nicht vorherzusagen. Im Seniorenkonzept heißt es eher pessimistisch, mit einer „zeitnahen Ansiedlung“ sei nicht zu rechnen.

Betreiber achten auf Wirtschaftlichkeit

BRK-Kreisgeschäftsführer Jürgen Dippold bestätigt, dass die Branche die Entwicklung derzeit genau im Auge behalte und sich auf das neue Gesetz vorbereite. „Das wichtigste für uns ist, die bestehenden Einrichtungen zu halten und an die neuen Erfordernisse anzupassen.“ Erst wenn die Betreiber „wirtschaftliche Klarheit“ hätten, könnten sie über weitere Schritte nachdenken. Himmelkron plant nun ein Fachgespräch und sucht nach Fördertöpfen und Kooperationspartnern.

 

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