Ein Gespräch mit Horst Pfadenhauer vom MGF Rektor: "Eine charakteristische Handschrift ist eine Art Visitenkarte"

 Foto: red

Wenn die Kinder in die fünfte Klasse kommen, brauchen sie am Markgraf-Georg-Friedrich Gymnasium in Kulmbach (MGF) einen Füllfederhalter. Das Schreiben damit fördert die Ausdauer und Genauigkeit, ist sich Rektor Horst Pfadenhauer sicher. Trotzdem ist das Gymnasium mit seinen Laptop-Klassen auch fortschrittlich.

 
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Wie gut ist das MGF mit PCs ausgestattet?
Horst Pfadenhauer: Sehr gut. In jedem Klassenzimmer befindet sich eine IT-Ausstattung mit Laptop und Beamer. Wir sind eine MINT-zertifizierte Schule, das heißt, wir haben eine hervorragende Ausstattung im Informatik-Bereich. Wir besitzen zwei neu gebaute Computerräume, die heuer eine komplett erneuerte Laptop-Ausstattung erhalten. Dann gibt es noch mehrere interaktive Whiteboards. Zusätzlich hat unser Systembetreuer für Bedarfsstunden mit Computereinsatz im Rahmen unserer Exzellenz-Initiative einen alten Computerraum reaktiviert. Wir können also nicht klagen. Hinzu kommen natürlich noch unsere mobilen Einheiten im Bereich Robotik und bei unserer Film-AG.

Ab welcher Jahrgangsstufe und in welchen Fächern werden Computer im Unterricht verwendet?
Pfadenhauer: Eigentlich in allen, von der 5. bis zu den Abiturklassen. Jeder Schüler, der etwas präsentiert, sollte sich mit dem Medium auskennen. Schwerpunktmäßig jedoch wird der Laptop in den 7. Klassen eingesetzt. Wir hatten über mehrere Jahre hinweg sogenannte Laptop-Klassen in der 7. Jahrgangsstufe. Und noch immer stehen in den 7. Klassen Laptops im Klassensatz zum partiellen Einsatz im Unterricht zur Verfügung. Die Anfangseuphorie bezüglich des durchgehenden Einsatzes von Laptops in sämtlichen Unterrichtsfächern hat sich jedoch mittlerweile gelegt. Man ist zur Erkenntnis gelangt, dass der Computereinsatz für die Lehrer zum Beispiel bei Präsentationen im Unterricht natürlich sehr sinnvoll ist, dass es jedoch viele Arbeitstechniken für Schüler gibt, für die der Computer nicht das primär beste Medium darstellt. Denken Sie etwa an Stillarbeit, Quellenarbeit, Konstruieren und Zeichnen. Bei uns wird deshalb eine ansprechende Mischung aus beidem – Computereinsatz wo sinnvoll und klassischen Methoden – praktiziert.

Dürfen Schüler ihren eigenen Laptop mitbringen?
Pfadenhauer: Normalerweise ist das nicht nötig. Wie gesagt, jeder Klassenraum ist mit einem Laptop oder Dokukamera und Beamer ausgestattet. Ein Stick oder ein anderes Speichermedium reichen. Einen eigenen Laptop lehnen wir auch aus Gründen des Verbots von Smartphones, Ipads und Ähnlichem laut bayerischer Schulordnung als Speichermedium ab. Nicht zu vergessen ist der Nachteil, dass dadurch manchmal Viren und Schadsoftware in das Schulsystem eingeschleust werden. Ob diese Regelung allerdings auf Dauer zu halten ist, wage ich fast zu bezweifeln. Wir leben in einer rasanten Entwicklung, die auch vor der Schule nicht Halt macht. Was aber beim Einsatz dieser Medien im Unterricht dann aber in jedem Fall sicher zu stellen wäre, ist die originär eigene Leistung des Schülers und nicht das schnelle Nutzen von Internetwissen.

Wie wichtig finden Sie es, dass auch Schüler in den oberen Klassen noch „ordentlich“, also leserlich schreiben?
Pfadenhauer: Ich finde es sehr wichtig. Eine saubere Handschrift und ein ordentliches Erscheinungsbild des Geschriebenen verfehlen bis zum heutigen Tag ihre Wirkung auf den Leser nicht. Meine beiden Kinder, die selber momentan in der 9. und 11. Klasse des Gymnasiums sind, würden dagegen wohl jetzt protestieren, aber ich verlange zum Beispiel als Deutschlehrer in meinen 5. Klassen von meinen Schülern verbindlich die Anschaffung eines Füllfederhalters, um damit die Hefteinträge oder das Schreiben von Aufsätzen vorzunehmen. Frühzeitige Schulung von Genauigkeit und Schönschrift führt bei Ausdauer und Konsequenz in der Haltung auch zum Stolz auf die geleistete schöne Heftführung.

Könnten Sie sich vorstellen, dass das Tastschreiben die Handschrift im Unterricht irgendwann ablöst?
Pfadenhauer: Nein. Es gibt Fächer, zum Beispiel Mathematik oder andere naturwissenschaftliche Fächer, wo Skizzen gezeichnet und beschriftet werden müssen. Eine komplette Ablösung lehne ich deshalb ab. Der moderne Absolvent unserer Schule sollte Tastschreiben und Textverarbeitung beherrschen und eine markante Handschrift ausbilden. Noch immer gilt eine charakteristische Handschrift als eine Art Visitenkarte. Übrigens gibt es bereits Ausnahmen, wo Schülern erlaubt ist, den Computer zu benutzen, weil aus motorischen Gründen die eigene Handschrift für die Lehrer unlesbar erscheint. Hier stellt die Schule ein spezielles Notebook zur Verfügung und der Schüler gibt zum Beispiel seine Aufsätze PC-geschrieben ab. In der Regel sind diese Schüler beim Schreiben auch viel schneller als ihre Mitschüler, die per Hand schreiben müssen. Allerdings erfordert das die Genehmigung durch den Ministerialbeauftragten nach vorheriger Vorlage eines Attests.

Lernen die Schüler das Tastschreiben oder dürfen Sie nach ihrem „eigenen System“ schreiben?
Pfadenhauer: Wir bieten am MGF in der 6. Klasse Tastschreiben an. Nur das Zehnfingersystem ermöglicht ein schnelles Mitschreiben von Texten. Auch die Textverarbeitung wird in diesem Wahlunterricht gelehrt. Es gibt aber auch Schüler, die nicht die Übe-Disziplin haben und zu einer Art „Free-Style“ auf der Tastatur gefunden haben, die an Geschwindigkeit dem klassischen System nur gering nachsteht.

Das Gespräch führte Ute Eschenbacher

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