Ehemaliger Hotelfachschüler bittet um Hilfe Früherer Pegnitzer wohnte in Nepal

Von Thomas Knauber
In Nepal ist Ausnahmezustand. Foto: Narendra Shrestha/dpa Foto: red

Das Erdbeben in Nepal hatte sein Zentrum zwischen Kathmandu und Pokhara. In Pokhara lebte Nirmal Raj Dhakal, der vor sieben Jahren, damals 26 Jahre alt, in der Pegnitzer Hotelfachschule lernte.

 
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In seiner Heimat hatte er eine Frauenärztin aus Nürnberg getroffen. Inzwischen sind sie längst verheiratet und Carolin Dhakal zog mit ihm zu seinen Verwandten in die Schweiz. Beide haben eine Tochter. Carolin Dhakal schickte jetzt eine Bitte um Spenden für die Erdbebenopfer an ihre Freunde in Pegnitz. Sie bekam nach dem Beben viele Anrufe und Mails, konnte aber Entwarnung geben: „Unserer Familie in Pokhara geht es gut: Alle sind am Leben und es wurde niemand verletzt.“ Die Stadt wurde nicht so stark getroffen, es gab hauptsächlich Sachschäden. Doch die Lage im Land sei im Moment sehr chaotisch. „Insbesondere das Epizentrum in Lamjung und Gorkha sowie das Kathmandutal wurden schwer getroffen. Nahe beim Epizentrum scheint nichts mehr übriggeblieben zu sein. Die aktuellen Opferzahlen werden sicher noch deutlich steigen, da viele Orte noch nicht einmal erreicht sind.“ Der Transport von Hilfsgütern sei schwierig durch Erdrutsche, Nachbeben und Schlammlawinen. Die Regierung rechne inzwischen mit mehr als 10 000 Toten.

Einsturzgefahr

Im Kathmandutal bestehe in vielen Stadtteilen Einsturzgefahr, so Carolin Dhakal. Weitere Nachbeben werden erwartet. Es gibt kaum Trinkwasser. Die Lebensmittel sollen aus Indien kommen. „Seit gestern gibt es wenigstens wieder zeitweise Strom und der Flughafen in Kathmandu kann von Hilfstransporten angeflogen werden. Aber die medizinische Lage ist desolat. Alle Krankenhäuser sind völlig überfüllt, die Materialien gehen zur Neige, die Flut an Verletzten hält unvermindert an.“ Das Wetter sei untypisch für die Jahreszeit: Es regnet. Das macht die Bergungen schwierig. Wegen der Angst vor Nachbeben versuchen viele, aus dem Kathmandutal herauszukommen. Die Regierung hat dafür 500 Busse zur Verfügung gestellt.

Im Moment, so Carolin Dhakal, ist das ganze Ausmaß der Katastrophe nicht zu überblicken. „Wir selbst sind mit zwei kleineren Hilfsorganisationen in Kontakt, für die wir auch selbst schon in Nepal unterwegs waren“, schreibt sie. Es sind die Vereine „Shakti“ in Würzburg und „Nepalmed“ in Grimma. Der Verein Nepalmed gibt medizinische Hilfe besonders in Kathmandu, im Kathmandutal sowie in Amppipal, wo ein kleines Berghospital in der Nähe der am stärksten betroffenen Region Gorkha/Lamjung steht. Nepalmed will sich jetzt um die Versorgung von Verletzten und den Wiederaufbau im ländlichen Bereich rund um das Amppipal-Hospital bemühen, da in Kathmandu genügend Helfer im Einsatz sind.

Geburtshaus wird abgerissen

Ehemann Nirmal Dhakal ergänzt am Telefon, dass zum Beispiel das Dorf seiner Mutter, wo er aufwuchs, nur 25 Kilometer von Pokhara entfernt ist. Aber dort sind alle Häuser zerstört. „Mein Geburtshaus muss abgerissen werden. Die Menschen haben nur noch das, was sie am Körper tragen.“ Der Ort Gorkha sei unbewohnbar. Dort stand der Palast des ersten Königs von Nepal. Durch solche Aufgaben bekommen die Handwerker allerdings Geld. Sie erneuern auch die Wasserleitungen, das Stromnetz, Straßen und Brücken. „Deshalb ist diese Katastrophe eigentlich auch eine Chance für Nepal. Alles wird besser. Und vielleicht lernen die Menschen und bauen künftig festere Häuser.“

Nirmal Dhakal hat im Augenblick nur Angst, dass der Tourismus für ein Jahr ausfällt. „Wenn keine Touristen kommen, haben wir ein Problem. Wir haben ja keine Industrie. Unsere Einnahmequelle ist der Tourismus.“ Besonders wenn das Medieninteresse nachlässt, ergänzt seine Frau, geht es um die langfristige Unterstützung für den Wiederaufbau. Dann sei persönliches Engagement gefragt – egal ob als Arzt, als Schulklasse mit einer Schulpartnerschaft oder als Mitglied eines Hilfsvereins. „Hier sind den Ideen kaum Grenzen gesetzt.“

Schäden am Haus

Ein Freund der Familie Dhakal ist Werner Bauer, ein erfahrener Himalaya-Bergwanderer. Er vermutet, dass Pokhara auch deswegen glimpflich wegkam, weil der Untergrund fest ist. In Kathmandu ist es anders: Die Stadt steht auf dem weichen Boden eines früheren Sees. Nahe von Kathmandu hat Bauer einen Freund im 20 Kilometer entfernten Ort Phaping. Er ist der zweite Manager des Hotels Haatipan, dem Lieblingsaufenthalt des Bergsteigers. Dieser Freund mit seinen drei Kindern hat Schäden am Haus. „Für ihn hab ich schon überlegt, ob ich nicht im „Fränkischen Hof“ einen Diaabend zu Nepal mache und für ihn sammle. Weil dieses Geld dann direkt ankommt.“

Werner Bauer hat noch zwei Anmerkungen, die nachdenklich machen: Einmal warnte die UN schon vor zwei Jahren vor Erdbeben und gab Schulungen mit roten Warnwesten. „Davon hat aber niemand etwas gesehen.“ Weiter kommt jetzt die Regenzeit mit ihren täglichen Wassergüssen, die extrem sind. „Dann wird alles kritisch werden. Denn wie viele schlafen noch draußen ...“

Info: Spendenkonto Nepalmed, IBAN: DE 67 8609 5484 5000 1667 76 (BIC: GENODEF 1 GMV), Stichwort: Erdbeben, Spendenkonto Shakti: DE 91 7609 050  0101 6090 25 (BIC: GENODEF 1 S 06), Stichwort: Erdbeben.